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0018 - Die Hexenschwestern

0018 - Die Hexenschwestern

Titel: 0018 - Die Hexenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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denn?«
    »Na, über alles. Daß wir heiraten werden. Und daß ich raus will aus dem ewigen Gebuddel in alten Mauerresten. Ich möchte einen Job an der Uni oder in einem passenden Institut.«
    »Findest du den Job hier immer noch uninteressant?« fragte Pamela lachend.
    »Das weißt du doch, Mädchen. Drei Wochen den Buckel krumm machen für nichts und wieder nichts, und dann als Ausbeute ein Dutzend alter Tonscherben. Ich möchte mich richtig ansiedeln können. Einen Studienplatz, einen Forschungsplatz finden.«
    »Aber hier ist so viel Interessantes dabei«, verteidigte Pamela den Beruf ihres Vaters.
    »Quatsch! Alles langweilig. So, als ob man Tag für Tag dieselben Affenhintern im Zoo begucken müßte. Nichts Neues, nichts Lebendiges. Es kotzt mich an, basta.«
    »Und was würde der junge Lord einmal entdecken wollen, so in alten Mauern und Ruinen?«
    »Ach, was echt Tolles«, sagte Ted. »Eine Mumie, die zum Verrücktwerden hübsch und lebendig ist. Oder so ein richtig gruseliges Gespenst, das wäre mir noch lieber.«
    Er ahnte nicht, daß sein Wunsch bald auf grausame Weise in Erfüllung gehen würde.
    Es war Professor Rixbys Grundsatz, niemals in Hotels zu übernachten. Wenn er zu einem der internationalen archäologischen Kongresse fuhr, bemühte er sich, bei Freunden oder Kollegen unterzukommen. Und während der Ausgrabungsarbeiten wurde im Freien übernachtet.
    Das Team war mit einem hochmodernen und geräumigen Zelt ausgerüstet, das selbst dem stärksten Unwetter trotzte.
    Spät am Abend erreichten sie die Außenbezirke der Stadt Chattusa. Sofort machten sie sich daran, das Zelt aufzurichten. Ted Larryfair rammte den tragenden Mittelpfeiler in die Erde, und Pamela half ihren Vater beim Aufziehen der Zeltplane.
    Der Boden wurde mit weiteren Planen bedeckt. Sie schützten vor Kälte und Nässe. Eine gewisse Gemütlichkeit wurde durch einige Felle und Langhaarteppiche erzielt.
    Dann packte Ted die Schlafsäcke aus, während Pamela die letzten Bolzen durch die Halteringe in die Erde trieb.
    Sie war gerade mit ihrer Arbeit fertig, als sie einen schrillen Schrei hörte.
    Das Team war bei seinem Eintreffen wie Wesen von einem anderen Stern begafft worden. Zuerst waren es Kinder und Halbwüchsige, die dem Wagen mit Gejohle folgten und staunend das Aufrichten des Zeltes beobachteten. Bald hatten sich auch viele Erwachsene zu der Gruppe gesellt und sahen dem Treiben der seltsamen Fremden zu.
    Pamela sah auf. Etwa zehn Meter vor ihr stand eine Frau. Im Schein der Fackeln erkannte Pamela die angstgeweiteten Augen der Fremden.
    Die Frau starrte auf den Rest einer alten Stadtmauer.
    Pamela mußte genau hinsehen, um zu erkennen, was die Ursache für den angstvollen Schrei war.
    Dann sah sie das Unglaubliche.
    Zwei unheimliche Wesen, in lange weiße Gewänder gehüllt, schwebten an der Mauer entlang, einem unbestimmten Ziel entgegen.
    Aber das war nicht das Sonderbare, nicht das Erschreckende an der unbegreiflichen Erscheinung. Die beiden Frauen trugen eine dritte Frau in ihrer Mitte, die sich unter deren Zugriff hin und her wand!
    Eine Sekunde darauf war der Spuk verschwunden, als hätte es ihn nie gegeben.
    Ted Larryfair, der nicht an übermenschliche Kräfte und Erscheinungen glaubte, ließ den Hammer fallen, den er umspannt hielt, und wollte auf die Mauer zueilen. Er dachte eher, daß er der makabren Szene einer Folkloreveranstaltung beiwohnen könnte.
    Pamela wollte ihn zurückhalten.
    »Bleib hier, Ted«, rief sie ihm zu. »Es könnte dir etwas zustoßen!«
    »Was denn?« gab er lachend zurück. »Von diesen Frauen etwa? Ich will sehen, was die treiben und wohin sie gehen.«
    Auch die Frau, die den Schrei ausgestoßen hatte, beobachtete den jungen Engländer. Aus den Gesten verstand sie Teds Absicht. Sie trat vor ihn hin und hob beschwörend die Hände.
    Ted verstand natürlich kein Wort von dem, was sie da vor sich hin sprudelte. Er erkannte nur, daß sie ihn davon abhalten wollte, den fremden Frauen nachzugehen.
    »Lamias!« rief die Frau ganz verzweifelt aus. Dieser Ruf setzte sich in der Menge der Gaffer fort.
    »Lamias!« rief einer dem anderen zu.
    Da sah Ted Larryfair, wie die Mütter entsetzt ihre Kinder an der Hand nahmen und zurück in die schützenden Häuser eilten. In weniger als einer Minute war der Platz vor dem Zelt menschenleer.
    Pamela versuchte noch einmal, Ted von seinem Vorhaben abzuhalten. Aber der ließ sich nicht beirren.
    »Ein lustiger Mummenschanz, weiter nichts«, sagte er. »Ich

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