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0020 - Im Landhaus der Schrecken

0020 - Im Landhaus der Schrecken

Titel: 0020 - Im Landhaus der Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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die man bequem in einer Handtasche bei sich tragen konnte; aber bis zum heutigen Tag war es nur beim Wollen geblieben. Dabei hätte ein Anruf bei John Sinclair genügt, und die Behörden hätten ihr keine Schwierigkeiten bei der Ausstellung eines Waffenscheines gemacht.
    Morgen. Gleich morgen wollte sie John um diesen kleinen Gefallen bitten.
    Aber was machte sie heute?
    Ihr Blick glitt über die Wohnzimmerwand. Im vergangenen Jahr hatte sie in Südamerika gedreht. Eine sechsteilige Abenteuerserie für das britische Fernsehen. Es war nur eine Nebenrolle. April hatte sie eigentlich nur angenommen, weil sie dadurch gratis nach Südamerika kam.
    Sie hatte von dort eine Menge Klimbim mit nach Hause gebracht. Unter anderem einen Krummdolch, in dem angeblich magische Kräfte wohnten.
    Auch einen Tsantsa – einen Schrumpfkopf – hatte sie sich andrehen lassen. Jedesmal, wenn sie ihn ansah, lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken, und sie versuchte, sich einzureden, er wäre nicht echt.
    Beherzt griff April Asher nach dem Krummdolch. Ihre Finger verkrampften sich um den mit Edelsteinen besetzten Griff. Mit zugeschnürter Kehle schlich sie auf die Wohnzimmertür zu. Sie legte ihre Hand auf die Klinke und drückte diese behutsam nach unten.
    Gespannt blickte sie in die geräumige Diele.
    Niemand war zu sehen.
    Nachdem das Mädchen mehrmals tief durchgeatmet hatte, trat es aus dem Wohnzimmer. Ihre Atemtechnik half ihr stets gegen Lampenfieber und Premierenangst, wenn sie Theater spielte. Sie vermochte sich auf diese Weise schnell zu beruhigen.
    In der Diele verharrte sie einen Moment lauschend.
    Der Kühlturm tickerte in der Küche. Wasser rauschte in einem der oberen Appartements durch die Leitung. Das waren alles vertraute Geräusche, April empfand sie nicht als störend. Sonst hörte das Mädchen nichts.
    Dennoch begab sie sich zur Tür. Sie wollte feststellen, ob sich jemand daran zu schaffen gemacht hatte.
    April nahm die Vorlegekette nicht weg, als sie die Wohnungstür aufzog. Auch auf dem Gang war niemand. Am Türschloß waren keinerlei Kratzspuren zu entdecken. Nirgendwo konnte April Asher Spuren von Gewaltanwendung finden. Ihre Nerven flatterten.
    Sie mußte sich das Türklappen vorhin eingebildet haben.
    Aufatmend drückte sie die Tür wieder zu.
    Eigenartig, dachte sie. Daß man sich das so sehr einbilden kann. Ich hätte geschworen, die Tür hätte geknallt.
    Entspannt schob sie den Krummdolch in die tiefe Tasche ihres Bademantels. Sie kam sich mit dem Ding plötzlich lächerlich vor.
    Verrückt, sagte sie zu sich. Da liest man Tag für Tag diese Schauergeschichten in den Zeitungen, bis man in seinen eigenen vier Wänden zu spinnen anfängt.
    Sie war froh, sich geirrt zu haben.
    Dennoch blieb ein ganz winziger Rest von Zweifel in ihr zurück. Sie versuchte, ihr Mißtrauen zu unterdrücken, doch sie wußte aus Erfahrung, daß ihr das für die nächsten Stunden nicht gelingen würde. Ein Mann gehört ins Haus, fand sie. Sie war eines jener selbständigen Mädchen, die der Meinung waren, es ginge auch ohne einen männlichen Partner ganz gut. Wenn sie an die vielen unerfreulichen Szenen mit Lionel Haggart dachte, stand sie heute noch zu dieser Ansicht. Dennoch erkannte sie mehr und mehr, daß die Nähe eines Mannes einer Frau nicht nur sexuell etwas zu geben vermochte. Ein Mann konnte einer Frau darüber hinaus auch das Gefühl von Geborgenheit vermitteln. Immer vorausgesetzt natürlich, es war der richtige Mann.
    Lionel war es nicht gewesen.
    Er war eifersüchtig, launisch und streitsüchtig gewesen, und April war froh, daß dieses Kapitel endgültig hinter ihr lag.
    Aber sie wollte Joe Coller, der ihr seit geraumer Zeit so hartnäckig nachlief, nicht mehr so betont unterkühlt behandeln wie bisher. Damit würde sie ihn überglücklich machen. Und dann hatte sie jenen männlichen Schutz, nach dem sie sich in diesem Augenblick so sehr sehnte. Joes Körperbau war respekteinflößend.
    Im Wohnzimmer verspürte April großes Verlangen nach einem zweiten Glas Whisky.
    Sie begab sich zur in die Mahagoniwand eingebauten Hausbar.
    Plötzlich fühlte sie sich feindselig angestarrt. Sie goß schnell ihr Glas voll und fuhr dann mit stockendem Atem herum.
    Schon wieder glaubte sie, einem Irrtum aufgesessen zu sein, denn außer ihr befand sich keine Menschenseele im Raum.
    Oder doch?
    Jacqueline Flagg war von einem geheimnisvollen Monster umgebracht worden. April fühlte sich von diesem Gedanken plötzlich gepeinigt.
    Von

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