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002 - Die Angst erwacht im Todesschloss

002 - Die Angst erwacht im Todesschloss

Titel: 002 - Die Angst erwacht im Todesschloss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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schon gespielt hatten.
    Bobby Finnigan war von dieser stillen, fremden Kinderwelt fasziniert. Er
setzte sich auf einen Stuhl, öffnete die verzierten, handgeschnitzten, farbigen
Schränkchen, wühlte in dem Reichtum von Kinderbildern und Kinderbüchern und
konnte sich nicht satt sehen an den Dingen, die es hier gab. Jedes Mal, wenn er
kam, entdeckte er etwas Neues. Es war nur schade, dass sein Vater immer so
schnell wieder abreisen musste. Er hielt sich nie lange im Schloss auf. Der
Junge warf einen Blick auf die Uhr und erschrak. Es waren schon zehn Minuten
vergangen. So schnell eilte die Zeit dahin. Er musste zurück, um pünktlich zu
sein. Er brauchte gut fünf Minuten bis zum Auto. Bobby stieß die Tür des
Kinderpavillons auf und rannte hinaus in den Nebel. Die Wolljacke des Jungen
verfing sich in einem der kahlen Äste. Bobby drehte sich um, löste die Maschen
von dem Zweig – und erblickte ein goldenes Kettchen.
    Im ersten Moment war er verwirrt und stand wie erstarrt.
    Gold?
    Ob das wirklich Gold war? Es war so neu, es glänzte.
    Der Junge löste es vom Zweig und sah, dass das Amulett daran nicht ganz
verschlossen war.
    Das Schloss war nicht eingeschnappt. Er hielt die beiden geöffneten Teile
in den Händen, blickte auf das ovale Papier, das fleckig und runzlig von der
Feuchtigkeit war, und sah die mit rotbrauner Tinte geschriebene Nachricht: Mord im Todesschloss!
    Darunter stand ein Datum: 23.10.
    Der Junge drehte das Papier in den Händen. Er sah das Gesicht einer
hübschen jungen Frau auf der anderen Seite.
    Plötzlich fühlte Bobby, wie ihn eine seltsame Erregung packte. Hatte er
etwas Wichtiges entdeckt? Einen Mord?
    War gestern – da war der 23. gewesen – ein Mord geschehen? Hatte jemand
versucht, eine Nachricht aus dem Schloss zu schmuggeln? Aber derjenige war dann
offensichtlich doch nicht mehr dazu gekommen.
    Bobbys kindliche Phantasie spielte ihm die verrücktesten Überlegungen zu.
Doch war da einiges, was auch ein dreizehnjähriger Junge begriff. Die Polizei
musste von diesem Kettchen erfahren.
    Darüber war sich Bobby im nächsten Moment vollkommen sicher.
    Die Nachricht war schließlich für sie bestimmt ... Mit zitternden Händen
steckte er das Kettchen mit dem Amulett in seine Tasche und zog den
Reißverschluss zu. Dann rannte er auf den Schatten des Towers zu, hielt sich
links und eilte danach am Seitenflügel des riesigen Bauwerkes entlang. Er
erreichte glücklich das Hauptportal. Der Junge sah die schemenhaften Umrisse
von drei Personen am Eingang. Das waren sein Vater, der Diener John und eine
dunkle, hagere Gestalt, vermutlich die Hausdame.
    Finnigan verabschiedete sich von den Bediensteten. Er nahm den Scheck
entgegen, und Bobby hörte, wie sein Vater versprach, die neue Bestellung
ebenfalls zur Zufriedenheit des Schlossherrn auszuführen.
    Der Junge huschte in den Ford. Bobby wischte über die Stirn. Er war außer
Atem geraten und fühlte sein Herz heftig pochen.
    Sein Vater freute sich, dass der Dreizehnjährige – wie versprochen –
pünktlich zurückkam und er nicht auf ihn zu warten brauchte.
    Bobby nickte nur wortlos.
    Finnigan merkte, dass etwas mit seinem Sohn nicht stimmte. Die Aufregung,
die Bobby ausstrahlte, spürte er beinahe körperlich. Doch noch ehe der Mann
eine diesbezügliche Bemerkung machen konnte, sprach Bobby ihn an. »Ich muss dir
etwas sagen, Vater«, stammelte der Junge.
    Finnigan warf einen raschen Blick zur Seite. »Hast du etwas ausgefressen?
Ich hoffe, du hast im Pavillon nichts kaputtgemacht? Das müsste ich bezahlen,
Bobby.«
    »Nein, nein ... es ist nichts von ... alledem.« Der Junge begehrte leise
auf, als er merkte, dass sein Vater nicht weiterfahren wollte. »Fahr' weiter,
Dad! Schnell! Sonst, sonst – untersuchen sie uns vielleicht noch!«
    »Hast du etwas gestohlen, Bobby?«, fragte Finnigan schnell. Seine Stimme
wurde um eine Nuance schärfer, und zwischen seinen Augen entstand eine steile
Unmutsfalte.
    Der Junge schüttelte den Kopf. Er konnte kaum noch reden. »Ich werde es dir
sagen, Vater ... , aber fahr schnell weiter! Ich werde es dir zeigen, wenn das
Schloss ... hinter uns liegt. Wir müssen ... zur Polizei ... Ich glaube, es ist
etwas ... Schreckliches passiert, hier im Schloss ... gestern ... am 23.
Oktober.«
    Die Lippen des Mannes wurden schmal wie ein Strich. Er kniff die Augen
zusammen.
    Was redete sein Junge für einen Unsinn?
    Natürlich, man erzählte sich allerlei über das Schloss. Und er selbst
fühlte sich nie ganz wohl

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