002 - Das Henkersschwert
ab. »Steig aus!« sagte er, ohne sie anzusehen.
Coco fügte sich. Sie überquerten die Straße und gingen auf den Roten Berg zu einem kleinen Hügel, von dem aus man einen prächtigen Überblick über Wien hatte. Coco war schon als Kind oft hier gewesen. Sie hatte hier mit ihren Geschwistern gespielt und hatte hier zum erstenmal auf Skiern gestanden. Jetzt kam ihnen eine alte Frau entgegen, die sie aber nicht beachtete. Dorian ging voran. Sie kamen an einigen schneebedeckten Bänken vorbei. Coco konnte sich nicht vorstellen, was er ihr zeigen wollte. Es gab zwei Wege, die auf den Hügel führten: Einer stieg sanft an, der andere war eigentlich kein richtiger Weg, sondern wurde von Kindern benützt, die gern kletterten. Diesen steilen Aufstieg hatte Dorian gewählt. Er ging rasch, und Coco folgte ihm. Sie erreichten den flach ansteigenden Weg. Dorian blieb kurz stehen, sah sich aufmerksam um, und ging dann auf einige Sträucher zu. Kein Mensch war zugegen. Er schob die kahlen Äste eines Baumes zur Seite und schritt einen schmalen Weg entlang, der um den Hügel herumführte. Abermals blieb er stehen. Ein merkwürdiges Lächeln umspielte seine Lippen. Seine Augen blickten sie kalt an. »Tritt näher!« sagte er heiser. »Tritt näher und sieh, was ich dir zeigen will!«
Coco kam zögernd näher.
»Komm schon!« brüllte er. »Komm!«
Sie ging an ihm vorbei und blieb entsetzt stehen. »Nein!« schrie sie und wollte davonlaufen, doch Dorian packte sie am Arm und riß sie zurück. Das Gesicht des Mädchens war vor Entsetzen erstarrt.
»Nicht!« schrie sie. »Bitte, laß mich gehen!«
Sie sah seine geballte rechte Faust heranrasen und wollte dem Schlag ausweichen, doch sie reagierte eine Sekunde zu spät. Der Hieb traf sie genau am Kinn. Dorian hatte alle Kraft in den Schlag gelegt, so daß sie ohnmächtig zusammensackte. Höhnisch lachend kniete er neben der Bewußtlosen nieder, knöpfte ihren Mantel auf, legte sie auf den Bauch und zog ihr den Mantel aus. Dann drehte er sie brutal auf den Rücken, öffnete ihre weiße Bluse, hakte ihren Büstenhalter auf, zog den Reißverschluß ihres kurzen Rockes herunter und schob den Rock über ihre Schenkel. Sekundenlang hielt er inne und starrte den halbnackten Körper an. Sie ist schön, verdammt schön, dachte er, doch er ließ sich nicht von den Reizen ihres Körpers blenden. Entschlossen zog er ihre Stiefel aus und riß die Strumpfhosen und das winzige Höschen herunter. Coco war nun völlig nackt. Er drehte sie wieder auf den Bauch und holte aus seiner Manteltasche einen Strick. Innerhalb weniger Augenblicke hatte er ihr die Hände auf den Rücken gebunden. Das Mädchen begann sich leicht zu bewegen. Rasch drehte er sie um und klebte ihr ein Stück Pflaster über den Mund. Dann richtete er sich halb auf. Er keuchte.
Der Atem hing wie eine weiße Wolke vor seinem Mund. Es war bitterkalt. Er lachte wild, als Coco die Augen aufschlug.
»Brenne, Hexe, brenne!« keuchte er und hob sie hoch. Langsam ging er auf den Scheiterhaufen zu, den er vor einer Stunde aus Ästen und Holzstücken aufgeschichtet hatte.
»Hexen müssen brennen!« rief er und schleuderte Coco auf den Scheiterhaufen. »Du bekommst deine Strafe, verfluchte Hexe!«
Cocos Augen baten um Gnade, als sich Dorian bückte und sein Feuerzeug herausholte. Er knipste es an und steckte eine alte Zeitung in Brand. Innerhalb weniger Sekunden züngelten hohe Flammen von ihren Rändern empor. Er trat einen Schritt zurück. Einer der Äste fing Feuer.
»Brenne Hexe, brenne!« schrie er wieder.
Coco sah ihn an. Ihre dunkelgrünen Augen waren nun voller Schmerz. Wie ein hilfloses Tier, schoß es Dorian durch den Kopf. Sie bewegte sich nicht und schloß die Augen. Nur ihre nackte Brust hob sich rascher und rascher. Einige der dickeren Holzstücke begannen zu glosen, doch sie wollten nicht richtig brennen.
»Verflucht!« brüllte Dorian wütend, als das Feuer erlosch. Er probierte es nochmals, doch innerhalb weniger Sekunden erstickten die Flammen erneut.
»Freu dich nicht zu früh, verdammte Hexe!« brummte er. »Du mußt brennen. Ich hole Benzin. Dann wird es funktionieren.« Er steckte das Feuerzeug ein, stand auf und drehte sich um. Überrascht blieb er stehen. Vor ihm stand Norbert Helnwein. »Was tun Sie hier?« schrie Dorian und rannte auf den Alten zu. »Verschwinden Sie!« Er hatte ihn am Mantelkragen gepackt und schüttelte ihn hin und her.
Doch Helnwein zeigte keine Furcht. »Lassen Sie mich los!« sagte er.
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