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0020 - Venus in Gefahr

Titel: 0020 - Venus in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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einem Vogel ziemlich ähnlich sah.
    Der ultrarote Strahl schien das Tier zu beunruhigen. Der Kopf ruckte nach oben, und Rhodan konnte den wenigstens zwei Meter langen, spitzen Schnabel sehen.
    „Neutronenstrahl!" befahl Rhodan, ohne den Blick von dem Filter zu wenden. „Ein Hundertstel!"
    Der Befehl wurde sofort ausgeführt.
    Die schwächste Energiestufe des Neutronenstrahls reichte gerade aus, um das Tier fühlen zu lassen, daß etwas nicht in Ordnung war. Es breitete die Flügel aus und erhob sich mit klatschendem Geräusch, das das Außenmikrophon übertrug, ein paar Meter über die Baumkrone. Von dem Menschen, der vorhin geschrien hatte, war nichts zu sehen. „Ein Zehntel!" befahl Rhodan. Die Intensität des Neutronenstrahls verstärkte sich. Das Tier stieß einen spitzen Schrei aus und versuchte davonzufliegen. „Impulsstrahler!" rief Rhodan. Die fürchterliche Waffe erfaßte das Tier mitten im Flug und ließ es in den Dschungel hinunterstürzen.
    Rhodan beschleunigte aufs neue. Das Laubwerk des Baumriesen erwies sich als dicht genug, das Fahrzeug zu halten. Rhodan setzte ab und ermahnte seine Leute, beim Aussteigen vorsichtig zu sein.
    Jenseits der kleinen Luftschleuse empfing sie der entsetzliche Gestank des verbrannten Tierkörpers. Sie balancierten auf armstarken Ästen, die die Krallender Echse von jeglichem Laub befreit hatten, und fanden mit Hilfe ihrer Handscheinwerfer den schlaffen Körper dessen, der vorhin um Hilfe geschrien hatte, in einer Astgabel liegend.
    Rhodan untersuchte den Mann, bevor sie ihn zum Shift schleppten. Seine Uniform war zerrissen, und er blutete aus verschiedenen Wunden. Rhodan beträufelte sie mit einem blutstillenden Medikament aus der arkonidischen Apotheke der STARDUST. Er kannte den Mann nicht. Aber seiner Uniform nach gehörte er zu den Ostblockleuten. Wenn er am Leben blieb, würde er wichtige Hinweise liefern können.
    Sie transportierten ihn vorsichtig zu ihrem Shift und flogen zum Lager zurück. Unter dem Einfluß der Medikamente, die Rhodan dort zur Verfügung standen, gewann der Mann sehr rasch sein Bewußtsein zurück. Als er erwachte, empfand er keine Schmerzen, dafür hatte Rhodan gesorgt. Ein wenig verwundert sah er sich um. Dann stützte er sich auf die Ellbogen und richtete sich auf.
    „Wo bin ich?" fragte er auf russisch.
    „Ich verstehe Sie nicht", antwortete Rhodan. „Sprechen Sie Englisch?"
    Der Mann nickte.
    „Sind Sie … Rhodan?" fragte er zögernd. Rhodan nickte. „Und wer sind Sie?" Es mochte sein, daß der Mann nicht die Absicht gehabt hatte, Rhodan aufrichtig zu antworten. Wenn Rhodan ihn auch aus den Fängen der Echse gerettet hatte, so blieb er trotzdem ein Gegner. Aber Rhodans Blick, den ungeheuren Willen und die vitalen Energien eines relativ Unsterblichen ausstrahlend, begleitete die Frage mit suggestivem Zwang. Der Mann konnte nicht anders, als die Wahrheit zu sagen.
    „Mein Name ist Trewuchin. Ich bin Adjutant des Generals Tomisenkow."
    Rhodan nickte befriedigt. Dann stellte er weitere Fragen. Und Trewuchin, obwohl er sich vorgenommen hatte, Rhodan nach Kräften in die Irre zu führen, antwortete aufrichtig und ohne zu zögern.
     
    *
     
    Tomisenkow kam nicht zum Schlafen.
    Die Rippe schmerzte, und die Ereignisse des vergangenen Tages waren selbst für einen abgehärteten Mann wie den General mehr, als er im Augenblick verdauen konnte. Wenn es ihm je gelang, wenigstens in eine Art Halbschlaf zu versinken, dann tauchten kurz darauf feuerspeiende, glutäugige Flugechsen vor ihm auf, wollten ihn mit dem langen Schnabel beim Kragen packen und schreckten ihn mit einem halblauten Schreckensschrei wieder auf.
    Er wälzte sich auf die rechte Seite und starrte die Wand des Buschwerks an, die sich schwarz gegen den sonderbar grauen Himmel abhob. Die dichte Atmosphäre und die Nähe der Sonne, dachte er müde. Auf Venus wird es niemals völlig hell, dazu ist die Luft zu dick, und niemals völlig dunkel, dazu leitet die Luft das Licht zu gut.
    Ein Scheinwerfer nahm seine müde Arbeit auf und beschrieb einen langsamen Kreis. Der Kreis begann im Norden, schwenkte nach Osten und kam nach Süden herüber. Tomisenkow kniff die Augen zusammen, um nicht geblendet zu werden, wenn der Lichtkegel das Buschwerk erfaßte.
    Er wollte die Augen zusammenkneifen, aber dann ließ er es sein. Er sah etwas. Die Büsche bewegten sich, und etwas Breites, Klobiges schob sich daraus hervor. Tomisenkow war der einzige, der es im Licht des Scheinwerfers gesehen hatte.

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