002 - Der Safe mit dem Rätselschloß
Angabe über den Inhalt des Buches machen?«
»Nein«, kam die Antwort. »Ich habe die dunkle Erinnerung, daß es zum größten Teil rein wissenschaftlich geschrieben war und ein paar Zeichnungen und Abbildungen von frühen Formen des Alphabets enthielt - das Zeug, wie man’s im Konversationslexikon und hinten in alten Lehrerbibeln findet.«
Nachdem die beiden Männer ihre Plätze im Auto eingenommen hatten, wendete es und richtete seine hellen Scheinwerfer wieder auf die Straße nach London.
»Dies Rätsel stammt aus einem Buch, Das uns gebracht des Heils genug«, flüsterte Angel seinem Gefährten ins Ohr, und Jimmy nickte. Mit keinem Gedanken kümmerte ihn in diesem Augenblick das Vermögen, das in dem großen Safe in der Lombard Street auf ihn und seinen Freund wartete. Er war erfüllt von Angst um das Mädchen, das, ohne es zu ahnen, im Besitz des Wortes war, das es morgen zur reichen Erbin machen konnte. Spedding hatte rasch gehandelt, und - daran zweifelte er nicht - Connor würde ihm helfen. War das Buch noch im Besitz des Mädchens, so hatte Spedding es jetzt in Händen und würde sofort sein Glück versuchen.
Dunkle Ahnungen bedrückten ihn, und obwohl das Auto mit höchster Geschwindigkeit durch die Nacht sauste, obwohl der wieder einsetzende Regen gegen die Windschutzscheibe peitschte und die Stöße des großen Wagens ihn hin und her warfen, ging ihm alles noch viel zu langsam.
Ein kleines Ereignis unterbrach die Eintönigkeit der Fahrt. Als der Wagen auf einem besonders engen Wege um die Ecke flog, wäre er beinahe in ein anderes Auto hineingesaust, das mit halsbrecherischer Geschwindigkeit aus der entgegengesetzten Richtung kam. Ein hastiger Austausch von Flüchen zwischen den beiden Chauffeuren, und die Wagen rasten weiter.
Sie fuhren zunächst zu Kathleens Wohnung. Streatham war öde und menschenleer. Als sie um die Ecke der stillen Straße bogen, wo das junge Mädchen wohnte, ließ Angel den Wagen halten und stieg aus. Mit einer Taschenlampe leuchtete er den Boden ab.
»Vor weniger als einer halben Stunde stand hier ein Auto«, sagte er und zeigte auf nicht zu verkennende Ölspuren.
Er klingelte, und beinah sofort erschien eine ältliche Dame in einem lose umgeworfenen Schlafrock, die ihn bat, einzutreten.
Heute nacht scheint kein Mensch überrascht, uns zu sehen, dachte Angel mit bitterem Humor.
»Detektiv Angel von Scotland Yard«, stellte er sich vor. »Kathleen ist nicht da«, teilte sie ihm fröhlich mit. Jimmy wurde es bei ihren Worten schwer ums Herz. »Ja«, sagte die alte Dame, »Herr Spedding, der berühmte Rechtsanwalt, hat sie vor einer Stunde abgeholt und« - sie wurde zutraulich -, »da ich das Interesse der Herren für den Fall kenne, kann ich Ihnen ja mitteilen, daß alle Hoffnung besteht, meine Nichte noch heute in den Besitz ihres Vermögens zu bringen.«
Jimmy stöhnte. »Bitte erzählen Sie weiter«, sagte Angel. »Dies stellte sich heraus, als von einem Buch die Rede war, das meine Nichte vor Jahren geschenkt erhielt und das ohne meine Sorglichkeit bestimmt verlorengegangen wäre.«
Jimmy verwünschte leise ihre Sorglichkeit. »Als wir nach dem Tode von Kathleens armem Vater hierhergezogen sind, mußte ich eine Menge Sachen unterbringen, darunter Massen von Büchern, die Kathleen verkaufen wollte, aber ich dachte -«
»Wo sind die Bücher?« fragte Angel rasch. »Auf einem alten Grundstück von uns - dem einzigen, das meinem armen Bruder noch blieb«, erwiderte sie traurig, »und auch nur, weil es zu sehr heruntergewirtschaftet war, um Käufer anzulocken.«
»Wo? Wo?« Angel war sich bewußt, wie unhöflich seine Ungeduld war. »Verzeihen Sie mir, gnädige Frau«, sagte er, »aber es ist unbedingt erforderlich, daß ich Ihrer Nichte sofort nachfahre.«
»Es liegt an der Straße nach Tonbridge«, antwortete sie steif. »Soviel ich mich erinnere, ist es irgendwo zwischen Crawley und Tonbridge, aber genau weiß ich es nicht. Kathleen kennt sich dort gut aus; deshalb ist sie mitgefahren.«
»Irgendwo an der Straße nach Tonbridge!« wiederholte Angel hilflos.
»Wir können den Spuren des Autos folgen«, meinte Jimmy.
Angel schüttelte den Kopf.
»Wenn es überall so regnet wie hier, sind sie verwischt«, erwiderte er.
So standen sie eine Weile, Jimmy an einem feuchten Handschuhfinger kauend, Angel ins Leere starrend. Dann fragte Jimmy unvermittelt:
»Haben Sie eine Bibel?«
Die alte Dame ließ sich ihre Verwunderung über diese Frage deutlich anmerken.
»Ich
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