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0023 - Wir faßten in ein Wespennest

0023 - Wir faßten in ein Wespennest

Titel: 0023 - Wir faßten in ein Wespennest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir faßten in ein Wespennest
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schritt man dem Sarge nach. Mister Lodgers hielt eine kleine dicht verschleierte Frau am Arm, die herzzerreißend weinte. Wenn ich einen Blick in das Gesicht des Vaters warf, stieg mir die Wut in die Kehle, dass ich glaubte, ich müsste losschreien. Der Pfarrer hatte schöne Worte gefunden, von einem »tragischen Unglück«. Warum hatte er nicht die Wahrheit gesagt? Es war ein gemeiner, hundsgemeiner Meuchelmord gewesen, der dem Jungen das Leben gekostet hatte.
    Langsam sank der Sarg nieder. Die Angehörigen traten an den Rand des Grabes und warfen ihm eine Handvoll Erde nach. Ich war von Phil getrennt und ' musterte schweigend die Gesellschaft, die sich rings um das Grab versammelt hatte.
    Ich kannte keinen. Schweigend starrte ich durch den dünnen Fieseiregen, der unaufhaltsam vom Himmel strömte. Eine Abordnung von sechs Zeitungsboys trat jetzt an das Grab.
    Ich musterte die Gesichter der Umstehenden. Mir gegenüber, auf der anderen Seite des Grabes stand ein Mann, den ich zwar wie die anderen auch noch nie gesehen hatte, der aber meine Aufmerksamkeit dadurch erregte, dass er sich häufig verstohlen umsah.
    Täuschte ich mich - oder huschte wirklich der Schimmer eines spöttischen Lächelns um seine Lippen, als sich unsere Blicke plötzlich begegneten?
    Ich sah zu Mister Lodgers. Als ich das linke Auge einkniff, macht er eine ganz schwache Bewegung mit dem Kopfe. Ich folgte seiner Richtung. Meinte er tatsächlich den Mann, der mich eben angelächelt hatte?
    Ich sah wieder zurück zu Mr. Lodgers. Aber er hatte keine Zeit mehr für mich. Verdammt, wem hatte denn nun seine Kopfbewegung gegolten? Ich schlich mich leise zu Phil.
    »Hast du beobachtete, dass Lodgers mit dem Kopf winkte?«, raunte ich ihm zu.
    »Ja, natürlich.«
    »Wen mag er gemeint haben?«
    »Ich glaube, den da drüben mit dem dunkelblauen Hut.«
    »Ja«, flüsterte ich, »das dachte ich auch. Okay. Aber ich glaube, der Kerl ist schon auf mich aufmerksam geworden. Wir werden ihn unter keinen Umständen weiter als bis zum Friedhofstor folgen, klar?«
    Phil nickte.
    »Klar, Jerry!«
    Ich huschte auf meinen Platz zurück. Der Pfarrer war fertig mit seiner Schlussansprache. Es dauerte nur noch ein paar Minuten, da löste sich die Gesellschaft auf.
    Mit leisen Gesprächen gingen sie den Hauptweg entlang zum Ausgangstor. Ich sorgte dafür, dass der Mann mit dem dunkelblauen Hut immer fünf; sechs Schritte vor mir blieb. Als ich aus dem Ausgangstor auf die Straße bog, rannte ich genau mit einem Mann zusammen, der eilig die Straße entlangkam.
    »Passen Sie doch auf, Sie Idiot«, raunzte er mich böse an.
    Gleichzeitig flüsterte ich: »Grauer Mantel, braune Schuhe, dunkelblauer Hut.«
    Der Beamte mit dem ich zusammengestoßen war, verzog keine Miene. Brummend eilte er seinen Weg weiter. Okay, das hatte geklappt.
    Ich blieb stehen und nahm meinen Hut ab. Das Wasser lief vorn schon an der Krempe herunter und tropfte mir hinten ins Genick. Ich stellte den Mantelkragen hoch und setzte den Hut wieder auf. Da kam Phil aus dem Tor.
    »So«, sagte er. »Jetzt hängt alles von Hywoods Mann ab. Ich habe eben auf dem Weg rasch ein paar Worte mit Lodgers gewechselt. Er meinte tatsächlich den Mann, den wir glaubten. Er hat ihn angeblich noch nie gesehen. Na, was wül ein Wildfremder hier bei der Beerdigung ,he?Vielleicht war es tatsächlich der…«
    Phil sprach das Wort nicht aus .Aber es ja klar, was er meinte, der Mörder.
    »Komm«, sagte ich, »rufen wir uns ein Taxi an und lassen wir uns zu Hywood fahren. Ich bin es leid, in diesem verdammten Sauwetter draußen herumzustehen.«
    Wir hatten den Jaguar im Hof der Stadtpolizei stehen lassen. Mein Jaguar ist in New York so bekannt wie Churchills Zigarre. Wir wollten durch den Wagen nicht den eventuellen Besuch des Mörders abschrecken. Jetzt ärgerte ich mich, dass wir so vorsichtig gewesen waren.
    Gerade als wir die Straße überquerten, um vom nächsten Lokal aus ein Taxi anzurufen, sahen wir ein etwa zwölf Jahre altes Mädchen mit einem Blumenstrauß weinend den Friedhof betreten.
    Ich stieß Phil an. Er starrte mir ins Gesicht. Wir dachten dasselbe. Ohne ein Wort zu sagen, machten wir kehrt und gingen dem Mädchen nach.
    Sie erkundigte sich bei einem Friedhofswärter nach irgendwas. Der Mann wies ihr mit dem ausgestreckten Arm die Richtung. Sie ging weiter. Wir folgten ihr. Zwei Minuten später stand sie vor Bens frischem Grab. Zögernd trat sie an den Rand des Grabes heran. Wir standen keine vier Schritte von

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