0026 - Die Braut des Henkers
auf, brachte aber keinen Laut hervor. Abwehrend hob er die Hände, stolperte zurück.
Killaern, Ophelias Vater, fand als Erster die Sprache wieder.
»Stimmt das, Douglas? Ich glaube es nicht. Sag, dass es nicht wahr ist. Sag es allen. Glaub dem Trinker nicht. Er weiß nicht, was er spricht!«
Douglas versuchte wieder, ein Wort hervorzubringen. Es gelang ihm nicht. Nur undeutliches Gestammel drang aus seinem Mund.
Dabei schüttelte er den Kopf.
»Stimmt es? Ich frage dich noch einmal – stimmt es?«
Douglas Thromby schwankte, fing sich wieder. Schwerfällig wandte er sich um. Langsam setzte er sich in Bewegung. Mit gesenktem Haupt wollte er sich aus dem Kreis der Hochzeitsgäste entfernen.
Ophelia, seine Braut, presste eine Hand vor den Mund. Ihr Gehirn wollte es nicht begreifen, konnte das Unglaubliche nicht verstehen.
»Nein«, schrie sie auf. »Nein, sag, dass es nicht wahr ist, Douglas. Um uns und um unserer Liebe willen, sag ihnen, dass es nicht stimmt!«
Douglas schien es nicht gehört zu haben. Schritt für Schritt wich er vor ihr zurück.
»Bleib«, röchelte er. »Bleib, sonst wirst auch du ein Opfer des Satans. Geh weg. Ich bin besessen. Jetzt weiß ich es. Jetzt endlich begreife ich, was mit mir vorgeht. Lasst mich! Vergebt mir!«
Dies war für die Menschen das Stichwort. Für sie kam diese Bitte einem Schuldbekenntnis gleich. Nun kannten sie kein Halten mehr.
Unter wildem Geschrei lösten sie sich aus ihrer Erstarrung und stürzten sich auf den jungen Mann. Fäuste packten ihn, hielten ihn fest und rissen ihn zu Boden.
Er machte keine Abwehrbewegung. Willenlos ließ er alles mit sich geschehen.
Father Ambrose drängte sich durch die wütende Menge.
»Halt! Haltet ein! Erst will ich ihn fragen, ob er der Henker ist!«
Nur widerwillig machten die Dorfbewohner ihm Platz. Einige Schläge hatten den jungen Mann ins Gesicht getroffen. Schwer atmend lag er am Boden. Blut sickerte aus seinem Mundwinkel.
Der Geistliche beugte sich über ihn.
»Douglas Thromby, stimmt es, was man gegen dich vorbringt? Ist es wahr, dass du der Hexenhenker bist?«
Douglas blickte ihn flehend an.
»Vergebung, Vergebung«, war alles, was er herausbringen konnte.
»Dann stimmt es also«, stellte der Priester fest. Ernst blickte er dem jungen Mann in die Augen. »So helfe dir Gott.«
Er trat zurück. Da drängte sich Ophelia an ihm vorbei und sank in die Knie. »So hört doch, Leute, er kann nichts dafür. Nicht er ist es, der die Untaten an den unschuldigen Frauen begeht. Ein anderer hat Macht über ihn. Er sorgt dafür, dass Douglas als Henker auftritt. Ich weiß es genau, denn ich kenne ihn doch so gut. Wir wollen doch heiraten.«
Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Sie schaute hoch. Es war ihr Vater. Heftig riss er sie von dem Liegenden zurück.
»Lass ihn los! Er hat sein Leben verwirkt. Zu viel Schrecken hat er über uns gebracht. Nie wird er dein Mann sein. Und wenn ich dafür sterben müsste!«
»Vater, ich liebe ihn doch«, schluchzte das Mädchen auf. »Ich liebe ihn doch. Er ist nicht schlecht. Ich weiß es! Vater, hab doch Mitleid mit ihm. Er kann nichts dafür!«
»Nein, Ophelia. Er muss sterben!« Er erhob seine Stimme und übertönte das Gemurmel der anderen, die ihn umdrängten.
»Hängt ihn auf! Lasst ihn qualvoll sterben. Er soll zur Hölle fahren!«
Damit hatte er das Zeichen gegeben. Douglas wurde vom Boden hochgezerrt. Aus der feierlichen Gesellschaft war eine blutrünstige Meute geworden. So wie sie die unschuldigen Frauen in ihrem Wahn als Hexen verbrannt hatten, so stürzten sie sich jetzt auf den jungen Mann, der nicht wusste, wie ihm geschah.
Unter lautem Gejohle schleifte man ihn auf den Marktplatz zu der alten Eiche. Irgendjemand hatte einen Strick geholt. Schnell war eine Schlinge geknüpft. Sie wurde dem armen Douglas Thromby um den Hals gelegt. Dann warf jemand das freie Ende des Seils über einen Ast.
Die ganze Zeit über hatte der junge Mann keinen Ton gesagt. Doch jetzt schien er den ersten Schock überwunden zu haben. Er stieß die, die ihn festhielten, zurück.
»So soll es also mein Schicksal sein, für mich und auch für euch. Doch höret, mich trifft keine Schuld an den Geschehnissen der Vergangenheit. Ich wurde getrieben, die Taten zu begehen. Sie sind nicht meinem Geist entsprungen. Da ich von euch keine Gnade zu erwarten habe, empfehle ich meine Seele dem Herrn im Himmel. Er soll über mich richten. Seiner Gnade vertraue ich mich an.«
»Schweig«, donnerte der
Weitere Kostenlose Bücher