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0018 - Die Hexenschwestern

0018 - Die Hexenschwestern

Titel: 0018 - Die Hexenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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Liter«, bestellte Nicole. Das war so recht nach ihrem Geschmack. Für Spezialgerichte aller Länder hatte sie schon immer ein Faible.
    Als die Hammelspieße serviert wurden, mußten Nicole und der Professor zugeben, daß man den Orient zu Unrecht allein rühmte, die feinsten Düfte hervorgebracht zu haben.
    Sie zogen das Essen über eine Stunde in die Länge und ließen sich zum Abschluß einen pechschwarzen Mokka servieren, in dem der kleine Löffel tatsächlich stehenblieb.
    Eine halbe Stunde später saßen sie im Flugzeug, und am frühen Abend landeten sie in Ankara.
    Gut, daß Zamorra wußte, in welcher Richtung sie morgen früh weiterfahren mußten.
    Zuerst aber ließ er sich am Flughafen ein Hotel empfehlen, und bald brachte sie ein Bus in die turbulente Stadt, die ihnen in tausend Farben entgegenschillerte.
    Die einzige Stadt mit solchem Glanz, dachte der Professor. Die einzige Stadt in diesem kargen Land.
    Außer der quirlig lebendigen Atmosphäre Istanbuls natürlich, wo Europa in den reißenden Menschenstrom Asiens einmündet.
    Der Professor buchte zwei Zimmer, nahm mit Nicole ein kleines Abendessen ein und ging früh zu Bett.
    Das heißt, er nahm es sich vor. Aber er kam nicht zur Ruhe. Als er sich schlafen legen wollte, ging von seinem Amulett, das er neben sich auf den Nachttisch gelegt hatte, wieder dieser eigentümliche Glanz aus wie in den Abendstunden zuvor.
    Er stand vom Bettrand auf und betrachtete seinen magischen Helfer eingehend. Seltsam, dachte er. Dieses Medaillon war in gewisser Weise ein Medium. Ein Vermittler von geheimnisvollen Mitteilungen und Spuren. Aber war nicht auch er, der die Gebiete des Seelisch-Geistigen beherrschte wie kaum ein anderer, nicht selbst zu einer Art Medium geworden?
    Ein Vermittler zwischen Dämonen und denen, die das Verbrecherische der Dämonen zu bekämpfen hatten?
    Er nahm das Amulett in die Hand und verspürte die gleiche Wärme wie am gestrigen Abend.
    Dann schloß er die Augen.
    Zuerst war es wie ein Nebel vor ihm. Doch bald tauchten Konturen vor ihm auf.
    Konturen von fünf Frauen. Vier davon waren in lange weiße Gewänder gehüllt. Sie kauerten am Boden. In ihrer Mitte hing an einem Gestell ein uralter Kessel, aus dem in brodelnden Schwaden unbestimmbare Dämpfe aufstiegen.
    Die Frauen stießen unverständliche Laute aus, rhythmisch und unheimlich. Professor Zamorra wußte, daß diese Laute nur aus den alten Zauberbüchern der Kabbala stammen konnten. Sie waren Formeln von Rache und Beschwörung.
    Dann sah er die fünfte Frau ganz deutlich.
    Sie stand gefesselt an einem Baumstamm. Ihr Oberkörper war entblößt.
    Und aus vielen Wunden tropfte Blut.
    ***
    Zuerst glaubte die Frau an eine Halluzination.
    Die Schwester des Polizeileutnants Achmud Haddur wollte gerade den Fensterladen zu ihrem Schlafraum schließen, als sie vier schwebende weiße Schleier aus der Felsenschlucht auf ihre Hütte zukommen sah.
    Als die vier Erscheinungen näher kamen, erkannte sie, daß es sich um vier junge Frauen handelte. Sie hielt sie für Damen aus der feinen Gesellschaft, die manchmal in einer dieser modernen Benzinkisten herausgefahren kamen, um sich ein wenig frische Gebirgsluft um die Nasen wehen zu lassen.
    Dabei kam es häufig vor, daß Spaziergänger in der unwegsamen Gegend die Orientierung verloren. Schon oft waren Wanderer vorbeigekommen, denen Frau Haddur den Weg zeigen mußte.
    Die Frau eilte hinaus und ging den vier vermeintlichen Damen entgegen.
    Freundlich erkundigte sie sich, ob die jungen Damen vom Weg abgekommen seien.
    »Wir sind auf dem richtigen Weg«, sagte Clea, die älteste der Likargos-Töchter.
    »So?« fragte Frau Haddur verwundert. »Dann kommen Sie bestimmt nur deshalb bis zu meiner armseligen Hütte, um sich zu erfrischen? Darf ich Ihnen einen Krug vom guten Quellwasser bringen? Leider habe ich keinen Wein im Haus. Oder darf es etwas anderes sein? Ein Stück Brotfladen? Ein paar Datteln oder Feigen?«
    »Nichts da!« sagte die älteste der vier jungen Frauen barsch.
    »Nichts von alledem!«
    »Aber womit kann ich Ihnen eine Freude machen?« fragte die Schwester des Leutnants unterwürfig. »Was darf ich Ihnen nur anbieten?«
    »Deinen Leib!« sagte Clea mit harter Stimme.
    Der Frau blieb der Mund vor Schreck offenstehen.
    »Wie soll ich das verstehen, meine Damen?« fragte sie ängstlich.
    »So wie du es hörst. Wir fordern deinen Leib, Schwester des Leutnants Haddur!«
    »Bei Allah! Sie kennen mich?«
    »Wir kennen jeden Haddur. Und du bist

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