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0019 - Ich - und der große Ausbruch

0019 - Ich - und der große Ausbruch

Titel: 0019 - Ich - und der große Ausbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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ihnen in den Rücken fallen. Sage es weiter, aber paßt auf, daß sie euch in der Zwischenzeit nicht überrumpeln. Die Wärter lassen wir euch als Deckung da.«
    »Okay, okay«, sagte der Mann mit dem Revolver nervös. »Aber beeilt euch. Ich habe Angst, daß die Cops bald kommen.«
    »Unsinn«, antwortete Collin. »Wer sollte die Cops benachrichtigen können? Also, mach’s gut. Du hörst ja, wenn wir von hinten über Pauls herfallen.«
    »Hals- und Beinbruch«, sagte der Mann, der nicht wußte, daß er verraten worden war.
    Der Platz vor Block III war leer bis auf die paar Gestalten, die regungslos und erstarrt dort lagen. Collin, dessen Gemüt so kalt war wie ein Eisberg, steckte sich eine Zigarette an. Gleichgültig ließ er seinen Blick über die Mauern gleiten, die ihm als lebenslängliche Begrenzung vom Gesetz zugewiesen worden waren und in deren Mitte jetzt — wie eine Wunde — die Bresche des mit Blut und Gewalt aufgebrochenen Tores klaffte.
    Collin wartete. Nacheinander traten die Sträflinge auf den Hof, die Frederic Collin ausgesucht hatte für den Fall, daß sein Plan nicht ganz funktionieren würde. Alles in allem waren es vierzig Mann, und nur diese vierzig wußten, in welcher Weise Fred Collin vorgesorgt hatte, um die Freiheit nicht nur zu gewinnen, sondern auch zu behalten.
    »Los«, sagte er, als er seine Gang, seine zukünftige Bande, von denen nicht einer ohne Waffen war, zusammen hatte. »Setzt euch in Trab. Ich habe das Gefühl, daß es höchste Zeit wird.«
    Sie liefen im gemäßigten Tempo über den Hof und aus dem Tor, aber sie schlugen nicht den Weg zur Straße ein, die vom State Jail zum Highway nach New York führte, sondern sie rannten die Mauer entlang.
    Graus, ein kleiner Ganove aus dem dritten Block, der keinen Revolver erwischt hatte und der so lange unschlüssig überlegt hatte, welchen Weg er am besten einschlagen sollte, daß er jetzt immer noch in der Nähe des Gefängnisses herumlungerte, sah die Gruppe und erkannte Collin an der Spitze.
    Glücklich, sich anschließen zu können, nicht selbst entscheiden zu müssen, setzte er sich in Trab, rannte den Männern nach, überholte sie, blieb an Collins Seite und fragte keuchend: »Hast du einen Trick zum Türmen, Fred? Darf ich mitkommen?«
    Collin blieb stehen, und während die vierzig rechts und links an ihnen vorbeifluteten, hob er die Faust und schlug den kleinen Graus mit zwei wuchtigen Hieben nieder. Graus war so überrascht, daß sein bescheidenes und unterwürfiges Lächeln noch nicht richtig erloschen war, als er knockout am Boden lag. Collin rannte den anderen nach.
    Die Zuchthäusler, die in Block II darauf warteten, daß Collin Pauls in den Rücken fiel, warteten vergeblich.
    ***
    Das ist die Geschichte des Gefängnisaufstandes im State Jail, oder richtiger, das sind die Tatsachen. Aus Hunderten, nein, aus Tausenden von Aussagen sind sie später rekonstruiert worden. Zur Stunde aber, da dieser Aufstand durchgeführt wurde, ahnte kein Polizist in ganz New York, daß zehn Meilen jenseits der Stadtgrenze der Teufel los war. Auch das FBI ahnte nichts, und auch ich dachte um zehn Uhr nicht im Traum daran, daß heute noch etwas Aufregendes passieren könnte.
    Phil und ich, wir saßen in meinem Büro, und wenn Sie es nicht weitersagen, will ich Ihnen gern erzählen, womit wir beschäftigt waren. Wir schlürften einen Drink. Alkoholfrei, versteht sich.
    Die Zentrale in Washington suchte einen Mann, und sie hatte uns noch nicht einmal mitgeteilt, aus welchen Gründen sie diesen Mann suchte. Sie besaß ein Schriftstück von ihm, handgeschrieben, und sie beauftragte kalt lächelnd jeden FBI-Distrikt, die Handschrift der männlichen Einwohner des Bezirks mit der Schrift auf diesem Brief zu vergleichen.
    Nun, unser Hauptquartier teilte sich den Job. Die eine Hälfte schleppte Schriftproben herbei, die andere verglich, auch Phil und ich. Es waren ein paar tausend Handschriften. Es war entsetzlich langweilig, immer den gleichen blödsinnigen Text zu lesen, und vor allen Dingen, es war überhaupt kein Ende abzusehen.
    Gegen zehn Uhr dröhnten plötzlich die Lautsprecher im Haus.
    »Achtung!« sagten die Lautsprecher im ganzen Hauptquartier. »Achtung! Mitteilung an alle. Alarmstufe la!«
    Alarmstufe la! Das bedeutete, daß jeder G-man alles liegen- und stehenzulassen hatte, was immer er gerade bearbeitete. In der ganzen Zeit, die ich beim FBI zugebracht hatte, war Alarmstufe la bis zu diesem Novembermorgen nicht gegeben worden. Im

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