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0023 - Wir faßten in ein Wespennest

0023 - Wir faßten in ein Wespennest

Titel: 0023 - Wir faßten in ein Wespennest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir faßten in ein Wespennest
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geschrieben.
    »Sechzehn Uhr zweiunddreißig. Anruf für Jerry. Von einem gewissen Rob von ›New-York Herold‹, Gesuchte Anschrift lautet: K. B., 293,73.Straße. Aufgenommen von Benty Leaver, da Cotton abwesend.«
    Halb fünf? Ach ja, richtig, um diese Zeit hatten wir schon mit qualmenden Köpfen über den Protokollen der Mordkommission gesessen.
    »Hier, Phil. Bruttys Adresse. Rob hat sie also doch auf seinem chaotischen Schreibtisch gefunden. Ja gut, nehmen wir uns erst einmal diesen Knaben unter die Lupe.«
    Wir fuhren mit dem Lift in den Hof und mit meinem Jaguar in die 73.Straße. Die Hausnummer 293 war ein altes, schmutziges Mietshaus von acht Stockwerken. Wir stiefelten keuchend die Treppen hinauf, denn in diesem vorsintflutlichen Bau gab es natürlich nicht einmal einen Fahrstuhl.
    Im sechsten Stock wohnten die Brutys. Wir klopften laut gegen die Flurtür, weil wir beim besten Willen keinen Klingelknopf finden konnten. Es verging eine ganze Weile und wir mussten ein paarmal klopfen, bis sich endlich schlurfende Schritte näherten. Ein Wesen machte die Tür auf, das man erst nach längerem Hinsehen als eine unfrisierte Frau in einem dreckverschmierten Morgenrock erkannte. Aus dem stockdunklen Korridor hinter der geöffneten Tür schlug uns eine Dunstwolke entgegen, dass wir beide unwillkürlich gleichzeitig unsere Zigarettenschachteln zogen.
    »Was is’n los?«, brummte die Frau mit dem abgrundtiefen Bass eines regelmäßigen Biertrinkers.
    »Wir möchten gern mit Kenneth Brutys sprechen«, sagte ich. »Wir sind Journalisten und arbeiten an einer Artikelserie über die heranwachsende Jugend. Vielleicht kann uns Kenneth ein paar Fragen dafür beantworten.«
    Sie schielte uns misstrauisch hinter den unordentlich in die Stirn hängenden Haaren entgegen.
    »Gibt’s was dabei zu verdienen?«
    Armes Spesenkonto. Für so etwas staatliche Steuergelder zu opfern, war eigentlich eine Sünde. Aber wir durften nicht daran denken. Vielleicht brachten uns die fünf Dollar, die ich verheißungsvoll hervorschimmern ließ aus meiner Manteltasche, dem Mörder ein bisschen näher.
    Kaum hatte die Frau das Geld ausgemacht, als sie auch schon auf mich zuschoss und mir den Schein entreißen wollte.
    »Stop«, wehrte ich ab und hielt sie mir mit dem ausgestreckten Arm auf eine gebührende Entfernung. »Erst die Antworten auf meine Fragen, dann das Geld.«
    Sie knurrte, dass wir ihr doch vertrauen könnten und so fort. In Wahrheit konnte sie es anscheinend nur nicht erwarten, dass sie sich wieder Bier holen konnte.
    Da ich keine Anstalten machte, ihr das Geld vorher zu geben, ließ sie uns schließlich doch in das stinkende Loch, das sie ihre Wohnung nannte.
    Wir tasteten uns wie Blinde an einer schmierigen Wand entlang, bis die Frau vor uns eine Tür aufriss, aus der ein heller Lichtschein herausfiel.
    »Was ist los, zum Teufel?«, schrie die Stimme eines Halbwüchsigen von drinnen.
    Phil und ich traten gleichzeitig auf die Schwelle. Wir starrten hinein. Durch ein großes offenstehendes Fenster kam helles Licht von dem herrlichen Tag herein, der auch heute wieder über New York lag. Aber das Licht war es nicht, was uns den Schrecken einjagte.
    Es war die Maschinenpistole, die der Junge in der Hand hielt.
    Eine richtige Maschinenpistole, das sah ich auf den ersten Blick. Kein Kinderspielzeug.
    ***
    »Was wollen Sie?«, fauchte er uns entgegen wie eine'wilde Raubkatze.
    Ich winkte Phil zu. Er schob die protestierende Frau zur Tür hinaus. Da er ihr dabei einen Dollar in die Hand drückte, interessierte sie sich in den nächsten Minuten mehr für ihr Bier als für uns. Nachdem sie sich verdrückt hatte, zog Phil die-Tür zu. Er setzte sich abwartend daneben auf einen Stuhl.
    Ich ließ mich in einen wackligen Sessel plumpsen. Keiner von uns sprach ein Wort. Aber unsere Augen ließen den großen, stämmig gewachsenen Jungen keine Sekunde aus dem Blickfeld.
    Er wurde nervös und fing an zu schreien, wir sollten uns hinausscheren. Wir sagten nichts dazu, aber wir blieben natürlich sitzen. Nach einer Weile hatte er sich verausgabt und schwieg ängstlich.
    Als er nach meiner Meinung weich genug geworden war, zog ich meinen Dienstausweis aus der Manteltasche und warf ihn dem Jungen hin. Er fing ihn geschickt auf, sah mich aber ratlos an.
    »Sieh ihn dir an«, sagte ich.
    Er hob den Ausweis auf Brusthöhe und starrte dann entgeistert auf den kleinen Karton. Sein Gesicht wurde lang und länger.
    »Sie sind vom FBI?«, fragte er

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