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0023 - Wir faßten in ein Wespennest

0023 - Wir faßten in ein Wespennest

Titel: 0023 - Wir faßten in ein Wespennest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir faßten in ein Wespennest
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fragte Phil, als wir wieder auf der Straße standen.
    »Zu Hywood. Wir müssen sehen, was die Mordkommission alles amTatort ermittelt hat. Als ich heute Vormittag im Hafen war, hatte die Mordkommission ihre Arbeit gerade erst aufgenommen. Inzwischen werden sie hoffentlich einiges gefunden haben.«
    »Hoffen wir’s.«
    Wir setzten uns in den Jaguar. Eine knappe halbe Stunde später saßen wir in Hywoods Dienstzimmer. Da er uns kannte, zierte er sich nicht lange, sondern brachte rasch aus der linken Schreibtischlade eine Whiskyflasche und die dazugehörigen Gläser zum Vorschein.
    Abends gegen acht Uhr brachen wir die Sitzung ab. Sie war praktisch ohne Resultate verlaufen. Wir hatten die Protokolle von vier Männern des Spurensicherungsdienstes gelesen. Die jeden Millimeter im Umkreis von zehn Metern um den Tatort unter die Lupe genommen hatten. Dazu die-Vernehmungsprotokolle von insgesamt siebzehn Hafenarbeitern, die zum Zeitpunkt der Tat im näheren oder weiteren Umkreis gewesen waren. Auch dabei war nichts heraus gekommen. Die Leute hatten nicht einmal die Schüsse gehört. Was kein Wunder war, denn im Hafen ist immer genug Lärm. Da rattern Dampfwinden, heulende Sirenen von Schleppern, tutende Ozeanriesen. Zischende Schweißbrenner in den Trockendocks, donnernde Presslufthämmer mit ungeheurem Getöse -wer soll da ein paar Schüsse hören, die irgendwo losgehen?
    »Na, viel brachte uns der heutige Tag nicht ein«, brummte Phil müde, als wir Hywood verlassen hatten.
    Ich wiegte den Kopf hin und her.
    »Wie man’s nimmt«, sagte ich. »Ich denke, wir dürfen für den ersten Tag nicht zu viel verlangen. Warten wir’s ab, wie’s in den nächsten Tagen wird.«
    Damit verabschiedeten wir uns.
    Als ich am nächsten Morgen die Zeitung aufschlug, musste ich unwillkürlich wieder an Ben Lodgers denken. Nim war er tot, aber die Welt drehte sich weiter wie immer. Die Leute, von denen Ben gelebt hatte, wussten wahrscheinlich nicht einmal, dass ihre Zeitungen jetzt von einem anderen Boy gebracht wurden.
    Ich frühstückte und war in Gedanken doch ganz bei diesem Fall. Wer hatte Ben ermordet? Und warum?
    Ob wir es jemals lösen würden? Dieser Mord war schwieriger als viele andere, die ich in meinem Leben schon hatte bearbeiten müssen. Hier gab es keine Fingerabdrücke, keinen annähernd feststehenden Personenkreis von Verdächtigen, die man nur der Reihe nach gründlich unter die Lupe zu nehmen brauchte. Hier gab es praktisch gar nichts, wo man richtig ansetzen konnte.
    In dem Office wartete Phil schon auf mich.
    »Was tun wir heute?«, fragte er.
    »Ich habe eine ganze Menge Dinge notiert, die wir erledigen müssen. Meistens fällt mir so etwas immer vor dem Schlafengehen ein, deshalb habe ich seit Kurzem auf dem Nachttisch immer einen Notizblock und einen Kugelschreiber liegen. Hör zu, Phil, wir müssen mit den Eltern des Jungen sprechen. Wenn irgendwo, dann müsste doch dort etwas zu erfahren sein. Eltern wissen doch wahrscheinlich mehr über ihr Kind, als sonst irgendein anderer wissen kann.«
    »Wahrscheinlich. Aber ich mache solche Besuche ungern. Wenn ich dran denke, wie seiner Mutter ums Herz sein wird - na, ich kenne etwas Schöneres.«
    »Geht mir genauso, Phil. Aber wir müssen in den sauren Apfel beißen. Dann haben wir uns mal um diesen Brutty zu kümmern, der Bens Nachfolge als Zeitungsboy antreten sollte. Wahrscheinlich hat er es schon getan, denn meine beiden Zeitungen waren heute Morgen pünktlich wie immer da.«
    »Gut, das gefällt mir schon besser. Was noch?«
    »Versuche, Bens Freundeskreis ausfindig zu machen. Er wird doch sicher ein paar Freunde gehabt haben, vielleicht sogar eine kleine Freundin…«
    »Mit vierzehn Jahren?«
    »Mein Lieber, wir leben im zwanzigsten Jahrhundert. Eine stille, harmlose Kinderliebe hat fast jeder Junge von vierzehn Jahren. Wenn es so ein Mädchen gäbe, wäre ich sehr froh darüber.«
    »Warum?«
    »Oft vertrauen die Jungen ihrem Mädchen mehr Dinge an als den Eltern. Außerdem aber müssen wir herauskriegen, welche Schule Ben besuchte. Vielleicht ist dort etwas zu erfahren.«
    Phil fuhr sich stöhnend über die Stirn.
    »Ein hübsches Tagesprogramm.«
    »Richtig, deshalb bin ich dafür, das wir gleich anfangen. Ich will nur eben auf meinem Schreibtisch nachsehen, ob irgendetwas Wichtiges eingegangen ist.«
    Ich suchte die Papiere durch, die in dem Kasten auf meinem Schreibtisch lagen. Ganz oben fand ich einen kleinen Zettel, von einem Kollegen für mich

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