0025 - Der Satansdiener
Lack ein paar Kratzer davontrug. Bill war es gleichgültig. Er stoppte erst, als er sicher war, dass der Wagen nicht mehr gesehen werden konnte, stieg aus und erreichte mit wenigen Schritten den Weg.
Von den Ledermännern und Nicole war nichts mehr zu sehen.
Aus zusammengekniffenen Augen spähte Bill durch die verschnörkelten Ornamente des Tors. Ein Park lag dahinter. Undeutlich glaubte er, im Mondlicht die Umrisse eines großen Gebäudes mit Türmchen und Erkern zu erkennen. Sein Blick glitt nach links und rechts, folgte dem Verlauf der übermannshohen Mauer. Für seine Begriffe konnte es eigentlich keine Alarmanlage geben – aber ein paar gemeinsame Abenteuer mit Zamorra hatten die Erfahrung in ihm verankert, dass es manchmal besser war, dem Augenschein nicht zu trauen.
Nach kurzem Suchen fand er einen Baum, dessen Krone weit über die Mauer hinausragte.
Der Rest war einfach. Bill sprang hoch, bis er den untersten Ast erwischte, zog sich mit einem Klimmzug hinauf und kletterte weiter, bis er sich etwa zwei Yards oberhalb der Mauer befand. Der stabile Ast, den er sich aussuchte, neigte sich ein wenig unter seinem Gewicht, als er sich langsam auf sein äußerstes Ende zuschob. Unter Bill blieb die breite, glasgespickte Mauerkrone zurück. Tarzan persönlich könnte es nicht besser machen, dachte er mit Galgenhumor, während er sich mühsam und schwankend an den dünneren Zweigen über seinem Kopf festkrallte.
Jenseits der Mauer packte er den Ast unter seinen Füßen, ließ seinen Körper nach unten pendeln und löste den Griff. Aus zwei Yards Höhe sprang er auf den Boden und landete weich im Gras. Federnd fing er den Aufprall ab, blieb auf Händen und Knien hocken und lauschte mit angehaltenem Atem.
Stille…
Bill stieß die Luft aus, richtete sich erleichtert wieder auf. In dem weitläufigen, verwilderten Park rührte sich nichts. Ein paar Minuten ließ Bill sicherheitshalber noch verstreichen, dann begann er lautlos und behutsam, sich an das dunkle Gebäude heranzupirschen.
Während er sich seinen Weg durch das Gewirr der Büsche suchte, überlegte er, ob es nicht besser gewesen wäre, zurückzufahren und die Polizei zu alarmieren. Sekundenlang kamen ihm Zweifel – dann schüttelte er entschieden den Kopf. Nicole war in Gefahr. Der Himmel mochte wissen, was die Kerle mit ihr vorhatten. Bill konnte nicht riskieren, dass ihr etwas geschah, während er seelenruhig Verstärkung holte oder…
Seine Gedanken stockten. Jäh gellte der Schrei auf.
Ein lang gezogener Entsetzensschrei – so gellend, dass Bill wie festgebannt an seinem Platz verharrte. Er hatte Nicoles Stimme erkannt. Ein eiskalter Schauder rann ihm über den Rücken, und es kostete ihn Mühe, sich zusammenzureißen.
Sein Gesicht glich einer Maske, als er sich durch die letzten Büsche zwängte. Ganz kurz nur blieb er stehen und sah sich auf der unkrautübersäten Rasenfläche um, die ihn noch vom Haus trennte. Natürlich konnte er die Möglichkeit nicht ausschließen, dass ihn jemand von einem Fenster aus beobachtete, aber dieses Risiko musste er auf sich nehmen. Wie ein Schatten löste er sich aus dem Schutz der Büsche, huschte geduckt über den freien Platz und presste sich keuchend in den Schatten der Hauswand.
Sein Blick zuckte umher.
Lichtschächte, stellte er fest. Und der schreckliche Schrei war aus dem Keller gekommen!
Irgendwo dort unten wurde Nicole gefangen gehalten, musste etwas Entsetzliches gesehen oder erlebt haben, und Bill Fleming war eiskalt entschlossen, sie da herauszuholen.
Als er gerade eins der Lichtschachtgitter abgehoben hatte, traf ihn der nächste Schock.
Die Haustür flog auf.
Eine breite Lichtbahn fiel nach draußen, schattenhafte Gestalten tauchten auf – und Bill blieb nur noch übrig, blindlings und blitzartig seinem Instinkt zu folgen.
Wie eine Schlange ließ er sich in den Lichtschacht gleiten.
Seine Zähne pressten sich zusammen, bis die Kiefernmuskeln schmerzten. Wenn die Kerle seinetwegen aus dem Haus gekommen waren, würden sie ihn zweifellos finden. Und dann saß er in dem engen Schacht so hoffnungslos in der Falle wie ein Kaninchen.
Schweiß trat ihm auf die Stirn, er lauschte gespannt – doch sein Instinkt hatte ihn offenbar nicht getrogen.
Die Ledermänner machten keinerlei Anstalten, eine Suchaktion einzuleiten.
»Auf eure Posten«, sagte eine Stimme. »Ihr wisst, was ihr zu tun habt, wenn sich jemand hierher wagt.«
»Tod unseren Feinden!«, murmelte ein zweiter Mann.
Und andere
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