Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0024 - Bestien aus dem Schattenreich

0024 - Bestien aus dem Schattenreich

Titel: 0024 - Bestien aus dem Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
Vom Netzwerk:
nur.
    Schweigend stiegen sie aus, orientierten sich kurz und folgten dann dem Pfad, der durch dichtes Gebüsch hinauf zur Kuppe des Hügels führte.
    Zweimal blieb Bill Fleming stehen. Der Einfluss, der ihn zurücktreiben wollte, war jetzt so stark, dass er Mühe hatte, dagegen anzukämpfen. Hart biss er sich auf die Lippen, gab sich einen Ruck und hielt sich dicht hinter Zamorra, den das Amulett gegen die unheimliche Strahlung immun machte.
    Sie entdeckten die Ruine der Adlerburg erst, als sie fast über Mauerreste stolperten.
    Hier oben war die Sicht noch einigermaßen gut, da der Waldsaum zurückgeblieben war und lediglich niedriges Buschwerk die flache Kuppe bedeckte. Von der Burg standen nur noch die Grundmauern.
    Ab und zu erhoben sich ein paar Mauerreste etwas höher, zeichneten sich bruchstückhaft die Umrisse von Fenstern und Türen ab – und etwas weiter rechts, im Schatten des einzigen ausgewachsenen Baumes, duckte sich eine verfallene, aber noch halbwegs erkennbare Kirche.
    »Dort«, sagte Zamorra leise. »Ich nehme an, dass die Gruft unter der Kapelle liegt.«
    »Das glaube ich auch. Reizende Aussichten!«
    Bills Stimme klang gepresst. Zamorra konnte ihn verstehen – auch er fühlte sich nicht ganz wohl in seiner Haut. Langsam, mit gespannten Sinnen, gingen die beiden Männer auf den niedrigen, fahl schimmernden Kuppelbau zu und stoppten vor dem schief in den Angeln hängenden Eisengitter.
    Zamorra zog es auf. Das Knirschen, dass sich dabei in das Quietschen der Angeln mischte, verursachte ihm eine leichte Gänsehaut.
    Aber ein Blick zeigte ihm, dass von der Decke der Kapelle kaum noch etwas vorhanden war und dass demnach auch nicht viel über ihnen zusammenstürzen konnte.
    Er zog die Taschenlampe aus dem Gürtel. Ihr fahler Schein glitt über den nackten Steinfußboden. Die schwere hölzerne Falltür mit dem rostigen Eisenring war nicht zu übersehen.
    Zamorra sah sich um.
    Sein Blick war auf das Kreuz gefallen, das irgendjemand mit einem scharfen Instrument in das Holz geschnitten hatte. Ein Kreuz, ein paar unentzifferbare Runenzeichen. Sie konnten nur einen einzigen Zweck haben – nämlich den, die Mächte der Finsternis zu bannen, die unten in der Gruft lauerten.
    »Wir müssen vorsichtig sein«, sagte Zamorra halblaut. »Wenn wir nicht aufpassen, kann es uns passieren, dass wir Wesen freisetzen, die weit schlimmer sind als die Wölfe. Bill, du schließt die Falltür über mir, und du öffnest sie erst wieder, wenn ich die entsprechende Anweisung in Morsezeichen dagegen klopfe, okay?«
    »Und wenn du nicht klopfst?«
    »Dann verschwindest du!« Zamorra starrte seinem Freund eindringlich in die Augen. »Bill, du darfst unter keinen Umständen den Versuch machen, mich auf eigene Faust da rauszuholen. Wenn sich in dieser Gruft Mächte verbergen, die stärker sind als das Amulett, dann dürfen sie unter keinen Umständen befreit werden, verstanden?«
    Ihre Blicke kreuzten sich. Bills Gesicht war blass. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt.
    »Verstanden«, sagte er knapp. »Also los!«
    Er packte den eisernen Ring.
    Einen einzigen heftigen Rucks bedurfte es, dann ließ sich die Falltür leicht anheben. Der Strahl der Taschenlampe stach in den Raum darunter. Zamorra erkannte steinerne Stufen, glitt so schnell wie möglich hinunter – und über seinem Kopf schloss sich die Falltür mit einem dumpfen, seltsam endgültigen Laut.
    Er blieb stehen, etwa auf der Mitte der Steintreppe.
    Die Luft war feucht und modrig, aber ein kalter Hauch verriet, dass es von irgendwoher Frischluftzufuhr gab. Der Lichtkegel der Taschenlampe wanderte. Er erfasste kahle Wände, Bruchsteingemäuer, einen steinernen Sarg, der in der Mitte des Raumes auf einem Sockel stand und…
    Die Taschenlampe erlosch.
    Nicht plötzlich, sondern langsam, flackernd, als kapituliere sie vor der Schwärze, der Dunkelheit. Zamorra wusste genau, dass die Batterie noch nicht aufgebraucht sein konnte. Er zog die Unterlippe zwischen die Zähne. Rasch verstaute er die nutzlose Lampe in der Tasche, tastete in der Dunkelheit nach dem Amulett und streifte die dünne Silberkette vom Hals.
    Von einer Sekunde zur anderen schien es um ihn lebendig zu werden.
    Zuerst glomm nur ein schwacher rötlicher Lichtschein auf. Funken tanzten in der Luft, verdichteten sich zu seltsamen, wolkenartigen Gebilden. Ein gespenstisches Licht lagerte in der Gruft, wie der Widerschein eines fernen Feuers, und die tanzenden Funken nahmen allmählich die Gestalt von Flammen

Weitere Kostenlose Bücher