0025 - Der Overhead
erschien ihm schöner als alles, dem er bisher begegnet war. Er war am nördlichen Ufer des Salzsees aufgetaucht und hatte die glitzernde Oberfläche des Sees zwischen sich und Terrania.
McMurray staunte so lange, bis der Overhead sich meldete. Obwohl der Befehl nur mit verschwindend geringer Energie ausgestrahlt wurde, verstand McMurray ihn deutlich: „Ich sagte Ihnen, Sie sollten sich Zeit lassen! Aber nicht zum Gaffen! Fangen Sie an!"
McMurray setzte sich in Trab. Er wußte, was den Overhead gestört hatte. Es war keineswegs die Tatsache allein, daß er sich die Stadt angesehen hatte. Von einem Agenten erwartete man, daß er sich sein zukünftiges Tätigkeitsfeld anschaute. Monterny kannte die Gedanken seiner Leute. Er hatte die Bewunderung verspürt, die McMurray ein paar Sekunden lang für diese Stadt empfunden hatte. Darüber war er zornig geworden. McMurray marschierte so lange durch unbewohntes Gartengelände, bis er deutlich Einzelheiten an den nördlichsten Häusern der Stadt ausmachen konnte. Dann sprang er hinüber.
Der Overhead verfolgte sein Vorgehen aufmerksam. Er wußte, daß McMurrays Auftrag ein gewisses Risiko für ihn, Monterny, in sich barg. Monterny hatte nur zu schnell verstanden, auf welchem Wege jener andere Teleporter, dem Tako Kakuta sich an die Fersen geheftet hatte, geortet worden war. Er wußte, daß Rhodan in seinem Mutantenkorps über sehr starke Telepathen verfügte, und, daß er nicht nur McMurray, sondern auch seinen Plan in Gefahr brachte, wenn er mit dem Jungen ständige Verbindung behielt. Er beobachtete ihn, indem er die Ausstrahlungen aufnahm, die McMurray von sich gab, er selbst wollte jedoch nur in den dringendsten Fällen als Sender fungieren. Die Sache war zu wichtig.
*
Nyssen rief an und bestellte Michikai an den Apparat. Michikai meldete sich mit seinem richtigen Namen, und Nyssen sagte daraufhin: „Hat die Pfirsichblüte im südlichen Kiushu schon begonnen?"
Michikai räusperte sich und antwortete: „Noch nicht. Aber in Hondo ist sie schon fast vorüber."
„Gut", antwortete Nyssen. „Was gibt es Neues?"
„Ich habe mir die Druckerei angesehen."
„Unauffällig?"
„Völlig. Ich hatte angeblich einen großen Auftrag zu vergeben, konnte mit dem Besitzer aber über den Preis nicht einig werden. Da ging ich wieder. In der Zwischenzeit hatte ich alles gesehen. Das heißt ..."
„Was heißt?"
„Beinahe alles. Es gibt noch einen Raum, in den ich nicht hineinkam. Aber ich würde wetten, daß er nicht größer ist als fünfzig Quadratfuß, und nur die eine Tür hat, durch die ich für einen Augenblick hineinsehen konnte."
„Hast du versucht hineinzukommen?" fragte Nyssen.
„Ja. Beim Weggehen tat ich so, als habe ich mich in der Tür geirrt. Das gefiel dem Druckereibesitzer nicht. Er wurde beinahe grob und konnte mich gerade noch im letzten Augenblick in die andere Richtung dirigieren."
„Mhm", brummte Nyssen. „Etwas von der Einrichtung gesehen?"
„Ja. Ein Visiphon."
„Sonst nichts?"
„Nein."
„Gut. Hör zu, Michikai: Auf dem Postamt im Zentralbahnhof gibt es ein Schließfach Nr. 7415 - sieben, vier, eins, fünf - das der Beamte nur öffnet, wenn das Stichwort Hokaido genannt wird. Ich habe deine fünfzig Dollar dort deponiert. In den nächsten Tagen werde ich dich wieder anrufen!"
Am anderen Ende der Leitung stieß Michikai einen spitzen Schrei aus.
„Nur fünfzig Dollar! Bei allen ..." Außerdem hörte Nyssen nichts mehr. Er hatte aufgehängt. Während der nächsten halben Stunde überlegte er sich, welche Tageszeit für die geplante Untersuchung am günstigsten sei.
*
Infolge seiner eingehenden Information wußte er über den allgemeinen Tagesablauf einer japanischen Millionenstadt recht gut Bescheid. Es gab keine wirklich ruhige Zeit, nur Perioden der „Verdünnung".
Nyssen entschied sich für die Zeit zwischen ein und vier Uhr morgens. Drei Stunden, meinte er, sollten ausreichen, um eine kleine Druckerei völlig zu untersuchen. Er verbrachte den Rest des Nachmittags schlafend, aß gut und reichlich zu Abend und besuchte ein Kino, dessen Vorstellung ein paar Minuten vor Mitternacht endete.
Dann kehrte er in sein Hotel zurück und bewaffnete sich mit den Dingen, die er für notwendig oder nützlich hielt. Es waren mehr als zwanzig verschiedene Geräte, aber dank den Fertigkeiten ferronischer Mikrotechniker nahmen sie nicht mehr als den Platz zweier Hosen- und einer Jackentasche in Anspruch. Den schweren Neutronenstrahler
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