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0022 - Der Tod saß uns im Nacken

0022 - Der Tod saß uns im Nacken

Titel: 0022 - Der Tod saß uns im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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nickte.
    Er rieb sich sein Handgelenk, strich sich dann das blonde Haar aus der Stirn.
    »Okay«, sagte er mürrisch. »Schon in Ordnung.«
    »Ich habe Ihr Gesicht auch schon gesehen«, sagte ich.
    Er klopfte sich den Staub von den Hosen.
    »Ich bin Less Harding, der Freund von John Stenberry. Sie werden mich bei der Gerichtsverhandlung gesehen haben.«
    Ich erinnerte mich. Er war jener junge Rancher, der als Einziger zugunsten von Stenberry ausgesagt hatte.
    Phil hatte sich inzwischen des anderen Kämpfers angenommen. Er war nicht leichter zu beruhigen gewesen als Harding, aber Phil verstand dieses Geschäft nicht schlechter als ich.
    Hardings Gegner war ein Mann in seinem Alter, nur wenig kleiner als er, braunhaarig und mit einem nicht schlecht geschnittenen Gesicht, das allerdings jetzt etwas verwüstet war.
    Erst jetzt vermerkte ich, dass eine dritte Person auf der Szene erschienen war, Ann Sullighan. Sie stand unter der Tür und hielt zwei Hüte in den Händen, große Stetsonhüte, wie sie in dieser Gegend getragen werden. Energisch ging sie auf die beiden jungen Männer los, drückte jedem von ihnen seinen Hut in die Hände und fauchte: »Am besten gehen Sie jetzt beide. Sie benehmen sich wie die Rowdys.«
    »O nein!«, rief Harding. »Ich denke nicht daran, zu gehen. Erst müssen Sie mir sagen, ob Sie ein Wort von dem glauben, was dieser Lump dort gesagt hat.«
    Der Braunhaarige machte eine Geste, als wollte er sich erneut auf seinen Feind stürzen.
    »Ich wollte, ich könnte es beweisen«, knirschte er. Ann Sullighan wandte sich an ihn.
    »Es war wirklich sehr ungehörig von Ihnen, Glen, solche Dinge über Less zu sagen. Und die Art, wie Sie mit mir reden, gefällt mir ebenfalls nicht. Verlassen Sie jetzt die Ranch!«
    Ohne Antwort ging der junge Mann zu seinem Pferd, band es los, schwang sich hinauf in einer Art, um die ich ihn heimlich beneidete, riss es herum und gab ihm die Sporen.
    »Wir sprechen uns noch, Harding!«, rief er dem Blonden zu.
    »Gern!«, rief dieser zurück. »Das war ohnedies zu wenig!«
    »Hört sich ja gefährlich an«, sagte ich zu ihm, während der Fortreitende in einer Staubwolke verschwand. »Achtzig Jahre früher hätten Sie sich jetzt vor einer Kugel in Acht zu nehmen.«
    »Das ist heute auch noch drin!«, antwortete Less Harding.
    Phil und ich nannten Miss Sullighan unsere Namen. Es stellte sich heraus, dass sie die einzige war, die bisher noch nichts von unserem Beruf gehört hatte. Harding erklärte es ihr, und sie fragte sofort: »Werden Sie sich um John Stenberry kümmern?«
    »Glauben Sje, dass er unschuldig ist?« Sie senkte die Augenlider.
    »Ja, ich glaube es«, sagte sie leise.
    »Ich glaube es auch!«, warf Harding ein. »Hören Sie, Mr. Cotton, tun Sie, was Sie können. Ich stehe Ihnen gern zur Verfügung.«
    Ann Sullighan bat uns nicht, ins Haus zu kommen. Ich vermutete, dass sie sich der Einrichtung schämte, und ich machte es mir draußen bequem.
    Ich stellte eine Reihe von Fragen an sie, aber keine ihrer Antworten brachte irgendetwas Neues von Bedeutung.
    »Hat Graves eigentlich auch zu Ihnen über seine Versuche, Öl zu finden, gesprochen?«
    »Nein, nicht sehr viel. Er sprach wohl oft davon, wie reich wir sein würden, wenn eine seiner Bohrungen fündig würde, aber über Einzelheiten sprach er nicht. Er nahm wohl an, dass ich von Erdöl nichts verstand, und er hatte ja auch Recht damit.«
    »Sprach er auch nie von den Bohrversuchen im Hell Ground? Das war wohl die letzte Bohrung, die er niederbringen ließ.«
    »Hoffnungen setzte er auf jedes Loch, das er in die Erde bohrte«, warf Harding ein.
    »Von einem realen Erfolg jedoch sprach er nicht?«
    Sie machte eine hilflose Geste. »Er sagte oft, dass die Erdproben günstig seien, aber das sagte er immer. Ich hörte schon gar nicht mehr richtig hin, wenn er davon anfing. Ich war immer der Meinung, wir hätten besser wieder Rinder gezüchtet.«
    »Kennen Sie Adail Fourback?«
    »Ja, Onkel Milton brachte ihn ein paar Mal mit hierher. Sie sprachen dann lange im Arbeitszimmer miteinander.«
    »Was sagte Milton Graves von John Stenberry?«
    »Eigentlich nie etwas Gutes. Er mochte ihn wohl nicht besonders.«
    »Und trotzdem hat er sich mit ihm versöhnt? Warum tat er das?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube, er sagte einmal, er würde ihn vielleicht noch brauchen.«
    »Gab er ihm viel Geld?«
    »Ich kann darüber keine genauen Angaben machen«, sagte sie. »Er hat nie in Einzelheiten darüber gesprochen. Ich nehme nicht

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