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0026 - Die Braut des Henkers

0026 - Die Braut des Henkers

Titel: 0026 - Die Braut des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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schüttelte den Kopf.
    »Dann hat Father David die Unwahrheit gesagt. Es gibt dieses Beil, und immer wenn einer aus unserer Mitte verschwand, war auch das Beil verschwunden und hing am nächsten Morgen blutbeschmiert wieder an seinem Platz. Vielleicht wollte Father David Ihnen keine unnötige Furcht einjagen.«
    »Und dieser junge Mann«, wollte Zamorra wissen, »den wir gesehen haben, kurz bevor wir dieses Haus verließen? Was ist mit dem? Als wir uns dem Haus des Priesters näherten, kam er dort heraus und hatte es auffällig eilig. Hat er vielleicht auch damit zu tun, dass hier von Zeit zu Zeit Menschen verschwinden?«
    Sam wurde mürrisch. »Lassen Sie diesen Richard aus dem Spiel. Er hat den bösen Blick. Ihr Städter mögt darüber lachen. Wir auf dem Lande sind der ursprünglichen Natur doch noch näher als ihr. Wir haben uns noch einen Sinn für das Unerklärliche bewahrt. Lachen Sie nicht darüber, aber wir hier in Coryhead wissen, dass dieser Junge den bösen Blick hat und mit ihm nicht alles so ist, wie es sein sollte.«
    Er wurde durch ein Geräusch an der Tür unterbrochen. Eine heisere Stimme erklang. »He Sam, einen Whisky, aber schnell. Und sag nicht wieder, ich hätte ja kein Geld. Ich kann nämlich bezahlen. Und zwar in bar!«
    Die letzten Worte hatte der Mann, der die Gaststube betrat, fast triumphierend gerufen. Er war verhältnismäßig klein, ziemlich beleibt und hatte schüttere graue Haare auf dem Kopf. Er kam in die Gaststube gerollt wie ein Ball. Unter einem Mantel, der ihm einige Nummern zu groß war, trug er einen grünen Sweater, der auch schon einmal bessere Tage gesehen haben musste.
    Sein Gesicht war tomatenrot, pausbäckig, und in den Augenwinkeln verrieten Lachfalten, dass der Mann zu jedem Spaß aufgelegt war.
    »Halt den Mund, Titus. Schrei nicht so. Siehst du nicht, dass Gäste da sind? Hier, trink deinen Whisky und dann verschwinde.«
    Entschuldigend wandte sich der Wirt an Zamorra und Nicole.
    »Nehmen Sie es ihm nicht übel. Das ist der alte McPeters. Es war sein einziger Sohn, den man vor zwei Wochen am Strand gefunden hatte. Er hat den Schmerz noch nicht überwunden. Lange macht er es sicher nicht.«
    Mit einem bedauernden Ausdruck in den Augen betrachtete der Wirt den alten Mann, der sich mit seinem Whiskyglas in die hinterste Ecke des Raumes verzogen hatte.
    »Wie sagten Sie, heißt er?«, fragte Zamorra.
    »McPeters, Sir. Titus McPeters. Sein Sohn war der Tote vom Strand, Sir. Soll ich ihn rauswerfen? Stört er Sie? Dieser alte Säufer war schon immer lästig. Jetzt, wo das passiert ist, ist er geradezu ungenießbar.«
    »Nein, nein«, winkte der Professor ab. »Im Gegenteil, ich möchte mich gern einmal mit ihm unterhalten. Macht es Ihnen etwas aus, wenn Sie ihn bitten, sich zu uns zu setzen?«
    Der Wirt war einigermaßen erstaunt. Was diese Leute aus der Stadt für Ideen hatten? Da sollte einer schlau draus werden. Na, was sollte es auch. Die mussten schließlich wissen, was sie taten.
    Er ging hinüber zu dem Tisch und flüsterte mit dem Alten ein paar Worte. Der erhob sich nach einigen Sekunden und kam herübergeschlurft.
    »Ja, Sir? Sie wollen mich sprechen? Der alte McPeters steht Ihnen zur Verfügung. Habe schon alle Weltmeere bereist. Könnte Ihnen Geschichten erzählen! Würden Sie garantiert nicht glauben.«
    Ohne weitere Aufforderung zog er sich einen Stuhl heran und ließ sich ächzend darauf nieder. Er musste schon länger mit dem Whisky auf vertrautestem Fuße stehen. Nicole verzog die Nase und warf ihrem Chef einen Blick zu, der wohl sagen wollte, dass aus diesem Säufer nicht allzu viel herauszuholen wäre. Zamorra ignorierte den Blick.
    »Danke, Mr. McPeters, dass Sie meiner Bitte gefolgt sind. Sam, bringen Sie noch einen Whisky für den Herrn hier.«
    Als er sich ›Herr‹ genannt hörte, warf sich der Alte in die Brust.
    »Siehst du, Sam, dieser Gentleman weiß, was sich gehört. Also, bring dem Herrn seinen Whisky, aber schnell.«
    Zamorra konnte sich ein Grinsen kaum verbeißen, wenn dieser Anlass auch ein trauriger war. Der Alte musste den Tod seines Sohnes ja schnell überwunden haben. Oder er hatte damit gerechnet und wusste, was ihm bevorstand. Man würde ja sehen.
    »Es ist für Sie sicherlich ein trauriges Thema, doch ich wollte Ihnen zum Tod Ihres Sohnes einige Fragen stellen. Wenn Sie sie nicht beantworten wollen, dann nehme ich es Ihnen nicht übel, doch ich würde mich freuen, wenn Sie mir einige Informationen liefern könnten.«
    Der alte

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