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0020 - Der Mord, der mir den Atem nahm

0020 - Der Mord, der mir den Atem nahm

Titel: 0020 - Der Mord, der mir den Atem nahm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: der mir den Atem nahm Der Mord
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ich ihm ins Wohnzimmer. Ich sagte ihm, daß ich nach Chicago oder sonst in eine Stadt fahren würde, wo ihn keiner kennt und wo er nicht seine guten Beziehungen spielen lassen kann, um mir dort einen Anwalt zu suchen. Ich wollte mich scheiden lassen. Zuerst lachte er nur. Dann spürte er wohl, daß es mir ernst war. Er behauptete, daß ich ihm nichts nachsagen könnte. Ich sagte ihm, daß Rosabel bezeugen würde, wie er mich behandelt hat und daß er heute sogar eine fremde Frau in der Nacht mit ins Haus gebracht hatte. Da schlug er mich. Ich sagte ihm, eher könnte er mich totschlagen, ehe er mich von meinem Vorsatz abbringen könnte, die Scheidung durchzusetzen. Er wurde sehr jähzornig. Schließlich riß er die mittlere Schreibtischschublade auf und nahm eine Pistole heraus. Ich lief erschrocken in die Bibliothek. Ich wollte schreien, aber ich konnte nicht. Zum Glück kam er mir nicht nach. Ich ließ mich in der Bibliothek auf den Diwan fallen und weinte. Plötzlich gab es nebenan einen lauten Knall. Ich dachte, er hätte die kostbare alte Vase zerschlagen, die ich als einziges Andenken noch von meiner Mutter habe, und lief hinüber ins Wohnzimmer. Da lag er. Vor seinen Füßen war eine Pistole auf dem Teppich. Ich bückte mich und hob sie auf. Ich sah, daß er tot war. Alles in mir war kalt. Ich hatte kein Mitleid. Ich war auch nicht sehr erschrocken. Es war, als ob endlich etwas geschehen sei, auf das ich immer gewartet hatte. Ich setzte mich in den Sessel und in mir war alles leer. Ich hatte ihn nicht aus einer romantischen Liebe heraus geheiratet, warum soll ich das verheimlichen? Ich hatte nichts anderes erreichen wollen, als endlich nicht mehr hungern, nicht mehr frieren zu müssen. Ich wollte der Armut entkommen. Das war alles. Aber ich hatte den besten Willen, ihm eine gute Frau zu werden, trotz des Altersunterschiedes. Aber er stahl mir meine Jugend und behandelte mich dafür wie ein Tier. Zwei Jahre lang hatte dieser Alp auf mir gelegen, zwei Jahre lang hat es in meinem Leben keine Minute gegeben, wo ich mir nicht ausgemalt hatte, wie das Leben sein könnte, wenn ich meine Freiheit wieder gewinnen sollte. Und plötzlich war das Wirklichkeit. Plötzlich lag er kalt und stumm zu meinen Füßen. Ich weiß nicht mehr genau, wie es weiterging. Irgendwann kam Rosabel ins Zimmer. Ich glaube, sie sagte irgend etwas. Ich weiß nicht, ob ich geantwortet habe. Dann waren plötzlich die vielen Männer von der Polizei da. Sie nahmen mir die Pistole aus der Hand und schickten mich herauf in mein Schlafzimmer. Ich habe ihnen versprochen, daß ich nichts weiter tun werde als auf sie zu warten. Ich glaube, sie halten mich für schuldig. Aber es wird sich gewiß alles auf klären, nicht wahr?«
    »Sicher«, sagte ich, obgleich ich noch nicht sehr davon überzeugt war. Denn mit ihrer Erzählung war die ganze Geschichte noch verwickelter geworden.
    »Als Sie den Knall hörten, wie lange brauchten Sie da, bis Sie im Wohnzimmer waren?«
    »Höchstens drei Sekunden. Die Türen von der Bibliothek und dem Wohnzimmer liegen ja genau nebeneinander.«
    »Kam Ihnen nicht jemand entgegen?«
    »Nein. Wer hätte mir denn entgegenkommen sollen? Außer Rosabel und mir war doch keiner weiter im Hause!«
    »Kam jemand in der Zeit, als Sie im Wohnzimmer saßen, herein?«
    »Nein!«
    »Hätte vielleicht jemand hinter Ihrem Rücken das Wohnzimmer betreten können? Vielleicht ganz vorsichtig, vielleicht sogar kriechend?«
    »Das ist doch ausgeschlossen! Ich konnte doch von dem Sessel direkt auf die Wohnzimmertür blicken!«
    Ich schlug meine Fäuste aneinander. »Aber irgendwer muß doch wieder ins Wohnzimmer gegangen sein!« rief ich aus. »Von allein kann sich doch ein Fenster nicht zuriegeln!«
    »Wieso?«
    Ich stand auf und ging unruhig hin und her.
    »Die Verandatür von innen zugeriegelt. Die Fenster von innen zugewirbelt. Durch die einzige Tür, durch die der Täter überhaupt das Wohnzimmer noch hätte verlassen können, kommen Sie innerhalb von drei Sekunden nach dem Schuß. Er hätte Ihnen also geradezu in die Arme laufen müssen! Wenn es stimmt, was Sie sagen, daß Sie nämlich innerhalb von drei Sekunden am Tatort waren — dann muß der Täter überirdische Fähigkeiten haben!«
    Sie begriff erst jetzt, in welche Situation sie geraten war. Ihre Augenbrauen zogen sich zu einem schmalen Strich zusammen. Sie hauchte erschrocken etwas, was ich nicht verstehen konnte. Noch bevor ich etwas dazu sagen konnte, klopfte es laut und

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