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0025 - Der Satansdiener

0025 - Der Satansdiener

Titel: 0025 - Der Satansdiener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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Aufregung!« Er lächelte, obwohl sein Gesicht so weiß wie ein Blatt Papier war. »Ich hoffe, der Schlüssel passt. Moment mal!«
    Der Schlüssel passte tatsächlich zu Nicoles Fesseln, Sekunden später war sie die Ketten los. Aufstöhnend taumelte sie gegen Bill und klammerte sich an ihn, als wolle sie ihn nie mehr loslassen.
    Dass sie nur Nagellack trug, fiel ihr erst wieder ein, als sie sich ein wenig beruhigt hatte.
    Glühende Röte übergoss ihr Gesicht. Im ersten Impuls machte sie eine Bewegung, um ihre Blöße zu bedecken. Dann sah sie ein, dass es sinnlos war. Die charakteristische V- förmige Falte erschien über ihrer Nasenwurzel, und sie atmete so tief, dass die Spitzen der kleinen, festen Brüste wippten.
    »Ich kann’s nicht ändern«, sagte sie entschlossen. »Angesichts eines Tigers, eines Wahnsinnigen und einer Kidnapperbande ist die Bekleidungsfrage zweitrangig. Ich hoffe, Sie sind ein Kavalier und sehen weg, Bill.«
    »Ich werde garantiert nur den Tiger ansehen«, brummte Bill. Und das war ihm sogar ernst angesichts der lebensgefährlichen Drohung.
    In kurzen Worten erklärte er Nicole, worauf es ankam, dann griff er nach ihrem Arm, zog sie vorsichtig in den Käfig und packte mit der Rechten die Peitsche fester.
    Sie kamen unbehelligt durch den Käfig.
    Unbehelligt erreichten sie auch die Tür des Gewölbes, unbehelligt kletterten sie die Stufen hinauf – aber auf dem kleinen Treppenabsatz passierte es.
    Geronimo Morgue stand auf halber Höhe der Stufen, die nach oben führten.
    Er stand ganz ruhig da, hoch aufgerichtet und starr, als habe er gewartet. Die dünnen Lippen lächelten, schmale bernsteinfarbene Augen funkelten unter schrägen Brauen – und der Blick dieser gelben Raubtieraugen schien Bill Fleming wie eine Sonde in den Schädel zu dringen.
    Die Umgebung verschwamm.
    Bill wollte sich herumwerfen, reagieren, etwas tun – doch er vermochte es nicht. Schwärze hüllte ihn ein. Die Welt schien zu versinken, wurde gegenstandslos. Nichts war mehr da. Nichts außer diesen gelben, glühenden, unheimlichen Augen, deren magischem Bann er sich nicht entziehen konnte…
    ***
    Alban de Bayard übernahm die Führung. Ob er den Ort kannte, ob irgendeine übernatürliche Kraft seine Schritte lenkte – Zamorra wusste es nicht. Der kurze Weg durch den Wald war voller Wunder.
    Fremdartige, überirdisch schöne Blüten wiegten sich an Ranken.
    Klare Quellen sprudelten, im Wasser huschten schattenhafte Gestalten, leuchteten die geschmeidigen Leiber schöner Nymphen. Ein steter, leise singender Wind bewegte Bäume und Gras, und einmal glaubte Zamorra, ganz kurz zwischen wuchernden Sträuchern das lachende, hässliche Gesicht eines bockfüßigen Pan zu sehen.
    Über steile Felsen führte der Weg bergan. Der Aufstieg war leicht, immer wieder öffneten sich breite Steinterrassen, türmten sich die Klippen zu natürlichen Stufen. Der Eingang der Höhle, die sie suchten, tauchte ganz plötzlich vor ihnen auf. Zwei hochragende Felsennadeln flankierten ihn, der Stein bildete einen sanften, vollendeten Bogen, und dahinter schimmerte der Anfang eines Ganges in geheimnisvollem phosphoreszierendem Licht.
    Zamorra blieb stehen, fasziniert von dem Anblick.
    Auch Alban de Bayard verharrte – und im gleichen Moment hörten sie hinter sich ein Geräusch, das binnen Sekunden zu einem gewaltigen Brausen anschwoll.
    Der Professor wandte den Kopf – und zuckte zusammen.
    Von seinem Platz aus konnte er weit über das Meer sehen. Eine Welle türmte sich empor, schwarz und bedrohlich im verschwimmenden Dunst. Immer höher wuchs sie, unheimlich, gischtgekrönt, immer näher kam sie dem Ufer – und Zamorra krampfte in jähem Begreifen die Hände zusammen.
    Die Riesenwelle rollte auf die Insel zu. Wie die Pranke eines gigantischen Raubtieres schlug sie auf den Strand, zog sich gischtend und fauchend zurück – und hinterließ die Trümmer eines zerschmetterten, buchstäblich in Fetzen geschlagenen Bootes.
    Zamorras Nackenhaare sträubten sich.
    Er blickte zu seinem Begleiter hinüber.
    Auch Alban de Bayard hatte dem Vernichtungswerk zugesehen, doch sein ruhiges, ebenmäßiges Gesicht zeigte keine Überraschung.
    »Die Mächte der Tiefe«, sagte er leise. »Sie haben zurückgeschlagen…«
    »Und wie sollen wir die Insel wieder verlassen, Alban?«
    Er hob die Schultern. »Wir werden sie verlassen müssen. Niemand kann länger als eine Nacht und einen Tag auf Avalon bleiben. Merlin, der den Verirrten Schutz gab, ist lange

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