0020 - Im Landhaus der Schrecken
Laufpaß gegeben«, sagte John.
»Ich hab’ sie neulich in einer Familienshow gesehen. Sie war phantastisch.«
John lachte. »He, he. Der gewaltige Suko fängt doch nicht etwa wie ein Primaner zu schwärmen an.«
Der Chinese grinste breit. »Suko ist schließlich auch nur ein Mann.«
John schüttelte den Kopf und sagte feixend: »Wer hätte das gedacht.«
***
April Asher kam hundemüde nach Hause.
Sie schlüpfte aus ihren hochhackigen Pumps, in denen sie ohnehin vor Schmerz kaum laufen konnte, begab sich ins Wohnzimmer und knipste alle Lichter an. Zur Erfrischung goß sie sich einen Drink ein. Seufzend ließ sie sich in einen jadegrünen Sessel fallen. Sie drückte das Whiskyglas an ihre Wange und ärgerte sich, weil sie sich von ihrem Agenten hatte breitschlagen lassen, die Werbespots fürs Fernsehen zu machen.
In ihrem ganzen Leben hatte sie noch nie so hart arbeiten müssen.
Eine richtige Plackerei war das.
Und als Nichtraucherin zu rauchen, war auch nicht gerade eine Kleinigkeit. Sie hatte tagelang geübt, damit sie sich vor der Kamera nicht blamierte. Mehr als einmal war ihr dabei schlecht geworden, und sie hatte zahlreiche Mahlzeiten ausgelassen, obwohl sie das gar nicht nötig gehabt hätte, denn ihre Figur war makellos.
Das heißt, jetzt war sie das nicht mehr so ganz. Sie hatte mehrere Pfunde abgenommen.
Hinzu kam auch noch der Ärger mit dem unmöglichen Regisseur, dem grundsätzlich nichts paßte, was April machte. Es war zwischen ihm und der attraktiven rothaarigen Schauspielerin bereits zweimal zu einem heftigen Streit gekommen, bei dem die Fetzen flogen.
April Asher hatte beim zweitenmal wutentbrannt gedroht, den ganzen verdammten Kram hinzuschmeißen. Zum Glück war ihr Manager gerade im Studio gewesen. Er hatte eine halbe Stunde auf sie eingeredet, hatte ihr verständlich zu machen versucht, wie ungeheuer wichtig die Spots für sie wären. Die hierfür geschriebenen Texte wären gescheit und witzig, sagte er, und würden gewiß sehr viel dazu beitragen, ihre Popularität noch schneller als bisher zu vergrößern. Bald würde jedermann sie kennen. Bald würden Angebote eintrudeln, nach denen sich ihre Kolleginnen die Finger leckten. Natürlich, sagte der wortgewandte Agent, wäre es der lausigste Job, den April jemals getan hätte. Aber sie hatte ihm selbst gesagt, daß sie bereit wäre, für den Erfolg bis zum Umfallen zu arbeiten. Nun, diese Gelegenheit hatte sie jetzt. Der Erfolg würde sich einstellen, sobald die Spots abgedreht und gesendet würden. So lange müsse April wohl oder übel durchhalten.
April trank ihr Glas leer und stellte es auf den gläsernen Beistelltisch.
Jetzt wünschte sich das Mädchen eine heiße Dusche, die den Ärger des Tages aus ihren Poren herauswaschen würde. Kein Radio mehr. Kein Fernsehen. Kein Buch. Keine Illustrierte. April sehnte sich nur noch nach dem erquickenden Schlaf, denn morgen ging die harte Plackerei ja wieder weiter.
Morgen.
Wie es aussah, sollte es für April Asher kein Morgen mehr geben.
Doch davon ahnte das hübsche Mädchen zu diesem Zeitpunkt noch nichts…
***
Die Warringtons, die Mingoons und April Asher hoben sich John Sinclair und Suko für den nächsten Tag auf. Danach konnten sie die Namensliste ad acta legen. John hoffte, wenigstens von einer dieser Personen einen Hinweis zu bekommen, mit dem sich etwas anfangen ließ. Während Suko nach Hause fuhr, kreuzte John noch mal kurz im Yard auf.
Glenda Perkins, seine Sekretärin, war natürlich nicht mehr im Haus. Es war schließlich einundzwanzig Uhr dreißig. John setzte sich an seinen mächtigen Schreibtisch und machte sich auf einem Blatt Papier einige Notizen. Jeder Juwelier in London wußte, daß Scotland Yard das Kollier von Jacqueline Flagg suchte. John hatte veranlaßt, daß man diese Leute von der Fahndung in Kenntnis setzte. Sobald das wertvolle Schmuckstück bei einem der Juweliere auftauchte, würde im Yard das Telefon klingeln, denn kein seriöser Geschäftsmann würde sich an dieser heißen Ware die Finger verbrennen wollen.
Neben dem Telefon lag der Bericht der Spurensicherung.
Man hatte sich um die Glasscherben gekümmert, die John auf der Straße vor Oskar Nolans Grundstück entdeckt hatte.
Splitter eines zerbrochenen Scheinwerferglases waren es, stand in dem Bericht. Vermutlich von einem Wagen des Typs Ford. Älteres Modell. Wie diese Splitter auf die Straße gekommen waren, hatten die Spezialisten nicht herausbekommen. Möglicherweise sei jemand
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