0018 - Die Hexenschwestern
eine der letzten, die wir uns holen. Wir wollen dein Blut. Hast du mal etwas von den Lamias gehört?«
Da wurde die Frau bleich wie die Wand und fiel vor Clea auf die Knie nieder.
»Laßt mich am Leben!« bettelte sie und begann zu schluchzen.
»Ich gebe euch alles, was ich habe…«
»Wir brauchen nichts. Nichts außer dem Blut der Haddurs. Packt sie!« rief Clea den Schwestern zu und ging in das Haus. Nach einer Minute hatte sie gefunden, wonach sie suchte. Mit zwei festen Stricken bewaffnet kam sie aus dem Haus zurück. Sie warf die Fesseln ihren Schwestern zu.
»Bindet sie an den Baum dort drüben! Das ist ein hübscher Platz für sie.«
Ana und Hiara kamen dem Befehl sofort nach. Frau Haddur zitterte vor Angst am ganzen Körper. Die Mädchen kümmerten sich nicht darum. Hart rissen sie den Körper der Frau vom Boden hoch und schleiften ihn hinüber zu dem Baum.
Es war ein Feigenbaum mit einem ziemlich dünnen Stämmchen, aber die Kräfte der schwachen Frau würden nicht ausreichen, sich zu befreien, wenn sie erst einmal mit Stricken daran festgebunden wäre.
Hiara formte eine Schlaufe an einem Ende des Stricks und wand den Rest um den Baum, an dessen Stamm Ana sie fest anpreßte.
Dann steckte sie das Ende des Stricks durch die Schlaufe und wand die starke Fessel mehrmals um den Stamm.
Immer fester zog sie an, und immer gellender wurden die Schreie der gepeinigten Frau.
Dann kam Irina, die jüngste der vier, heran und faßte nach dem Kleid der gequälten Frau.
Mit einem Ruck riß sie den Stoff in Fetzen. Frau Haddur trug nichts unter dem Kleid, so daß ihre Brüste den Blicken der Mädchen preisgegeben waren.
»Such einen Kessel«, befahl Clea der jungen Irina. Das Mädchen lief los und durchsuchte das Haus.
Bald kam sie mit einem alten Kupferkessel zurück, dessen Wert sich die Bewohner in der Gegend nicht mehr vorstellen konnten.
»Es ist noch Glut im Herd«, sagte Irina.
»Gut«, gab Clea zurück. »Dann setze das Wasser auf und bringe es zum Kochen.«
Irina lief wieder zurück, und die drei anderen brachen zwei der stärksten Äste von dem Feigenbaum. Die steckten sie in den Erdboden. Oben steckten sie einen dritten Ast in die kleinen Gabeln der ausgesuchten Zweige. Dort sollte der Kessel mit dem kochenden Wasser aufgehängt werden.
Frau Haddur hatte einen großen Klagegesang auf sich selbst angestimmt. Sie winselte, bettelte um ihr Leben. Aber die Töchter des alten Likargos, von dem hier niemand mehr den Namen kannte, hörten nicht auf ihre flehenden Bitten.
Sie breiteten Tücher auf dem Boden aus. Dann band Hiara ihr Brusttuch auf und entnahm ihm zwei undefinierbare Beutel.
Eine seltsame und schauerliche Zeremonie begann. Irina brachte den Kessel mit heißem Wasser. Hiara schüttete den Inhalt der beiden Beutel hinein, als Ana und Clea den Kessel mit Hilfe eines Hakens an dem Ast aufgehängt hatten. Dann begannen sie einen diabolischen, wilden Tanz um den Kessel, aus dem jetzt wohlriechende Dämpfe aufstiegen.
Clea gab einen hohen, schrillen Ton von sich. Ihre Schwestern wiederholten ihn. Dann kam ein dumpfer Laut aus Cleas Kehle. Auch der wurde von den anderen wiederholt.
Alte Zauberworte, uralte Formeln aus der Welt der Dämonen waren das. Und jeder Schritt, jeder Ton während des Tanzes unterlag ebenso uralten Riten. Die Hölle hatte vier ihrer blutgierigsten Vertreterinnen ausgesandt.
Und die vier jungen Hexen hatten das nächste Opfer in ihre Gewalt gebracht.
Nach dem Abklingen der letzten Zauberformel stürzte sich Clea als erste auf die gefolterte Frau.
»Her mit deiner Brust, Schwester des Sohnes von Mädchenschändern!« rief sie mit schriller Stimme. Dann ließ sie ihre Fingernägel aufblitzen, die scharf wie Krallen waren.
Der nächste Schrei der Frau war kilometerweit zu hören in diesem öden Land am Fuß der Berge.
Auch Leutnant Achmud Haddur hörte ihn.
***
Was war das? dachte Achmud Haddur.
Schrie hier ein Wolf so gräßlich durch die Dunkelheit der einsetzenden Nacht?
Oder konnte ein Mensch so schreien?
Noch nie hatte er einen solchen Schrei gehört – noch nie? dachte er bei sich.
Und ob er ihn schon gehört hatte!
Es waren nicht viele Stunden seitdem verflossen. Achmud Haddur mußte an jenen schrillen Schrei seines Sohnes denken. Auf dem Friedhof. In Gegenwart einer jungen Frau, die verführerisch schön aussah und wie alle Teufel der Hölle handelte.
Da war der Schrei wieder!
Greller, spitzer noch als der des jungen Achmud!
Ein Schrei der
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