0018 - Die Hexenschwestern
gar nichts. Die fünf Menschen wollten es selbst.
Oder das Schicksal.
Zwei von ihnen hatten einen bekannten Beweggrund für ihre Reise. Es handelte sich um die junge Sekretärin Nicole Duval, die ihren Chef, den Professor Zamorra, von Ankara nach Chattusa begleiten sollte.
Das Motiv für die anderen drei Menschen war ganz anderer Natur.
Es waren drei Männer. So dachte man. Wenigstens beim ersten Hinsehen.
Drei Männer bestiegen einen ziemlich verdreckten alten Landrover. Aber wer die Abfahrt beobachten konnte, mußte bald erkennen, daß es sich nur um zwei Männer handelte. Die dritte Person stand ihren Mann zwar auch. Aber es war eine Frau. In langen Männerhosen, einem derben Jackett und einem Hut, der verstaubt war wie der klappernde Landrover, der jetzt auf die alte Königsstraße gelenkt wurde.
Es war die alte persische Königsstraße, die einmal von Susa bis hinauf zum Schwarzen Meer geführt hatte. Heute hatte diese Stelle der Straße am oberen westlichen Euphrat nur noch Bedeutung für Menschen, die sich mit Geschichte und Archäologie befaßten.
Und gerade das taten die drei Menschen in dem Landrover. Der älteste von ihnen, ein Mann von vierundfünfzig Jahren, war der international bekannte englische Archäologe Rixby. Professor Steve Rixby war mit seiner Tochter und seinem Assistenten, dem jungen Ted Larryfair, an den Euphrat gefahren, um hier einige Ausgrabungen vorzunehmen.
Aber er mußte die angeheuerten Hilfsarbeiter aus Syrien und der Türkei bald wieder entlassen. Eine geheimnisvolle Kunde war in Windeseile durch das Land geeilt. In Chattusa hatte man nach einem heftigen Unwetter unter den Trümmern eines alten Palastes wertvolle Kunst und Gebrauchsgegenstände gefunden! Funde aus Silber, Kupfer und Gold. Die Boten meldeten, daß wertvolle Kannen und Pokale, seltener Schmuck und vor allem die begehrten alten Tafeln mit Inschriften darunter waren.
Professor Rixby hatte alles stehen- und liegenlassen und zum Aufbruch gemahnt. Gut, er hatte noch keine Genehmigung für eine Ausgrabung in Chattusa. Aber die würde er sich schnell in Ankara besorgen können. Sogar telefonisch, wenn es sein mußte. Rixby war dort in wissenschaftlichen Kreisen ein hochgeschätzter Mann. Er hatte nicht nur dem Museum seiner Vaterstadt in England, sondern auch den türkischen Museen und dem Land selbst große Dienste geleistet.
Pamela Rixby, seine sechsundzwanzigjährige Tochter, war Feuer und Flamme für das neue Vorhaben. Die Grabungen am Euphrat hatten Zeit.
Mit einem Augenzwinkern sah sie zu Ted Larryfair, dem Assistenten, hinüber. Er machte einen ziemlich gleichgültigen Eindruck. Euphrat oder Chattusa, was war das für ein Unterschied?
Der langgewachsene, etwas schlaksige junge Mann war eigentlich gegen seinen Willen zu diesem Beruf gekommen. Er hatte nur den Professor bewundert, der in vielen anerkannten Büchern einige Tontafeln in verschiedenen alten Sprachen entziffert hatte. In jahrelanger, mühsamer Kleinarbeit zwar, aber wer machte Rixby das schon nach!
Dann war aus der Bewunderung eine Mitarbeit geworden. Und zu dieser Mitarbeit war schließlich noch seine Verliebtheit gekommen.
Die kesse, wendige, schlaue Pamela hatte es dem jungen Archäologen sehr angetan. Sie fühlte das, und sie ließ ihn absichtlich zappeln, weil sie ihn noch für ziemlich grün und unausgegoren hielt, wie sie selbst sagte.
Ted aber wußte nicht, wie er Pamela von seiner Liebe überzeugen konnte. Schließlich war Pamelas Vater eine Kapazität. Und Ted wollte nicht in den Ruf kommen, sich ins gemachte Nest zu setzen.
Oder gar noch auf das Privatmuseum des Professors zu spekulieren.
Geduldig ließ er die Kleinarbeit der Ausgrabungen über sich ergehen. Alte Mauern waren eben alte Mauern. Nichts als Steine und Staub. Und hin und wieder mal so eine angeknabberte alte Münze, lehmverschmiert und dreckig, für die man sich heute keine Coke mehr kaufen könnte. Oder so eine dämliche alte Schüssel, ein Krug ohne Henkel, der dann für zehntausend Dollar an ein Museum verscheuert wurde.
Nee, dachte Ted. Wenn da wenigstens mal mit so ‘ner schnuckeligen Mumie zu rechnen wäre! Süß und jung und frisch erhalten wie ein kühles Blondes im Eisfach!
Keine Abwechslung, so ein Job, dachte Ted Larryfair.
»Was denkst du, Ted?« fragte Pamela und setzte einen Schmollmund auf, weil er sich während der langen Fahrt kaum mit ihr unterhielt.
»Ich denke, wir sagen deinem Vater mal endlich Bescheid«, gab Ted zurück.
»Worüber
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