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0023 - Bei Vollmond kommt das Monster

0023 - Bei Vollmond kommt das Monster

Titel: 0023 - Bei Vollmond kommt das Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Friedrichs
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Winselnd zog es sich zurück.
    Mittlerweile waren auch Sanchini und Silla angekommen. Sie halfen Modena auf. Zum Glück hatte das Monster den Krankenpfleger nicht ernsthaft getroffen. Modena fühlte sich etwas schwindlig, konnte sich aber selbst auf den Beinen halten.
    Zamorra hatte mit raschem Griff das Amulett hervorgezogen. Er näherte sich dem Monster, hielt ihm den silbernen Talisman entgegen.
    »Nein!«, kreischte das Monster. Plötzlich schlug die Stimme um, wurde tief, dumpf und heiser. »Tu das weg! Tu das weg!« Es versuchte, hochzukommen, rutschte jedoch mit den Füßen aus und setzte sich auf den Hosenboden. Rückwärts kriechend trachtete es, aus der Gefahrenzone zu kommen.
    Professor Zamorra wusste, dass die Ausstrahlung des Amuletts stark genug sein würde, um das Monster in seinem Bann zu halten.
    Er musste nur den Revolver in das Schulterhalfter befördern, den Talisman mit beiden Händen packen und ruckartig von seinem Hals lösen. Dass die dünne Kette dabei kaputtging, war nicht weiter von Bedeutung. Er konnte sie ersetzen.
    »Lass mich in Ruhe!«, grölte das Monster und: »Verrecke, du Schweinehund!« Es folgte eine Serie von lästerlichen Verwünschungen und obszönen Ausdrücken.
    Zamorra spürte, wie es ihm eiskalt über den Rücken lief. Plötzlich war ihm bewusst, dass er es nicht nur mit dem Schreckenswesen allein, sondern auch mit einem Geist zu tun hatte, der in dem verwüsteten Leib hauste. Wenn er sich nicht beeilte, übertölpelte das Gespenst ihn…
    »Wer bist du?«, herrschte er das Monster an. »Mit wessen Stimme sprichst du?«
    Nicole Duval, Gino Modena und die beiden Ärzte waren sich später einig, dass sie in diesem Augenblick furchtbar erschauerten, ohne Ausnahme. Aus dem Maul des Monsters drang nämlich ein grässliches Gelächter, das nicht abreißen wollte. Schließlich ging es in ein lautes, metallisch klingendes Kichern über.
    Zamorra sprang auf das Monster zu und wollte ihm das Amulett auf den schwärenden Körper pressen. Aber es machte eine schnelle Bewegung. Damit geriet es noch einmal für einen halben Meter aus dem Wirkungsbereich des silbernen Talismans. Röhrend kniete es sich auf den Boden und deckte die Fratze mit den Pranken ab.
    Blitzschnell war Zamorra bei dem Ungeheuer. Er warf sich auf das Monster, drehte es herum und presste ihm das Amulett gegen die Stirn.
    »Nein!«, heulte das Monster mit seiner eigenen, hohen Stimme.
    Der Professor hielt das Amulett auf seine eiternde Haut gedrückt, obwohl das Monster sich hochwarf und den Versuch unternahm, ihn abzuschütteln. Es kostete Zamorra viel Kraft, es in Zaum zu halten.
    Das Monster brüllte schrecklich. Immer wieder spuckte es nach Zamorra. Der Professor ließ sich nicht beeindrucken. Fortwährend sprach er die Beschwörungsformeln, unter denen sich die Kraft des silbernen Talismans ausweitete und bis in den Leib des Monsters drang.
    Zamorra atmete etwas auf, als sich die Züge des Monsters glätteten, als die Eiterbeulen und Pocken langsam verschwanden, das Maul wieder die Form eines menschlichen Mundes erhielt. Die schulterlangen schlohweißen Haare schrumpften und nahmen ihre alte blonde Farbe an und doch fühlte der Professor, dass dieser Kampf noch nicht bis in die letzte Konsequenz durchgestanden war.
    Das Unfassbare war eingetreten. Das Amulett hatte das Monster in den Anstaltspatienten Mauro zurückverwandelt. Keuchend lag er auf dem Grasteppich, die Hände in ein paar Büschel verkrampft.
    Vorüber war der Horror, den er noch Minuten vorher verbreitet hatte.
    Seine letzten Worte waren: »Mutter… ich … will nicht …«
    Plötzlich wurde Mauros Gestalt steif. Überrascht fasste Zamorra nach dem Körper des Geisteskranken. Die Haut war hart wie Leder und kalt – eiskalt. Plötzlich war das Knacken zu hören.
    »Um Himmels willen«, flüsterte Zamorra. Er hob das Amulett etwas an und betrachtete entsetzt den Riss, der sich darunter auf Mauros Stirn gebildet hatte. Wenig später klaffte der Körper auch an anderen Stellen auseinander. Der Leib, der eben noch besessen gewesen war, nahm jetzt die Härte von Stein an und brach auseinander.
    Zamorra murmelte neue Formeln. Doch er wusste genau, dass er die Entwicklung damit nicht mehr aufhalten konnte – nicht mehr in diesem Stadium.
    »Mein Gott, der löst sich völlig auf«, stammelte Silla.
    »Schweigen Sie doch«, raunte Modena.
    Tatsächlich, der zu Stein gewordene Leib des Geisteskranken verwandelte sich in eine weiße, poröse Masse. Etwas

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