Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0017 - Wolfsnacht

0017 - Wolfsnacht

Titel: 0017 - Wolfsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
Vom Netzwerk:
Polizeistation zum Stehen.
    Zamorra sprang heraus und rannte zur Tür, die natürlich verschlossen war. Wild trommelte er gegen die Eichenbohlen, daß es durch das Haus dröhnte. Er wußte, daß jemand da sein mußte.
    Denn bei seinem Besuch am Tage hatte er sehen können, daß der Chef der kleinen Polizeitruppe in diesem Gebäude auch seine Wohnung hatte.
    »He, Capitano! Kommen Sie raus! Ich habe Arbeit für Sie! Ein Mord ist geschehen!«
    Es dauerte einige Zeit, bis sich im ersten Stock ein Fenster auftat.
    Der Kopf des Polizeigewaltigen erschien.
    »Was ist denn los? Machen Sie nicht solchen Lärm! Madre mia, die ganze Nachbarschaft wacht ja auf.«
    Dafür, daß er soeben aufgestanden sein mußte und schon lange tief geschlafen haben mußte, wirkte der Capitano ziemlich frisch.
    Zamorra fiel das ganz am Rande auf. Aufgrund der drängenden Situation verfolgte er jedoch diesen Gedanken nicht weiter.
    Statt dessen rief er: »Kommen Sie herunter, Capitano! Ich habe einen Toten im Wagen. Sie müssen Ihre Leute alarmieren! Der Nachtportier vom Hotel ist umgebracht worden. Auf bestialische Weise.«
    »Moment, Signore«, brummte der Polizeikapitän unwillig. »Ich komme sofort. Ich ziehe mir nur etwas über.«
    Zamorra ergab sich in sein Schicksal und wartete. Besonders aufgeregt schien dieser Polizeioffizier ja nicht zu sein. Er tat ja gerade so, als käme hier jeden Tag ein Mord vor. Doch was hatte Carlo Gionti gesagt? Es sind doch schon mehrere Menschen verschwunden, die man nie wieder hat auffinden können. So genau hätte man auch nicht nach ihnen gesucht. Die Leute hätten zuviel Angst vor den Dämonen der Hölle und davor, daß sich der Fluch bewahrheitete.
    Sollte auch der Kapitän zu denen gehören, die genau über die Vergangenheit Bescheid wußten? Man würde ja sehen.
    Ein Schlüssel drehte sich im Türschloß, und Zamorra trat einen Schritt zurück. Die Tür öffnete sich, und der Polizist erschien.
    »Ah, Professor, was war das mit dem Mord? Habe ich Sie da richtig verstanden?«
    Zamorra nickte und bedeutete dem Capitano, ihm zu folgen. Er ging zum Wagen und öffnete die Beifahrertür.
    Neugierig beugte sich Diani vor. Als er die Leiche sah, wurde sein Gesicht grau vor Schreck. Ein zweiter Blick sagte ihm, wer da vor ihm lag.
    Diese Erkenntnis schien ihn noch mehr zu erschrecken. Er wankte, schien in die Knie zu sinken, fing sich jedoch wieder.
    »Nein«, keuchte er, »nein, das darf nicht wahr sein. Mein Gott, was ist hier geschehen? Der Höllenfürst…«
    Den Rest des Satzes verschluckte er, als hätte er Angst, etwas verraten zu können.
    Er wandte sich zu Zamorra um. »Was machen wir mit ihm? Er kann doch nicht in dem Wagen liegenbleiben.«
    Zamorra überlegte kurz.
    »Das beste wird sein, wenn wir ihn bei Ihnen aufbahren könnten. Da ja hier ärztliche Hilfe sowieso zu spät kommt und Sie die Leiche ja noch für die polizeilichen Untersuchungen brauchen, ist sie bei Ihnen am besten aufgehoben.«
    Der Offizier nickte geistesabwesend. »Ja, ja, Sie haben recht.«
    Mit schleppenden Schritten ging er ins Haus. Zamorra hob die Leiche aus dem Wagen und folgte ihm. Der Polizist ging durch den Gang und öffnete links eine Tür. Einige leere Tische und Stühle standen herum. Offensichtlich eine Rumpelkammer.
    Diani machte eine Geste der Entschuldigung. »Einen besseren Raum habe ich nicht zur Verfügung. Wo haben Sie ihn eigentlich gefunden?«
    »Unten am Strand, kurz vor dem Ortsende. Seinen Verletzungen nach muß er von einem wilden Tier angefallen worden sein. Von einem Wolf vielleicht?«
    Zamorra hatte diese Frage unvermittelt gestellt. Die Wirkung war verblüffend.
    Der Polizist zuckte zusammen und wich zurück. In seine Augen, die aus den Höhlen zu treten schienen, schlich sich ein gehetzter Ausdruck.
    »Ein Wolf?« wiederholte er tonlos. Seine Lippen bebten. »Ein Wolf? Nein, nein!« Er schrie es fast. »Nein! Nein, kein Wolf!«
    Er riß sich gewaltsam zusammen. Seine Stimme wurde sachlich.
    »Erst einmal muß die genaue Todesursache festgestellt werden. Und zwar sofort. Da ich bei der Leiche bleiben muß, müßten Sie mir einen Gefallen tun. Holen Sie den Arzt her, daß er die Leiche untersuchen kann. Ich bitte Sie.«
    Zamorra nickte, wandte sich zur Tür und ging nach draußen. Dort stieg er in seinen Wagen und fuhr davon.
    Als er vor Dr. DeZordos Haus bremste, beschlich ihn eine böse Ahnung. Außerdem ging von dem Amulett, das er um den Hals trug, ein sonderbares Brennen aus, das sich in seinem

Weitere Kostenlose Bücher