0026 - Maringo, der Höllenreiter
Stirn. Danach wurde Maringo mitsamt seinem Pferd begraben, doch der Priester glaubte nicht an die Legende, die besagt, daß nur die Kraft eines noch stärkeren Elements ihn besiegen kann. Der Priester grub Maringo tief in der Erde ein und stellte einen Felsen auf das Grab. Er glaubte, für alle Zeiten Ruhe zu haben. Doch er irrte sich. Maringo ist zurückgekehrt. Wie schon damals wird er mit seiner glühenden Lanze alles vernichten, was sich ihm in den Weg stellt. Seine Feinde werden niedergemacht, und wie es die Prophezeiung der Alten schon sagt, ist mit seinem Auftauchen das Ende der Welt eingeleitet worden.«
Der Medizinmann hatte gesprochen, ohne Luft zu holen. Er wirkte erschöpft, als er Suko ansah.
»Nun weißt du alles, Fremder. Flieh, solange noch Zeit ist.«
Suko winkte ab. »So einfach will ich es dem Höllenreiter nicht machen. Es muß doch eine Waffe geben, mit der man ihn besiegen kann.«
Tanzender Bär schaute Suko ernst an. »Die gibt es auch«, sagte er dann.
»Nenn sie mir!«
»In der Legende steht geschrieben, daß der Große Geist Manitou demjenigen hilft, der es wagt, sich dem Höllenreiter zum Kampf zu stellen.«
»Dann werde ich es sein, der ihn herausfordert!«
»Weißt du, auf was du dich einläßt?« fragte Tanzender Bär.
»Ja.«
Der Medizinmann schüttelte den Kopf. »Du wirst diesen Kampf nicht gewinnen können, denn Maringo hat die Kraft der Hölle. Sie leitet ihn, und sie macht ihn stärker als alle anderen. Nein, du Narr, eine Chance hast du nicht.«
Suko merkte, daß der Medizinmann nicht bereit war, noch weiter zu reden. Deshalb stand er auf und verabschiedete sich.
Tanzender Bär hörte ihn nicht. Er hatte den Kopf gesenkt und starrte zu Boden.
Suko teilte den Vorhang. Er trat hinaus in die Helligkeit und mußte die Augen schließen, um sich an das grelle Licht zu gewöhnen.
Das Rodeo hatte bereits begonnen. Zahlreiche Menschen strömten noch dem Turnierplatz zu.
Auf der Budenstraße herrschte kaum Verkehr. Ein paar Betrunkene taumelten umher. Einer spie Suko vor die Füße.
Der Chinese kümmerte sich nicht darum.
Er blieb stehen und witterte wie ein Raubtier. Sein sechster Sinn sagte ihm, daß Gefahr in der Luft lag.
Langsam drehte sich Suko um.
Er schaute nach Westen, der untergehenden Sonne entgegen.
Und da sah er ihn.
Er kam direkt aus der Sonne, saß auf seinem schwarzen Roß und jagte mit donnernden Hufen auf den Ort zu.
Maringo, der Höllenreiter, war da!
***
Suko ging nicht in Deckung, sondern tat genau das Gegenteil. Er sprang mitten auf die Fahrbahn. Und dort blieb er breitbeinig stehen.
Schon hatte der Reiter den Ort erreicht. Noch immer hatte er sein Tempo nicht vermindert. Die Hufe trommelten über den Boden. Staub wallte hoch und nahm Suko für wenige Augenblicke die Sicht.
Er zog seine mit Silberkugeln geladene Beretta. Suko hoffte, den Höllenreiter damit aufhalten zu können. Die ersten Schreie gellten auf. Der Reiter war entdeckt worden. Meist waren es Frauen und Kinder, die ihre Angst hinausschrien.
Der Höllenreiter wurde um keinen Deut langsamer. Schon sah Suko den pechschwarzen Pferdekopf aus der Staubwolke auftauchen, sah die Flammen, die aus den Nüstern sprühten, und er mußte sich beherrschen, um nicht wegzurennen. In der rechten Hand hielt der Reiter eine glühende Lanze. Er hob den Arm und schwang die Lanze über seinem Kopf. Es war eine triumphierende Geste, aber die wollte Suko ihm versalzen.
Er zielte genau. Stützte dabei das rechte Schußgelenk mit der linken Hand ab. Dann zog er durch. Einmal, zweimal, dreimal…
Feuerblumen blühten an der Mündung. Rasend schnell verließen die Geschosse den Lauf und trafen. Doch Maringo war nicht mit Silberkugeln zu besiegen. Er schluckte sie und ritt weiter in seinem mörderischen Tempo. Genau auf Suko zu.
Für den Chinesen wurde es kritisch. Wenn er noch drei Sekunden länger auf der Stelle stand, würden ihn die Hufe des schwarzen Pferdes zermalmen.
Suko entschied sich innerhalb eines Sekundenbruchteils. Kurz bevor ihn die mörderischen Hufe erreichten, hechtete er nach links weg.
Es war ein gewaltiger Sprung, wie ihn nur ein durchtrainierter Athlet fertigbringen konnte. Der Chinese spürte den Luftzug, als die Hufe dicht an seinem Kopf vorbeiwirbelten. Er prallte auf die Straße, wirbelte eine braune Staubwolke auf, rollte einige Male um die eigene Achse und blieb liegen. Der Hufschlag verklang.
Suko richtete sich hastig auf. Er sah, daß der Höllenreiter Kurs auf den
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