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0023 - Wir faßten in ein Wespennest

0023 - Wir faßten in ein Wespennest

Titel: 0023 - Wir faßten in ein Wespennest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir faßten in ein Wespennest
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tonlos.
    »Yes, wie du siehst.«
    Ich nahm ihm den Ausweis wieder weg und ließ ihn zurück in meine Manteltasche gleiten. Dann setzte ich mich wieder in den wackligen Sessel und musterte den Jüngling. Er war nicht nur sehr stämmig gewachsen und gut genährt, sondern anscheinend auch gut trainiert, denn seine Muskeln saßen wie kleine Berge auf seinen Gliedern.
    Er hatte sich anscheinend von der Überraschung erholt.
    »Also, was wollen Sie?«, fing er barsch an.
    »Wir möchten uns mit dir mal unterhalten.«
    »Aber ich nicht mit ihnen. Klar?«
    »Verstanden hab ich’s«, erwiderte ich ungerührt.
    »Dann verduften Sie.«
    Ich stand auf und ging zu ihm. Er sah mir trotzig entgegen.
    »Hör mal, mein Junge«, begann ich langsam. Aber in mir rührte sich allmählich etwas.
    »Ich bin nicht ihr Junge.«
    »Wenn du mich jetzt nicht ausreden lässt, dann fahren wir Schlitten miteinander«, versetzte ich. »Und zwar so gefährlich, dass dir Hören und Sehen vergeht. Wir möchten uns mit dir unterhalten und wir werden uns mit dir unterhalten. Ob es dir mm passt oder nicht.«
    Ich gab ihm einen Stups mit dem Zeigefinger. Er fiel nach hinten, auf das alte Sofa, vor dem er stand. Der kleine Stoß brachte ihn wieder aus seinem mutigen Gleichgewicht.
    »Na, dann fangen Sie an«, meinte er ein wenig kleinmütiger als eben.
    »Wo warst du gestern früh?«
    Täuschte ich mich oder erschrak er jetzt wirklich? Jedenfalls merkte ich sofort, dass er Zeit gewinnen wollte, denn er fing an: »Gestern früh?«
    Ich tat ihm picht den Gefallen, es noch einmal zu wiederholen.
    »Um wie viel Uhr denn?«
    »Um acht.«
    »Da lag ich noch im Bett!«
    »Phil.«
    »Okay, Jerry.«
    Phil ging hinaus. Ich zündete mir eine Zigarette an und rauchte schweigend.
    »Wo ist dein Kollege hin?«
    »Für dich bin ich immer noch ein Mister, klar?«
    »Also schön - wo ist Ihr Kollege hin?«
    »Wirst du gleich hören, wenn er wieder hereinkommt.«
    Er schwieg auch. Nach einer gewissen Zeit wollte er an mir vorbei zur Tür. Ich hielt ihm den linken Arm vor die Brust.
    »Lassen Sie mich hinaus!«, fauchte er. »Sonst…!«
    Ich lachte, drückte ihn aber mit dem Arm zurück.
    Seine Augen funkelten wütend.
    »Wenn Sie mich nicht sofort hinaus lassen, schlage ich Ihnen eins in Ihre verdammte Visage!«, schrie er.
    Jetzt wurde mir’s aber langsam zu bunt. Ich packte ihn mit der linken Hand rasch an seinem rechten Armgelenk. Ich drückte nur mit dem Daumen und dem Zeigefinger. Er wurde blass und ging in die Knie.
    »Das war eine kleine Kostprobe, mein Kleiner«, sagte ich. »Und wenn du dich jetzt unbedingt mit mir anlegen willst, dann brauchst du es nur zu versuchen. Ich steh dir gern zur Verfügung. Ein G-man darf erst schlagen, nachdem er den ersten Hieb eingesteckt hat. Aber dann gibt es keine Dienstvorschrift darüber, wie er zurückschlägt. Also bitte, wenn du noch Lust hast.«
    Er hatte keine mehr. Ganz still und friedlich setzte er sich auf sein Sofa.
    Phil kam wieder herein.
    »Seine Mutter hat gesagt, er wäre gestern Morgen schon gegen sieben weggegangen. Es war ihr aufgefallen, weil er sonst länger schlief.«
    Ich nickte und rieb mir nachdenklich über die Kinnspitze.
    »Wie wär’s, wenn du’s mal mit der Wahrheit probierst?«, fragte ich ihn. »Wenn du uns belügst, kommen wir doch eines Tages dahinter, und dann könnte es böse Folgen für dich haben.«
    »Es stimmt«, gab er kleinlaut zu. »Ich bin gestern früh schon gegen sieben hinausgegangen.«
    »Und warum?«
    »Ich konnte nicht mehr schlafen.«
    »Ach? Etwas Besseres fiel dir wohl nicht ein in der Eile, was? Also nun fang nicht noch an, uns für dämlich zu verkaufen. Los, raus mit der Sprache, sonst werden wir langsam ungemütlich. Was wolltest du so früh schon draußen?«
    »Ich - ich verweigere die Aussage.«
    Das kam so unerwartet, dass Phil und ich lachen mussten. Wahrscheinlich hatte er diesen schönen Satz mal in einem Film gehört.
    »Na, schön«, knurrte ich. »Dann nicht. Unterhalten wir uns über etwas anderes. Du kennst Ben Lodgers?«
    Er starrte auf seine Fußspitzen.
    »Nein. Nie gehört den Namen.«
    »Ach? Dass es eine Zeitung namens ›Herold‹ gibt, ist dir wohl auch völlig neu, was?«
    »Natürlich nicht. Ich bin doch seit heute früh Zeitungsboy beim ›Herold‹.«
    »So. Was verdient man denn da so im Monat?«
    »Genau weiß ich natürlich die Summe noch nicht, aber ich denke, so auf sechzig bis achtzig Dollar werde ich kommen.«
    »Wo hast du das Ding

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