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0026 - Die Braut des Henkers

0026 - Die Braut des Henkers

Titel: 0026 - Die Braut des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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zerlumpte Gestalt drängte sich durch die Menge der Hochzeitsgäste. Es war Bud McPeters. Alle kannten ihn.
    Nahezu ein jeder hatte ihn schon über die Dorfstraße wanken gesehen, wenn er wieder einmal einen über den Durst getrunken hatte.
    Was wollte er jetzt hier? Warum störte er durch sein Geschrei? Gerade er musste sich doch am meisten auf die Feier gefreut haben. Sollte doch der Wein in Strömen fließen, und konnte er sich endlich einmal satt essen, zumal es ihn noch nicht einmal etwas kosten sollte.
    »Nein, Killaern! Du wirst deine Tochter dem da nicht zur Frau geben. Denn wenn du es tust, wird über sie und all ihre Angehörigen das Unglück hereinbrechen.« Die Stimme des Säufers war heiser.
    Doch sein Blick war fest. Entschlossen presste er die blutleeren Lippen aufeinander.
    Es war totenstill geworden.
    Die beiden Priester erschienen auf den Stufen der Kirche.
    Father Ambrose, der Pfarrer von Coryhead, räusperte sich.
    »Bud, du alter Säufer. Störe uns nicht. Du bist wahrscheinlich wieder betrunken. Also scher dich zum Teufel! Verschwinde!«
    »Nichts werde ich, Vater. Ich habe nämlich etwas beobachtet – etwas Unglaubliches. Wisst ihr noch, wie ihr gestern die Hexe verbrannt habt? Jennifer, das Mädchen, das wir alle so gern gemocht haben? Habt ihr nicht immer Angst, wenn der Hexenhenker erscheint und eine aus eurer Mitte reißt? Zittert ihr nicht alle vor ihm? Presst es euch nicht die Herzen zusammen, wenn seine rote Kapuze erscheint?«
    Die Leute wichen unwillkürlich zurück. Der Hauch des Todes hatte sie gestreift. Ja, der Alte hatte Recht. Sie alle fürchteten sich vor dem Vermummten. Und niemand wusste, wer sich unter der Kapuze verbarg. Oft schon hatten sie sich gefragt, wer es wohl sein mochte. Keiner wusste eine Antwort.
    Bud McPeters griff in die Leinentasche, die er an einem Strick über seiner Schulter hängen hatte. Wie gebannt starrten die Umstehenden ihn an.
    Mit einer ruckartigen Bewegung tauchte die Hand wieder auf. Die Finger umklammerten etwas Rotes, ein Tuch, wie es schien. Wie eine Siegesfahne reckte der Säufer es hoch.
    »Schaut her! Wisst ihr, was das ist? Nein? Schaut es euch genau an! Gestern noch habt ihr alle es gesehen! Gestern Nachmittag, als Jennifer auf dem Scheiterhaufen ihr junges Leben lassen musste. Und auch vorher schon habt ihr es zu Gesicht bekommen. Immer dann, wenn wieder eine Hexe hingerichtet wurde! Na, dämmert es euch?«
    Die Menschen wurden blass. In ihren Gedächtnissen regte sich etwas. Sie wussten nicht zu sagen, was es war. Eine Erinnerung, ein flüchtiger Eindruck, der ihnen Schauder über die Rücken jagte und sie frösteln ließ. Dieses Rot, sie kannten es wohl, wagten es jedoch nicht auszusprechen. Schatten der Vergangenheit stiegen in ihnen auf, verdichteten sich zu Bildern des Grauens.
    »Die Kapuze des Henkers.«
    Einer der Hochzeitsgäste hatte es geflüstert. Keiner kümmerte sich mehr um das Brautpaar.
    Douglas Thromby war totenblass geworden. Seine Knie wurden schwach. Er schwankte. Ophelia schaute ihn an, las die Wahrheit in seinen Augen, wollte sie jedoch nicht wahrhaben.
    »Die Kapuze des Henkers.«
    Die Nachricht pflanzte sich fort, geisterte durch die Reihen der Wartenden.
    Zufrieden schaute Bud McPeters in die Runde. Jetzt stand er im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses. Kein Wort mehr davon, dass er allen nur als Trinker und Tunichtgut bekannt war.
    »Ja, ihr habt richtig gesehen – die Kapuze des Henkers. Gestern habe ich sie mir geholt. Und wisst ihr, wer sie getragen hat, wem sie gehört?«
    Der alte Killaern mischte sich ein.
    »Nun sag schon, was du weißt, Bud! Und gib uns keine Rätsel auf, die wir allein nicht lösen können! Sprich!«
    Bud machte einige Schritte auf das Brautpaar zu. Er streckte einen Arm aus und zeigte auf Douglas Thromby. Voller Hass schleuderte er ihm die Kapuze vor die Füße.
    »Dein Spiel ist aus, Hexenhenker von Coryhead. Ich habe dich gestern Abend verfolgt und konnte miterleben, wie du sie abgestreift hast. Danach hat er sich zu Bett gelegt, als wäre nichts geschehen. Es war mir ein Leichtes, sie aus seinem Zimmer herauszuholen. Seht euch den Satan an. Er ist es, der unsere Frauen verfolgt, der sie hinmordet. Er hat die Macht über uns, die uns zu immer neuen Gräueltaten treibt. Seht ihn euch doch an, wie er zittert und um sein jämmerliches Leben bangt!«
    Wirklich, Douglas bebte an allen Gliedern. Seine Augen glühten wie Kohlen in seinem Gesicht. Er wollte etwas sagen, riss den Mund

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