Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0026 - Die Braut des Henkers

0026 - Die Braut des Henkers

Titel: 0026 - Die Braut des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
Vom Netzwerk:
›Blume von Wales‹, einem Gasthof in Coryhead, einzumieten. Zamorra bedankte sich für den Rat und winkte dem Skipper noch einmal zu.
    Dann brummte der Motor des Schiffes auf, es wendete und steuerte wieder auf die offene See zu.
    Nicole, die dem Schiff noch einige Sekunden nachschaute, kam sich vor wie auf einer einsamen Insel ausgesetzt. Sie fröstelte.
    »Jetzt machen Sie nicht so ein Gesicht, Nicole. Es war ja schließlich Ihre Idee, hierher zu kommen.«
    Die Stimme ihres Chefs riss sie aus den Grübeleien. Sie bemühte sich um ein munteres Lächeln und griff nach ihrer Reisetasche.
    »Ist schon gut, Chef. Es war nur so ein komisches Gefühl. Es ist auch alles so fremd hier. Und die Leute scheinen über unsere Ankunft nicht gerade erfreut zu sein. Sehen Sie doch.«
    Zamorra schaute sich um. Tatsächlich. Die erste Neugierde in den Augen der Alten war offener Abneigung gewichen. Als wollten sie die Neuankömmlinge ins Meer zurücktreiben, so starrten sie sie an.
    Keiner machte Anstalten, ein Wort der Begrüßung zu sagen, wie es in den kleinen Fischerdörfern an Englands Küsten üblich war.
    Denn auch hier galten die Gesetze der Gastfreundschaft.
    Ganz anders hier in Coryhead. Eine Welle des Hasses schien dem Professor aus Frankreich und seiner Begleiterin entgegenzuschlagen. Sie spürten es fast körperlich. Doch sie bemühten sich, es sich nicht anmerken zu lassen.
    Es waren vier Männer, die dort auf der Mauer saßen. Zamorra ging zu ihnen hin und fragte auf Englisch: »Wo finde ich den Gasthof ›Blume von Wales‹? Könnten Sie mir vielleicht den Weg erklären?«
    Während die andern drei sich überhaupt nicht um den Fragenden kümmerten, blickte der vierte dem Professor voll ins Gesicht.
    »Wohl fremd hier, was? Wir haben was gegen Fremde. Gibt nur Ärger. Bringen nur Unruhe ins Dorf. Ist wohl besser, Sie fahren gleich wieder mit Ihrem Girl zurück. Oder wollen Sie vielleicht gar nicht hier Urlaub machen?«
    Ein lauernder Blick traf den Professor. Die Stirn des Alten warf sich in Falten. Abschätzend betrachtete er den Professor.
    »Suchen Sie vielleicht etwas anderes hier? Sind wohl auch einer von den neugierigen Touristen, die fest überzeugt sind, dass es hier spukt.«
    Ein verhaltenes Lachen schüttelte den Körper des alten Mannes.
    »Sie kommen immer wieder. Und immer umsonst. Wenn Ophelia wütet, dann sieht es niemand. Man findet dann nur die Leichen am Strand. Hahahaha!«
    Er lachte noch einmal laut auf, dann verstummte er.
    »Los, verschwindet von hier. Fahrt dahin zurück, wo ihr hergekommen seid. Hier ist kein Platz für euch!«
    Zischend waren die Worte über die Lippen des Alten gekommen.
    Nun senkte er den Kopf und tat so, als wäre der Professor Luft für ihn.
    Nicole hatte aufgrund der Entfernung, in der sie von der Gruppe stand, die Unterhaltung nicht mitbekommen. In Zamorra rührte sich eine Ahnung. Doch er wollte Nicole Duval nicht beunruhigen.
    Er ging zu ihr zurück und machte eine vage Geste mit der Hand.
    »Wir sollen nur ins Dorf hineingehen. Dann können wir es gar nicht verfehlen. Mehr konnte ich aus denen da nicht herausholen; man scheint hier auf Besucher nicht eingerichtet zu sein. Kommen Sie, Nicole, wir gehen.«
    Nicole nickte und bückte sich nach ihrer Reisetasche. Zum Glück hatte sie nicht allzu viel eingepackt, und sie sollte den kurzen Fußmarsch in die Ortschaft schon schaffen.
    Wo die beiden Franzosen an Häusern vorbeikamen, vor denen sich Menschen aufhielten, da verstummten die Gespräche der Einwohner. Mit misstrauischen Blicken verfolgten sie den Weg der beiden Neuankömmlinge, und neben Misstrauen lag in einigen Blicken auch Hass. Hass, der durch nichts zu erklären gewesen wäre.
    Zamorra, diesem hervorragenden Fachmann für Übersinnliches, teilte sich diese feindliche Atmosphäre sofort mit. Doch immer noch schwieg er über seine Eindrücke, denn es gehörte zu seinen Gewohnheiten, erst dann über Dinge zu sprechen, wenn er sich ein festes Urteil über sie gebildet hatte.
    Da der Name ›Blume von Wales‹ mit ziemlicher Sicherheit auf ein größeres Gebäude hinwies, dachte Zamorra folgerichtig, dass dieses Gebäude in der Mitte des Dorfes zu suchen sein musste. Und er sah sich in seinen Vermutungen auch nicht enttäuscht.
    Denn schon nach einigen Minuten gelangten er und Nicole an einen größeren Platz, an dessen Rand er auch wirklich das Gasthaus ausmachen konnte.
    Er machte Nicole darauf aufmerksam und steuerte darauf zu.
    Das Haus machte einen sehr

Weitere Kostenlose Bücher