0021 - Anruf aus dem Jenseits
da mußte er wieder hinaus in die Welt und sich anderen Wind um die Nase wehen lassen. »Möchtest du dich nicht wieder hinlegen?« fragte er.
»Nein, nein, Darling. Bewegung tut gut. Außerdem ist es hier nicht so heiß wie draußen.«
Sheila strich sich über ihr Gesicht. »Ich gehe ins Bad, Bill, und mache mich etwas frisch.«
»Okay.«
Sheila verließ den Livingroom, der in seiner Größe schon mehr einer Halle glich.
Bill tat Eiswürfel in ein Glas und goß Orangensaft darüber. In kleinen Schlucken trank er das erfrischende Getränk. Da klingelte das Telefon.
Rasch setzte Bill das Glas ab und meldete sich.
Rauschen. Mehr nicht.
»Hallo!« Bill räusperte sich. »Hallo, melden Sie sich! Wer sind Sie?«
Plötzlich hörte Bill eine Stimme. Sie schien vom Ende der Welt zu kommen. Bill preßte den Hörer dicht an sein Ohr, um die Stimme überhaupt verstehen zu können.
»Helft mir – das Jenseits ruft euch – ich bin Gefangener – es ist schlimm. Sheila – ich…«
Bill rann eine Gänsehaut über den Rücken. Von einer Sekunde zur anderen wurde sein Gesicht weiß. Er kannte die Stimme, hatte sie schon gehört, wußte jedoch nicht, wo er sie unterbringen sollte.
»Reden Sie lauter. Melden Sie sich doch!« rief er in den Hörer. »Was ist denn los?«
»Ich – ich – kann nicht. Es ist so schwer…«
Bill trat der Schweiß aus allen Poren. Er faßte den Anruf nicht als Scherz auf.
»Wie können wir Ihnen helfen?«
»Der Seelenhändler – ihr müßt den Seelenhändler…« Die Stimme war weg. Nur noch Rauschen in der Leitung.
Bill Conolly hielt den Hörer noch ein paar Sekunden in der Hand. Als er hörte, daß Sheila die Tür zum Bad aufzog, ließ er ihn rasch auf die Gabel sinken.
Sheila erschien in der offenen Tür. »Hat da nicht eben das Telefon geläutet?«
»Ja.«
Sheila trat näher. »Und? Wer hat angerufen?«
Bill wollte seiner Frau auf keinen Fall die Wahrheit sagen und suchte fieberhaft nach einer Ausrede. »Die Zeitung«, sagte er. »Es ist von der Zeitung angerufen worden.«
Prüfend blickte Sheila ihrem Mann ins Gesicht. »Stimmt das auch?«
Bill versuchte zu lächeln. »Warum nicht? Du weißt doch, daß ich oft angerufen werde.«
»Okay, wenn du das sagst.« Sheila wollte noch etwas hinzufügen, doch dann verzerrte sich ihr Gesicht.
»Was ist?« fragte Bill hastig.
»Die Wehen, Bill.« Sheila ging unsicher zu einem Sessel. »Ich glaube, es ist soweit, Bill, ich…« Sie ließ sich in den Sessel fallen und preßte die Hände gegen den gewölbten Bauch. »Ruf in der Klinik an, Bill. Wir müssen hinfahren.«
»Ja, ja, sofort.« Bill Conolly wurde nervös. Den Anruf hatte er bereits vergessen. Jetzt zählte nur noch Sheila. Die Nummer des Krankenhauses hatte er auswendig gelernt. Als er sie in die Tastatur drückte, zitterten seine Finger.
Eine freundliche Frauenstimme meldete sich.
»Hier Conolly. Sie wissen wahrscheinlich Bescheid. Die Wehen haben bei meiner Frau eingesetzt. Also, wir…« Bill war durcheinander. Sheila beobachtete ihn mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.
»Immer mit der Ruhe, Mr. Conolly. Sollen wir Ihnen einen Wagen schicken, der Ihre Frau abholt?«
»Nein, nein, ich will sie selber bringen. Das schaffe ich schon.«
»Ist recht. Bis gleich dann.«
Bill legte auf. Sheilas Koffer war bereits gepackt. Er stand in der Garage. Bill hatte den Beifahrersitz des Porsche so gestellt, daß Sheila mehr lag als saß.
Der Reporter half seiner Frau beim Einsteigen. »Fühlst du dich gut?« fragte er.
»Ja.« Sheilas angespanntes Gesicht strafte ihre Antwort Lügen.
Vorsichtig fuhr Bill den Weg zum Tor hinunter, das er mit der Fernbedienung öffnete. Trotz der Sorgen, die Bill Conolly quälten, hatte er den geheimnisvollen Anruf nicht vergessen.
Er beschloß, von der Privatklinik aus seinen Freund John Sinclair aufzusuchen. Der würde ihm sicherlich weiterhelfen.
***
Ich hockte vor meiner Schreibmaschine. Keiner elektrischen, sondern einem über zehn Jahre alten Hackkasten mit verschmierten Typen und ausgeleierten Federn.
Ich spielte Adler. Der Zeigefinger kreiste über der Tastatur, um dann blitzschnell niederzustoßen, wenn er den richtigen Buchstaben gefunden hatte.
Warum ich vor der Maschine saß? Ich mußte einen Vierteljahresbericht schreiben.
Draußen war herrliches Sommerwetter. An Dämonen und Geister wollte ich jetzt nicht denken, ich hoffte auf eine gute Fee, die mich von der schrecklichen Schreibtischarbeit erlöste. Die gute Fee
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