0021 - Satans eigene Schrift
Gesichtsausdruck sagte ihr, daß sie von dieser Seite keinerlei Hilfe zu erwarten hatte.
Der alte Mann hatte ihre Blicke bemerkt.
»Ja, schau nur. Ich bin nicht allein hier. Bald wirst auch du zu ihnen gehören. Doch du mußt erst sterben, ehe du die Geliebte des Satans werden kannst. Gedulde dich nur. Bald ist es soweit.«
Er stieg die Stufen hinunter und kam auf sie zu. Immer noch war Nicole wie gelähmt. Nur ihre Augen konnte sie bewegen. Immer näher kam der Unheimliche ihr, bis er nahezu auf sie trat.
Da bückte er sich, krallte seine Finger in den Halsausschnitt ihrer Bluse und machte eine heftige Bewegung mit dem Arm.
Nicole hörte Knöpfe abspringen und Stoff reißen. Ein kalter Hauch traf die nackte Haut und ließ sie frösteln. Was sollte jetzt mit ihr geschehen?
Wollte man sie vergewaltigen? Sollte jetzt eine Orgie zu Ehren des Teufels beginnen?
Sie wußte darüber Bescheid. Der Professor hatte ihr die satanischen Riten genau beschrieben. Und wenn sie daran dachte, dann wünschte sie sich lieber den Tod. Denn das, was mit ihr geschehen würde, hätte sie nicht ertragen können. Dazu gehörte das kranke Hirn eines Besessenen, um daran Gefallen zu finden.
Nun packte der Alte nach dem Bund ihres Rockes. Wieder vollführte er eine heftige Bewegung, und ein eisiger Luftzug fächelte über Nicoles Beine.
Dann richtete sich der Alte auf und gab zum Altar hin ein Zeichen.
Augenblicklich kamen die beiden Männer, die sie schon kannte, und hoben sie vom Boden hoch. Sie schleiften sie zum Altar und dort die Stufen hoch. Dabei schlug das Mädchen mehrmals mit dem Kopf gegen die Stufen.
Vor dem Altarstein bückten sich die beiden und schoben ihre Arme unter ihren nackten Körper. Sie richteten sich wieder auf und trugen nun Nicole vor sich her. Kurz darauf fühlte Nicole eiskalten Stein unter sich. Man hatte sie auf den Altarstein gelegt.
Dicht neben ihrem Kopf befand sich die aufgeschlagene Satansbibel. Nicole wandte den Kopf und schaute auf die Seiten.
Die Buchstaben, die sie nicht kannte und deren Sinn sie nicht verstand, brannten sich in ihr Gehirn. Sie versuchte, den Kopf abzuwenden. Es gelang ihr nur halb. Denn jetzt schaute sie von unten genau in die weiß leuchtende Aura. Sie blinzelte ungläubig, denn was sie erblickte, war zu unglaublich.
Ein Heer von Dämonen mit häßlichen Fratzen tanzte in dem leuchtenden Nebel. Sie drehten sich und hüpften auf und ab. Immer mehr schienen aus der Bibel zu kommen. Zu schrecklich war das, was sie sah, und sie gab sich selbst auf und hielt sich für endgültig verloren.
Als jetzt auch noch der Alte an den Altar trat und wieder seinen eintönigen und heiseren Singsang anstimmte und seine Begleiter ihm im gleichen Tonfall antworteten, verlor sie ihren letzten Rest an Mut und Hoffnung.
Vor ihren entsetzten Augen streiften sich die Gestalten vor dem Altar die Kleider von den Leibern. Blaß schimmerte ihre Haut im fahlen Licht der Aura. Vornübergebeugt standen sie da und schwangen mit den Oberkörpern im Rhythmus des Gesanges hin und her.
Auch in ihre Beine kam Bewegung. Erst zögernd, dann immer energischer stampften sie auf den Marmorboden. Das Klatschen der nackten Füße brach sich an den Wänden der Kirche und kam tausendfach wieder zurück. Immer wilder wurde das Tempo.
Schweiß glänzte auf den Körpern der fünf. Hektische Flecken bildeten sich auf ihren Gesichtern. Eine unbegreifliche Erregung nahm von ihnen Besitz. Die Frauen, beide etwa vierzig Jahre alt, öffneten die Münder. Ihre Zungen fuhren lüstern über die Lippen.
Auch die Männer bekamen einen gierigen Gesichtsausdruck. Sie konnten ihre Augen nicht von den Frauen wenden. Immer näher tanzten sie an sie heran.
Der Gesang des Alten kreischte nun in unerträglichen Dissonanzen durch das Schiff der Kirchenruine. Seine Stimme kippte über.
Sie wurde zu einem Fisteln. Doch er ließ sich nicht beirren.
Ein eisiger Windhauch erhob sich und strich über den Altar. Nicole bekam eine Gänsehaut, teils vor Angst, teils vor Ekel.
Denn es war widerlich, was vor dem Altarstein vor sich ging.
Mittlerweile waren die Männer so nahe an die Frauen herangetanzt, daß sie sie berührten. Die Frauen ließen es geschehen, wichen nicht aus, ja, schienen sogar Gefallen daran zu finden. Trotz des schrillen Gesangs des Alten konnte Nicole das Keuchen der Tanzenden überdeutlich hören. Immer wilder und unkontrollierter wurden ihre Bewegungen.
Jetzt umarmte der erste Tänzer – es war einer von denen, die
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