0022 - Thoras Flucht
Ausgängen seine eigenen Leute postiert waren und begann dann zu sprechen.
„Männer und Frauen!" rief er mit herrischer und nicht gerade angenehm klingender Stimme. „Der Kampf ist beendet, und wir haben uns entschlossen, von nun an gemeinsam unseren Weg zu gehen. Auf der Venus soll Friede sein, das aber kann erst dann eintreten, wenn auch die letzte und größte Gefahr beseitigt ist. Diese Gefahr ist General Tomisenkow. Sein Plan, Rhodans Station anzugreifen, ist glatter Selbstmord. Wir haben uns allein aus diesem Grund von ihm getrennt. Ihr tatet es, um friedlich siedeln zu können und euch das Leben besser zu gestalten. Auch wir wollen das. Doch bevor wir uns unserer Arbeit zuwenden können, muß Tomisenkow beseitigt und seine Leute von unseren besseren Zielen überzeugt werden. Dazu benötigen wir einen Führer."
Von der Tür her schrie jemand: „Wallerinski ist unser Führer! Er wird uns die Freiheit bringen."
Rhodan nickte langsam vor sich hin.
„So begannen alle Kriege", flüsterte er so leise, daß nur der neben ihm stehende Rabow ihn hören konnte.
Der Sergeant gab keine Antwort. Er ahnte, daß er vor einer neuen Entscheidung stehen würde. Er wußte aber noch nicht, wie sie aussah.
5.
Das Mutantenkorps Perry Rhodans unterstand bis auf weiteres dem Kommando Reginald Bulls, der Sicherheits- und Verteidigungsminister war. Bereits die Atombombe von Hiroshima hatte eine gewisse Veränderung der Erbmasse der Betroffenen hervorgerufen, und knapp zwanzig Jahre nach dem furchtbaren Ereignis tauchten die ersten Mutanten auf. Da gab es Telepathen, denen kein Gedanke ihrer Mitmenschen verborgen blieb; Orter, die Gehirnwellenmuster aufnehmen und den Gemütszustand anderer erkennen konnten; oder Telekineten, die kraft ihres Willens über große Entfernungen hinweg Materie bewegen konnten; die Teleporter versetzten sich selbst nur mit Hilfe ihres Willens über weite Strecken, indem sie sich einfach entmaterialisierten. Es gab sogenannte „Lauscher", „Peiler", und „Suggestoren", die den Willen anderer Menschen beeinflußten.
Das einzige außerirdische Mitglied des Geheimen Mutantenkorps war Gucky, der Mausbiber vom Planeten Tramp. Bei einer Zwischenlandung hatte das kaum ein Meter große Wesen sich an Bord des Raumschiffes STARDUST geschlichen und gehörte von diesem Augenblick an zu Rhodans engstem Freundeskreis.
Denn wenn Gucky auch wie ein Tier aussah, so war er doch keines. Er konnte richtig denken und war als intelligent zu bezeichnen. Mit John Marshalls Unterstützung hatte er Englisch, Arkonidisch und sogar Interkosrno gelernt und konnte sich in diesen Sprachen nun einwandfrei verständigen. Besucher Rhodans waren schon oft zu Tode erschrocken, wenn sich das possierliche Wesen vor sie hinsetzte, sich auf den breiten Biberschwanz stützte und plötzlich sagte: „Nun, wie geht es Ihnen, mein Herr?"
Außerdem war Gucky der beste Telekinet des gesamten Mutantenkorps! Die Angewohnheit, mit dieser Fähigkeit willkürlich zu spielen, hatte man ihm abgewöhnt. Es kam also nicht mehr vor, daß Raumschiffe plötzlich starteten oder Strahlengeschütze von selbst losgingen. Hinzu kam eine sehr ausbaufähige Begabung für die Telepathie und noch etliche andere Fähigkeiten, die Gucky zu einem regelrechten Universalgenie machten. Mit Bully pflegte Gucky eine Art freundschaftliche Gegnerschaft. Das wurde bei jeder nur erdenklichen Gelegenheit offensichtlich. Wie auch heute, als Bully das Korps zusammenrief und den Einsatz bekanntgab. Die Feierlichkeiten waren beendet, und die Welt war in den Alltag zurückgekehrt. Bully hatte eine Rede gehalten und sich dann in die Arbeit gestürzt. Rhodans Zerstörer war von der Mondstation gesichtet und angepeilt worden. Dann war er in Richtung Venus verschwunden.
Seitdem fehlten von ihm und Thora jede Spur. Die Funkstationen waren Tag und Nacht auf Empfang, aber keine Meldung kam von der Venus. Das war Grund genug für Bully, sich an Rhodans Befehl zu erinnern. Er rief die Mutanten zu sich, erklärte ihnen die Situation und befahl ihnen, in einer halben Stunde vor dem Beiboot GOOD HOPE V zu warten.
Das Kugelschiff hatte einen Durchmesser von sechzig Metern und konnte schneller als das Licht fliegen. Vom Standpunkt der Menschen aus gesehen war es als das perfekte Raumschiff zu betrachten, aber die Arkoniden benutzten es als planetarisches Beiboot ihrer Schlachtraumer der Imperium-Klasse.
„Rhodan könnte etwas zugestoßen sein", beendete er seine kurze und knappe
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