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0026 - Maringo, der Höllenreiter

0026 - Maringo, der Höllenreiter

Titel: 0026 - Maringo, der Höllenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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tummelten, die eingeritten werden sollten. Es war ein Bild der Gegensätze. Die Romantik des Wilden Westens paarte sich mit technischen Errungenschaften der Gegenwart. Chromglitzernde Wagen standen neben den Pferdekoppeln. Aus riesigen Lautsprechern tönte Hillbilly-Musik. Square-Dance-Gruppen hatten Aufstellung genommen und hüpften nach den flotten Rhythmen der Country-Music. Zum Ort hin führte eine Budenstraße. Dort gab es all das zu kaufen, was das Herz begehrte. Andenken für Touristen. Steaks für hungrige Mägen und Bier und Whisky in rauhen Mengen. Die Besucher stiegen in Westerntracht aus ihren Straßenkreuzern. Das Rodeo brachte jung und alt zusammen.
    »Dann wollen wir mal«, sagte Herby.
    Suko hielt ihn am Arm fest. Beide Männer waren mit Staub überdeckt. Außerdem hatte der Kampf Spuren an Sukos Kleidung hinterlassen.
    »Was ist denn noch?« knurrte Herby unwillig.
    »Wer außer dir weiß über den Höllenreiter Bescheid?«
    »Alle.«
    »Das kann ich mir denken. Die Zeitungen haben ja darüber berichtet. Ich will wissen, wer etwas Genaueres weiß.«
    Herby verzog das Gesicht. Dabei wanderte sein Bart nach rechts. »Es gibt da wohl einen«, meinte er, »aber der ist wahrscheinlich betrunken.«
    »Wie heißt der Mann?«
    Herby kratzte sich am Arm. »Er ist Apache. Ein alter Medizinmann. Seinen richtigen Namen weiß ich nicht. Aber die Weißen nennen ihn Tanzender Bär. Wenn er total betrunken ist, führt er immer seine alten Stammestänze auf. So tapsig und ungelenk wie ein Bär. Deshalb der Name.«
    »Und wo finde ich ihn?«
    Herby deutete in die Runde. »Überall und nirgends. Er wohnt im Indianerviertel von Hickory, aber jetzt wird er wohl durch die Kneipen ziehen. Wenn du Glück hast, ist er noch einigermaßen nüchtern. Aber du mußt dich beeilen.«
    »Okay.«
    »Noch ‘ne Frage?«
    »Wenn ich dich brauche, wo bist du zu finden?« fragte Suko.
    »Die fünfzig Dollar versaufe ich im Freien. An irgendeinem Stand. Cheerio, Chinamann.«
    Herby war durch nichts mehr aufzuhalten. Er rannte seinem Vergnügen entgegen. Suko ging langsamer.
    Soeben hielt Big Josh Cannighan Einzug. Der größte Rancher im Umkreis hatte für sich und seinen Troß eine Tribüne aufbauen lassen. Er ging an der Spitze, steuerte die Ehrenplätze auf der Tribüne an und schwenkte seinen Hut. Neben ihm schritt ein blondes Mädchen. Es war ebenfalls in der Landestracht gekleidet. Unter dem Beifall der Zuschauer nahmen die Cannighans Platz. Als die Cowboys einritten und der Hauptteil des Rodeos begann, schritt Suko an den langen Kolonnen der abgestellten Wohnwagen vorbei. Kaum jemand hielt sich in den Wagen auf. Das Metall kochte in der Sonne. Zwei Bastardhunde hockten im Schatten eines Vorbauzeltes, blinzelten Suko schläfrig an und gähnten.
    Von den Kampfplätzen her klang Beifall auf. Er war dünn und gedämpft.
    Suko verließ den abgeteilten Wohnwagenbezirk und befand sich direkt in einer anderen Welt. Die Buden- und Bierstraße nahm ihn auf. Sie war die Verlängerung der Main Street, und hier war bereits allerhand los. Menschen umlagerten die Stände, die Andenkenbuden hatten Hochbetrieb, der Duft von gebratenen Steaks schwängerte die Luft und vermischte sich mit dem Staub, den die Straßentänzer aufwirbelten.
    Musik, wohin man hörte. Die Menschen trugen Westerntracht, und Suko kam sich ziemlich deplaziert vor. Er hielt nach dem Medizinmann Ausschau. Ein schwieriges Unterfangen, da er weder wußte, wie der Tanzende Bär aussah noch wo er wohnte.
    Der Chinese hielt einen halbwüchsigen Indianerjungen an. Der Knabe hatte eine schwarze, fettig glänzende Perücke auf und trug einen Topfhut. In der rechten Hand hielt er eine Flasche Bier. Sein Oberkörper war bloß. In den weißen, hochhackigen Cowboystiefeln konnte er kaum laufen. Bevor er in einem Zelt verschwinden konnte, faßte Suko ihn am Oberarm. Verärgert drehte sich der Knabe um. »Was ist?«
    Suko blieb freundlich. »Ich hätte gern eine Auskunft.«
    Der Indianer schaute Suko an. Dann grinste er und entblößte ein gelbes Gebiß. »Du bist’n Chink, wie? Verschwinde, Freund, denn Chinks können sie hier nicht leiden. Wir werden nur geduldet, weil wir zum Bild gehören. Aber Chinks…«
    »Willst du dir fünf Dollar verdienen?«
    »Die nehme ich sogar von einem Chink an.«
    »Dann sag mir, wo ich Tanzender Bär finden kann.« Suko gab ihm die Note.
    Der Bursche steckte sie in die Tasche seiner schmuddeligen Jeans. »Vor ein paar Minuten habe ich ihn noch gesehen. Er

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