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0026 - Die Braut des Henkers

0026 - Die Braut des Henkers

Titel: 0026 - Die Braut des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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Man wird ihn wahrscheinlich auch nie zu Gesicht bekommen. Sie wissen ja, wie das mit diesen Sagen und Legenden ist. Was diese Leiche angeht, so kann es sich nur um eine private Fehde gehandelt haben. Die Leute hier leben zum Großteil auch vom Schmuggel. Wahrscheinlich hatte der Sohn des alten McPeters mit einem Konkurrenten Streit bekommen. Den Täter wird man wohl nie finden. Die Menschen in dieser Gegend sind verschwiegen. Was dieses Henkerbeil angeht, so stammt es aus dem siebzehnten Jahrhundert. Man soll damit Hexen, oder Frauen, die man dafür hielt, hingerichtet haben. Es hat auch mal hier in der Kirche gehangen. Doch jetzt ist es nicht mehr da. Und wohin es verschwunden ist, kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen. Archive gibt es in diesem Dorf auch nicht. Höchstens die Kirchenbücher. Und die geben nur über Geburten, Hochzeiten und Sterbefälle Auskunft. Wenn Sie wollen, können Sie sie sich anschauen. Doch weiter helfen wird Ihnen das mit Sicherheit nicht. Das wäre alles, was ich Ihnen zu Ihrer Rätselhaften Angelegenheiten sagen kann. Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich mich jetzt entschuldige. Ich habe viel zu tun. Auf Wiedersehen.«
    Zamorra war einigermaßen verblüfft. So schnell war er selten abgefertigt worden. Außerdem wirkten die Erklärungen des Priesters zu glatt und zu einstudiert.
    »Eine Frage noch, Hochwürden«, bat Zamorra. »Sie hatten doch eben Besuch, nicht wahr? Würden Sie mir sagen, wer der junge Mann gewesen ist, der kurz vor unserm Eintreffen Ihr Haus verlassen hat?«
    Der Priester zuckte zusammen. Seine Augen bekamen einen gehetzten Ausdruck. »Das geht Sie gar nichts an. Mich kann besuchen wer will. Ich brauche Ihnen keine Rechenschaft darüber abzulegen. Jetzt gehen Sie bitte. Es wäre sogar besser, wenn Sie Coryhead ganz verlassen würden. Stören Sie unsere Ruhe nicht. Bitte, gehen Sie.«
    Mit diesen Worten schob der Geistliche den Professor und Nicole Duval zur Tür. Ehe sie sich versahen, standen sie schon auf den Stufen, und hinter innen krachte die schwere Eichentür ins Schloss.
    Zamorra schaute Nicole verblüfft an. Sie war ebenso verdutzt.
    Dann zuckte sie die Schultern.
    »Scheint ganz so, als wären wir hier nicht erwünscht. Professor Cousteau, Ihr Freund, hatte Recht. Hier geht es nicht ganz mit rechten Dingen zu. Doch jetzt lassen Sie uns endlich etwas essen. Wir haben noch genug Zeit, unsere Nachforschungen zu betreiben. Ich habe jetzt Hunger.«
    Der Professor nickte gedankenverloren und folgte seiner Begleiterin. Die Atmosphäre der Feindseligkeit war fast körperlich spürbar.
    Überall lauerte sie. Es war, als würde in diesem Dorf ein schreckliches Geheimnis gehütet.
    Die brennenden Augen, die jede seiner Bewegungen verfolgten, spürte er jedoch nicht. Der junge Mann mit den schwarzen Haaren stand hinter einer Hausecke und konnte die Straße bis zum Gasthof ›Blume von Wales‹ überschauen. Er wandte sich erst ab, als die beiden Fremden das Gebäude betraten und die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel.
    ***
    Hände reibend kam der Wirt in die Gaststube.
    »Wieder zurück, die Herrschaften? Ich habe schon das Essen vorbereiten lassen. Es wird gleich aufgetragen. Na, Sir, haben Sie etwas erreichen können? Father David ist sehr freundlich, nicht wahr? Er ist zwar nicht hier geboren, ich übrigens auch nicht, aber er ist im Dorf sehr beliebt. Er hilft jedem, wo er kann.«
    Professor Zamorra ließ sich an einem Tisch in der Nähe der Theke nieder. »Dass er so freundlich ist, kann ich gerade nicht behaupten. Uns hat er sogar ausgesprochen unwirsch abgefertigt. Ich hatte ihn nur nach dem Henkerbeil und dieser Geistererscheinung gefragt, die es hier ja wohl geben soll. Und da hat er uns fast rausgeworfen.«
    Sam, der Wirt, kratzte sich am Kopf. »Das verstehe ich nicht. Sonst ist er gerade zu Fremden sehr zuvorkommend. Sie müssen nämlich wissen, dass hier in Coryhead eine der letzten Kapellen aus dem sechzehnten Jahrhundert steht. Und da kommen jedes Jahr Scharen von Touristen, um sie zu besichtigen. Sie ist so eine Art Museum für diese Gegend. Es gibt noch andere Dinge dort, die anzusehen es sich auf jeden Fall lohnt. Zum Beispiel auch das Henkerbeil.«
    »Das Henkerbeil«, unterbrach Zamorra den Redeschwall des Mannes.
    Auch Nicole war aufmerksam geworden. Sie meldete sich jetzt zu Wort.
    »Dieser Priester hat entschieden abgestritten, dass es dieses Henkerbeil in der Kirche gibt. Und dann hat er uns nach draußen geschoben.«
    Sam

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