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0021 - Satans eigene Schrift

0021 - Satans eigene Schrift

Titel: 0021 - Satans eigene Schrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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sehr leicht gefunden.
    Im Vorgarten des Hauses wucherte ein Meer von Blumen. Zamorra öffnete das Gartentor und ging über einen geziegelten Weg zur Haustür. Dort betätigte er die Klingel.
    Es dauerte gar nicht lange, und schlurfende Schritte ertönten im Hausflur. Eine Klappe in der Haustür öffnete sich, ein Paar mißtrauischer Augen erschien dahinter, und eine heisere weibliche Stimme fragte: »Was wollen Sie? Wer sind Sie? Wir möchten nicht gestört werden. Gehen Sie.«
    Die Frau wollte die Klappe schon wieder schließen, doch Zamorra drückte mit der Hand dagegen.
    »Madame, ich kann Sie sehr gut verstehen. Ich habe heute nacht alles mit angesehen, und ich kann Ihnen nachfühlen, wie Sie jetzt empfinden. Ich wäre auch unter normalen Umständen gar nicht gekommen und hätte Sie gestört, doch die Sache duldet keinen Aufschub. Es geht hier um Leben und Tod. Das ganze Dorf ist in Gefahr. Und wahrscheinlich kann nur Monsieur Tibaud mir weiterhelfen. Melden Sie mich bitte an. Mein Name ist Zamorra, Professor Zamorra.«
    Zamorra wurde in ein Arbeitszimmer geführt. In einem Sessel in der Nähe des Fensters saß der Polizist und starrte nach draußen.
    Bei Zamorras Eintritt drehte er sich um und versuchte ein freundliches Begrüßungslächeln.
    »Monsieur, ich habe Sie doch heute nacht schon gesehen. Glauben Sie denn immer noch an Ihre Geister und Dämonen? Ich habe Ihnen doch schon gesagt, daß es so etwas nicht gibt. Was wollen Sie also noch bei mir?«
    Zamorra überlegte kurz, ob er dem Polizisten reinen Wein einschenken sollte. Dann entschied er sich dagegen.
    »Das sehe ich mittlerweile auch ein, Monsieur Tibaud. Ich war da mit meinem Urteil doch etwas vorschnell. Jetzt verfolge ich eine andere Spur. Ich habe mir überlegt, daß der Täter wohl kaum aus diesem Dorf stammt. Hier kennt ja jeder jeden, oder glauben Sie, daß einer Ihrer Mitbewohner zu einer solchen Tat fähig wäre?«
    Tibaud schüttelte entschieden den Kopf.
    »Nie, Professor. Das kann ich mir einfach nicht vorstellen. Außerdem ist – war – unsere Kleine überall bekannt und beliebt. Wer sollte ein Interesse – an ihrem Tod haben?«
    Ein trockenes Schluchzen unterbrach seine Rede. Nur mühsam behielt er die Fassung.
    Zamorra wartete betreten einige Sekunden, ehe er fortfuhr.
    »Daher nehme ich an, daß der Täter hier in dieser Gegend fremd ist. Jetzt die Frage an Sie: Ist Ihnen in letzter Zeit hier oder in der nä- heren Umgebung des Dorfes etwas Ungewöhnliches aufgefallen, oder hat sich hier irgendwann einmal ein Fremder herumgetrieben? Überlegen Sie gut, Monsieur, es ist von höchster Wichtigkeit.«
    Der Polizeibeamte runzelte die Stirn. Man konnte ihm förmlich ansehen, wie es in seinem Kopf arbeitete. Dann hellte sich sein Blick etwas auf.
    »Ja, doch, da war etwas. Vor einigen Wochen tauchte hier ein älterer Herr auf, der behauptete, ein Wochenendhaus zu suchen. Er erzählte, er wäre Professor und würde sich vorzeitig zur Ruhe setzen wollen, um an einigen wissenschaftlichen Problemen zu arbeiten. Er suche ein einsames Haus, wo ihn mit Sicherheit niemand stören würde. Da er mich damals zuerst angesprochen hatte, zeigte ich ihm das Dorf. Besonders angetan war er von einer Reihe Häuser am Ende des Dorfes, ganz in der Nähe der alten Kirche. Die Häuser sind schon zum Teil verfallen, und sie verkommen immer mehr. Seit Jahren sind sie nicht mehr bewohnt. Die alten Besitzer sind in die Groß- stadt gezogen, und da der Grund der Gemeinde gehört, ist es im Grunde genommen egal, was mit den Gebäuden darauf geschieht.«
    »Wäre es möglich, daß eines dieser alten Häuser bewohnt ist, und niemand im Dorf weiß oder bemerkt etwas davon?«
    »Das glaube ich schon. Die Häuser liegen weitab vom Schuß, und warum sollte nicht ab und zu ein Landstreicher dort Unterschlupf suchen? Außerdem kommt nur selten jemand aus dem Dorf dorthin.«
    Zamorra nickte geistesabwesend. Er konnte sich erinnern, daß man sich damals zu den kindischen Satansfeiern immer in einem alten Schuppen am Rande des Dorfes getroffen hatte. Warum gerade in diesem Dorf und warum gerade in diesem Schuppen, das konnte er nicht mehr sagen. Er wußte aber, daß in der Nähe des Schuppens eine Kirchenruine gestanden hatte.
    Zamorra hatte noch weitere Fragen an den Polizisten.
    »Ist Ihnen denn in der letzten Zeit sonst noch irgend etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
    Nachdenklich zwirbelte der Beamte seinen Schnurrbart.
    »Lachen Sie mich bitte nicht aus, aber ich glaube,

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