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0017 - Wolfsnacht

0017 - Wolfsnacht

Titel: 0017 - Wolfsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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Faust einen Volltreffer abbekam, der hätte besser daran getan, vorher seine Knochen zu numerieren.
    Der Messerheld machte einen jähen Ausfall. Zamorra, der darauf vorbereitet gewesen war, wich zur Seite und ließ den Kerl ins Leere stolpern. Als der an ihm vorbeihechtete, donnerte er ihm die Faust auf den Kopf. Es gab ein dumpfes Geräusch, doch der Junge wankte nicht einmal.
    Blitzartig wandte er sich um und stürmte erneut auf Zamorra los.
    Schaum stand ihm vor dem Mund, und in seinen Augen loderte die blanke Mordlust.
    Wieder hatte Zamorra Glück. Um Haaresbreite entging er dem Messer, doch jetzt änderte er seine Taktik. Er packte die Messerhand des Papagallo und ließ diesen unter Anwendung einer Aikido-Technik leerlaufen. Vom eigenen Schwung getrieben und gleichzeitig weitergerissen, segelte der Hobbymetzger durch die Luft und schlug schwer auf dem Geröll auf. Zamorra setzte nach, drehte im Flug den Arm seines Gegners herum und entwand ihm das Messer.
    Dann stemmte er ihm ein Knie in den Rücken und hielt ihn fest.
    »Na, reicht es jetzt? Oder brauchst du noch eine Abreibung?«
    Der Mann unter ihm wandte schwerfällig den Kopf. Seine Augen waren voller Haß.
    »Ich habe es nicht geschafft, doch der Satan wird dich holen«, zischte er so, daß keiner der Umstehenden es verstehen konnte.
    »Viel Zeit bleibt dir nicht mehr. Der Höllenfürst wartet schon!«
    Mit dieser Bemerkung machte er eine schlangengleiche Bewegung, glitt aus dem eisernen Griff seines Bezwingers und verschwand in der Menge.
    Zamorra wollte ihm nachsetzen, doch Nicoles Ruf hielt ihn zurück.
    »Professor, was ist denn nun? Helfen Sie mir jetzt oder nicht?«
    Zamorra tat, wie man ihm geheißen hatte und knotete das Bikini-Oberteil seiner Assistentin zu.
    Als er aufschaute, mußte er schlucken. Die Gruppe Männer, die ihn vorhin noch dicht umdrängt hatte, war verschwunden. Und er hatte nichts gehört, es einfach nicht bemerkt!
    Noch überraschter war er aber, als sich Nicole hinsetzte und ihn mit aller Selbstverständlichkeit fragte: »Nun, Professor, wann fahren wir weiter? Unserer Kranken geht es sicher besser. Uns hält nichts. Also, auf nach Sizilien.«
    Was war denn mit seiner Assistentin los? Sie war doch sonst die Hilfsbereitschaft und Anteilnahme in Person. Und nun wollte sie die unglückliche Italienerin ihrem Schicksal überlassen?
    »Nicole, Sie sagten doch selbst, daß wir hierbleiben sollten, bis diese Signorina Capolli wieder ganz gesund ist. Und jetzt auf einmal fahren?«
    »Machen Sie doch keine dummen Witze, Professor. Ihre Geschichte mit dem Wolf ist ein Ammenmärchen. Da ist nichts Wahres dran. Die haben Sie sich wieder einmal ausgedacht, wie schon so viele andere Dinge. Machen Sie jetzt mit Ihren Späßchen Schluß und kommen Sie.«
    Dabei erhob sie sich, streifte ihr leichtes Frotteekleid über, raffte das Badetuch vom Boden auf und ging davon, ohne sich um ihren Chef zu kümmern.
    Zamorra konnte nichts anderes tun, als ihr zu folgen.
    Als er mit ihr auf gleicher Höhe war, redete Nicole weiter.
    »Heute zu fahren, hat nicht mehr viel Zweck, Professor. Doch morgen in aller Frühe geht es weiter. Heute nacht will ich mich noch einmal ausschlafen.«
    Dabei fiel dem Professor auf, daß ihre Augen einen verträumten Schimmer bekamen. Doch er ging der Sache nicht auf den Grund.
    Auch störte ihn dieses etwas geistesabwesende Benehmen seiner Assistentin. Ihm schien es, als wäre sie nicht Herrin über sich selbst.
    Zum Schein ging er auf den Vorschlag ein.
    »Okay, Nicole. Warum sollen wir uns den Urlaub verderben lassen? Morgen geht es weiter. Morgen in aller Frühe.«
    Nicole sagte nichts weiter dazu. Selbst auf dem Weg zum Hotel sprach sie kein einziges Wort.
    In der Halle drehte sie sich noch einmal um.
    »Ich bin noch müde von heute nacht, Professor. Ich werde heute sehr früh zu Bett gehen. Nehmen Sie bitte etwas Rücksicht darauf. Sie sollten eigentlich meinem Beispiel folgen, denn wir haben noch einen weiten Weg vor uns.«
    Dann lief sie die Treppe hinauf.
    Ja, dachte Zamorra, dem Beispiel werde ich folgen. Und zwar jetzt gleich, doch anders, als Sie denken. Denn ich habe heute nacht noch etwas vor.
    Bei diesem Gedanken fühlte Zamorra in seiner Hosentasche nach dem geheimnisvollen Zettel, den er am Morgen unter seinem Frühstücksteller gefunden hatte.
    ***
    Es war Abend geworden. Im Haus des Arztes brannte kein einziges Licht. Und doch war das Haus von geheimnisvollem Leben erfüllt.
    Dem aufmerksamen Betrachter

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