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0023 - Wir faßten in ein Wespennest

0023 - Wir faßten in ein Wespennest

Titel: 0023 - Wir faßten in ein Wespennest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir faßten in ein Wespennest
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niedergedrückt. »Warum mache ich eigentlich so ein Theater von der Beerdigung? Ich weiß es selber nicht. Ich habe nur das imbestimmte Gefühl, als wen sich heute etwas ereignete, was uns weiterbrächte. Irgendwas in mir ist auf hundertachtzig. Und dieses Gefühl hat mich selten getäuscht.«
    Phil sah mich groß an. »Au, Jerry«, sagte er. »Wenn du solche Gefühle hattest, dann ging es hinterher meistens laut her.«
    Ich lachte.
    »Komm fahren wir zu Hywood. Mal sehen, wie der sich den Verlauf des heutigen Tages so vorstellt.«
    »Okay.«
    Eine halbe Stunde später saßen wir beide bei Hywood im Zimmer. Ich brauchte ihm die Beerdigung gar nicht erst zu erzählen, er hatte wie ich beim Frühstück in der Zeitung davon gelesen.
    »Was wollen wir machen?«, fragte Hywood. »Es ist unwahrscheinlich, dass der Mörder sich bei der Beerdigung sehen lässt, aber wir dürfen diese Möglichkeit trotzdem nicht außer Acht lassen. Ich kann nicht hingehen, weil ich mit meiner Größe überall auffalle. Außerdem bin ich bei den Gangstern bekannt wie ein bunter Hund. Wenn mich der Mörder nur von Weitem stehen sieht, verdrückt er sich sofort wieder, selbst wenn er überhaupt so verrückt sein sollte, dahin zu gehen. Geht ihr beiden doch.«
    »Gut. Aber wir sind in der Unterwelt auch ganz nett bekannt. Sollte tatsächlich jemand da sein, der uns interessieren würde, können wir ihm kaum hinterher unauffällig folgen. Wissen Sie was, Hywood? Schicken Sie zwei von Ihren weniger bekannten Leuten hin. Einer soll sich ganz offen eine Kamera umhängen und Bilder von der Beerdigung machen, als wenn er ein Reporter wäre oder so etwas. Die trauernden Hinterbliebenen bei der Beerdigung des ermordeten Zeitungsboys - so etwas kann er immer äußern, wenn ihn jemand fragen sollte, warum er knipst. Und der zweite Mann soll sich nur unauffällig im Hintergrund bereithalten für den Fall, dass es doch jemanden zu verfolgen gilt. Wenn wir die Geschichte so aufziehen, sind wir gegen alle Möglichkeiten hin gedeckt. Der Kameramann kann versuchen, jeden Teilnehmer an der Beerdigung möglichst deutlich auf die Platte zu kriegen, dann haben wir sogar hinterher Zeit, in Ruhe die einzelnen Gesichter durchzustudieren. Einverstanden Hywood?«
    »Selbstverständlich, Cotton.«
    Hywood drückte schon die Sprechtaste seines Vorzimmermikrophons. Durch seine Sekretärin ließ er sich zwei Mann aus seiner Abteilung rufen und setzte ihnen ihre Aufgaben auseinander. Als die beiden verschwunden waren, um sich zu Hause schnell noch einer Beerdigung entsprechend anzuziehen, nahm ich den Telefonhörer und rief Mr. Lodgers an. Es dauerte eine Weile, bis ich ihn an den Apparat bekam, denn zuerst meldete sich eine schluchzende Frauenstimme, und im Hintergrund konnte ich unterdrücktes Stimmengemurmel hören. Offenbar hatte sich bei Lodgers -wie das nun mal so üblich ist - die ganze Verwandtschaft eingefunden. Als ich ihn endlich an der Strippe hatte, entschuldigte ich mich, dass ich ihn an diesem Tage stören musste, und kam dann zu meinem Anliegen: »Mr. Lodgers, wir werden ebenfalls zur Beerdigung kommen, wenn es Ihnen recht ist. Ich habe dabei eine kleine Bitte an Sie.«
    »Ja, was denn?«
    »Können Sie sich ganz unauffällig ein bisschen unter den Trauergästen Umsehen? Es könnte ja sein, dass darunter ein Gesicht ist, das ihnen unbekannt erscheint, nicht wahr?«
    Ich hörte ihn heftig atmen.
    »Sie - um Gottes willen - Sie wollen doch nicht etwa damit sagen, dass der Mörder sogar an das Grab meines Kindes kommen könnte?«
    »Es ist unwahrscheinlich, aber wir müssen mit allem rechnen.«
    »Ja, ja, von Ihrer Seite her verstehe ich das. Nun gut. Ich will versuchen, Ihre Bitte zu erfüllen.«
    »Sollten Sie ein Ihnen fremdes Gesicht unter den Trauergästen sehen, geben Sie mir oder meinem Freund unauffällig einen Wink. Aber das Wichtigste dabei ist, dass es unauffällig vor sich geht.«
    »Ja, ich werde darauf achten.«
    »Gut. Vielen Dank, Mister Lodgers.«
    »Bitte.«
    Ich legte auf. Hoywood und Phil sahen mich an.
    »Jetzt hängt alles vom Schicksal ab«, sagte ich leise und ließ mich zurück in meinen Sessel fallen.
    Schweigend rauchten wir, bis es für uns Zeit war aufzubrechen.
    ***
    Die kleine Kapelle auf dem Friedhof, wo man den Toten auf gebahrt hatte, war ziemlich voll besetzt. Wir hielten uns immer unauffällig im Hintergrund. Es dauerte etwa eine Dreiviertelstunde, dann wurde der Sarg hinaus auf den Friedhof getragen.
    Langsam und feierlich

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