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0024 - Bestien aus dem Schattenreich

0024 - Bestien aus dem Schattenreich

Titel: 0024 - Bestien aus dem Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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an.
    Zamorra wusste, dass sich vor seinen Augen die Dämonen materialisierten, die Alban de Bayards Grabesruhe bewachten.
    Der Professor ging einen Schritt vor.
    Schon begannen sich Gestalten aus den wabernden Flammen zu schälen, tauchten die ersten fahlen, von blauem Schein umflossenen Gerippe auf. Ein hohes, singendes Rauschen hing in der Luft. Das Licht verwandelte sich, wurde bläulich, ein schimmernder, eisiger Glanz, und die Kälte, die von den unheimlichen Gestalten ausging, schien auf der Haut förmlich zu brennen.
    Kichern klang auf.
    Wildes, höhnisches Fauchen…
    Zamorra riss das Amulett hoch, wollte angreifen, die Dämonen zurücktreiben, aber in der nächsten Sekunde erwies sich das als überflüssig.
    Eine andere Macht kam ihm zuvor.
    Eine Macht, unter deren unsichtbarem Einfluss sich die Dämonen wimmernd duckten, zur anderen Seite des Raumes auswichen und sich zitternd und heulend an die Wand pressten. Nur noch schwach gloste der Flammenschein, reichte gerade aus, um den kahlen Raum zu erhellen. Und Zamorra fiel das ein, was die alte Chronik gesagt hatte: dass es besiegte Dämonen waren, die Alban de Bayards Gruft bewachten.
    Er starrte den Sarg an.
    Der Deckel bewegte sich.
    Zentimeter um Zentimeter wurde er hoch gedrückt – und Zamorra spürte einen eiskalten Schauder auf der Haut, als er die bleiche Knochenhand sah, die den schweren steinernen Deckel beiseite drückte.
    Dumpf fiel er auf den Boden, Staub wölkte auf.
    Eine zweite Hand erschien, dürre Knochenfinger krallten sich um den Rand des Sarges – und im nächsten Augenblick erhob sich die hohe, fahle Gestalt eines Gerippes.
    Zamorra stand starr da.
    Er hielt das Amulett in der Hand, aber seltsamerweise ging von dem silbernen Talisman keine Strahlung aus. Das Metall fühlte sich warm an, irgendwie lebendig. Als Zamorra die Hand öffnete, sah er den sanften, schimmernden Glanz und dunkel begriff er, dass er hier einem Wesen gegenüberstand, wie es ihm noch nie zuvor bei all seinen Abenteuern begegnet war.
    Das Gerippe reckte sich.
    Ein seltsames Licht schien plötzlich von ihm auszugehen – aber es war nicht das kalte, dämonische Feuer, das Zamorra kannte. Ein dünner Schleier umwebte die bleichen Knochen. Etwas wie ein Bild entstand, eine Art blasser Projektion auf einer unsichtbaren Leinwand. Es wurde deutlicher, gewann an Plastizität, an Farben und dann schien es so, als trete eine zweite, fleischlichere Gestalt aus dem Skelett hervor, mache einen Schritt zur Seite und schwebe einen halben Meter neben dem Gerippe.
    Das tiefblaue Gewand reichte bis zu den Knöcheln. Dunkles, gewelltes Haar umgab ein edles Antlitz von männlicher Schönheit.
    Und um die breiten Schultern der lange weiße Mantel der Kreuzritter.
    Alban de Bayard…
    Zamorra wusste, dass er es sein musste. Sein Geist oder sein Dämon! Der Professor vermochte sich nicht zu rühren und starrte gebannt in das Gesicht, dessen Lippen sich jetzt zu bewegen begannen.
    »Fürchte dich nicht, Fremder«, sprach eine dunkle, wohlklingende, seltsam körperlose Stimme. »Meine Diener werden dich nicht berühren. Du bist in unser Reich eingedrungen und hast unsere tausendjährige Ruhe gestört. Aber du kommst nicht in böser Absicht, denn du hast die Kraft des weißen Sterns in dir, die Kraft des geheiligten Silbers. Wer bist du?«
    Zamorra schluckte.
    Seine Gedanken wirbelten. Blitzhaft tauchte vor seinen inneren Augen auf, was er in der Chronik gelesen hatte. Alban de Bayard war gerufen worden, um den Herrn der Wölfe zu besiegen, um die Macht des Bösen zu brechen. Also konnte er nicht selbst dem Bösen angehören.
    »Mein Name ist Zamorra«, sagte der Professor leise und tastend.
    »Dies Amulett bedeutet meine Kraft. Ich weiß nicht, woher es stammt, noch was es bewirkt. Ich weiß nur, dass es fähig ist, die Mächte des Bösen zu besiegen.«
    Für einen Moment blieb es still. Die Dämonen im Hintergrund der Gruft gaben ein leises, klagendes Heulen von sich. Alban de Bayards Hände hoben sich, legten sich gegeneinander – und mit einer ehrfürchtigen Geste des Grußes neigte er den Kopf.
    Seine Stimme klang leise, vibrierend.
    »Das Amulett des Merlin«, flüsterte er. »Das Amulett, das die letzten Hüter des heiligen Grals trugen, der für immer verschollen ist. Du kannst es nicht geraubt haben, denn sonst hätte es dich vernichtet. Es gibt dir eine große Macht, Fremder.«
    »Eine große Macht und eine große Verantwortung«, sagte Zamorra ruhig. »Die gleiche Verantwortung,

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