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0020 - Im Landhaus der Schrecken

0020 - Im Landhaus der Schrecken

Titel: 0020 - Im Landhaus der Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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fragte Georgina, die mit diesen drei Buchstaben nicht klarkam.
    »Wir machen alles«, klärte der Mann sie auf. »WMA.«
    »Ach so«, sagte Georgina.
    »Wir besorgen Kränze, wenn einer stirbt. Wir stellen jedermann jederzeit einen Chauffeur zur Verfügung. Wir bringen Blumen, spielen Babysitter, helfen mit Musikern aus, wenn Sie eine Gartenparty geben möchten. Es gibt nichts, was WMA nicht macht, Madam.«
    »Na schön, und was führt Sie hierher?« erkundigte sich Georgina verwirrt.
    »Eine Lieferung, Madam.«
    »Wir haben nichts bestellt«, sagte Georgina Mingoon verwundert.
    »Es ist nichts zu bezahlen, Madam. Sie brauchen bloß den Empfang der Waren zu quittieren, das ist alles.«
    »Worum handelt es sich denn?«
    »Einen Augenblick, Madam«, sagte der WMA-Mann.
    Er nickte seinem Kollegen zu. Sie begaben sich zu einem kleinen Transporter, der in zweiter Spur parkte, und schleppten eine Kiste herbei, die so groß war, daß ein Mann bequem darin liegen konnte. Georgina wollte die WMA-Leute nicht einlassen, doch die kräftigen Kerle ließen sich nicht aufhalten. Sie stapften an Georgina vorbei. Der eine rammte ihr seinen Ellenbogen in den Bauch und murmelte: »Entschuldigung, Ma’am.«
    Der andere fragte: »Wo dürfen wir die Kiste abstellen?«
    Georgina fühlte sich überrumpelt. Sie wollte protestieren. Aber da stand die Kiste schon in einer Ecke, und einer der Kerle hielt ihr den Quittungszettel unter die Nase. Perplex über soviel Eigenmächtigkeit kritzelte sie mit dem Kugelschreiber ihren Namen auf das Papier, und damit hatte es sich.
    Die WMA-Männer empfahlen sich und verließen den Antiquitätenladen.
    Der Motor ihres Transporters brummte, und sie fuhren ab.
    Georgina stand mit offenem Mund da und schüttelte fassungslos den Kopf. So etwas war ihr noch nicht untergekommen.
    Erstaunt wandte sie sich um. Dort stand die Kiste, deren Annahme sie eigentlich verweigern wollte. Was befand sich in ihr? Wer hatte sie bestellt? Jerry vielleicht?
    Hätte er da nicht wenigstens sagen müssen: »Hör zu, da kommt in nächster Zeit eine Lieferung. Sollte ich nicht zugegen sein, nimm du sie für mich in Empfang.« Hätte er nicht zumindest das sagen müssen? Dann hätte sie Bescheid gewußt und sich ausgekannt. Aber so?
    Jerry befand sich an diesem Abend nicht in London. Er war geschäftlich nach Birmingham gereist, und Georgina hatte keine Ahnung, in welchem Hotel er abgestiegen war. Neugier befiel sie. Teufel, was befand sich in dieser Kiste? Georgina wollte es wissen. Sie holte Hammer und Stemmeisen und machte sich ans Werk. Zehn Minuten später fiel der Kistendeckel krachend auf den Boden.
    Georgina Mingoon erblickte einen in Holzwolle gebetteten, uralten eisernen Behälter, dessen Oberfläche kunstvoll verziert war.
    »Eine Eiserne Jungfrau«, sagte sie gepreßt, und unwillkürlich fragte sie sich, wie viele unglückliche Menschen in diesem abscheulichen Marterinstrument, das sie für absolut echt hielt, schon ihr Leben gelassen hatten…
    ***
    Die dünne Strumpfhose flatterte auf den Boden. April Asher trug nur noch ihren winzigen weißen Slip, aus dem sie nun mit einer schlängelnden Bewegung schlüpfte. Wie jeden Abend betrachtete sie sich mit kritischen Blicken im Spiegel. Sobald die Schinderei im Studio ein Ende hatte, wollte sie vier Wochen Pause einlegen und die verlorenen Pfunde langsam wieder hinzufuttern. Wenn sie aber weiterhin so stark abmagerte, würde die hübsche Form ihrer Brüste darunter zu leiden haben. Das wäre eine Katastrophe gewesen, denn in ihrem nächsten Film hatte April einige Nacktszenen zu drehen, und sie hätte sich in Grund und Boden geschämt, wenn der Produzent verlangt hätte, sie in diesen Szenen zu doubeln.
    Die Schauspielerin öffnete die Schiebetür des Schlafzimmerschranks, entnahm einen blütenweißen Frotteemantel und schlüpfte in das angenehm wohlige Ding.
    Danach machte sie sich auf den Weg ins Bad.
    Plötzlich stutzte sie.
    War da nicht eben die Wohnungstür ins Schloß gefallen? Bei diesem Gedanken klopfte ihr Herz sofort schneller. Tag für Tag waren die Zeitungen voll von Berichten über die abscheulichsten Verbrechen. April erschrak, als ihr dazu das Ende von Jacqueline Flagg einfiel, das sie beinahe miterlebt hatte. Es war draußen im Garten passiert, während sie drinnen in Oscar Nolans Haus gelacht und getanzt hatte.
    Ein Einbrecher?
    April sah sich mit fiebernden Augen um. Womit sollte sie sich bewaffnen? Schon lange wollte sie sich eine kleine Pistole kaufen,

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