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0026 - Maringo, der Höllenreiter

0026 - Maringo, der Höllenreiter

Titel: 0026 - Maringo, der Höllenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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flüsterte er. »Da kommt keiner mehr raus. Keiner!«
    Mit gesenktem Kopf stand Suko vor dem Grab. Kein Muskel regte sich in seinem Gesicht. Wie aus Stein gehauen wirkte es. Noch hatte er meine Leiche nicht gesehen. Suko schwor sich, so lange nicht an meinen Tod zu glauben, bis er sich mit eigenen Augen davon überzeugt hatte. Suko war fest entschlossen, den Höllenreiter zu stellen. Auch wenn er sich dafür in die Hölle begeben mußte.
    ***
    Es war eine trostlose, alptraumhafte Landschaft. Über mir ein grüner, glosender Himmel. Ohne Sterne, ohne Sonnen oder Monde. Eine glatte, bis an den Horizont reichende Fläche. Ich richtete den Blick nach unten. Graues Gestein. Es sah aus wie eine polierte Fläche. Es gab keine Erhebungen, keine Felsen, keine Hügel – nichts.
    In der Ferne wuchsen Boden und Himmel zusammen. Ich schaute mich um und suchte nach dem Ausgang. Ich wollte wissen, wo ich hergekommen war, doch da war kein Tor, keine Dimensionstür. Ich schien Mittelpunkt einer Welt zu sein, die es normalerweise gar nicht geben durfte. Doch ich wußte von Parallelwelten, die als Horte der Dämonen galten. Hier hatten sie ihre eigentlichen Reiche, hier führten sie ihre Kriege gegeneinander. Sie waren Sprungbretter in die Welt des Sichtbaren. Wo lagen diese Welten? Schon oft hatte ich mir darüber Gedanken gemacht, doch zu einem Ergebnis war ich nicht gelangt. Ich kann nur sagen, daß sie jenseits der unsrigen Welt liegen. In anderen Dimensionen und Räumen.
    Wir kennen nur drei Dimensionen: Länge, Breite und Höhe. Aber das Dämonenreich besteht aus zahlreichen Dimensionsräumen, die übereinander und untereinander liegen, die verschachtelt sind, die regelrechte Welten bilden und doch von unserem irdischen Standpunkt aus nicht gesehen werden können. Wie man dorthin gelangt?
    Es gibt überall auf der sichtbaren Welt Tore, die ins Dämonenreich führen, man muß sie nur zu finden wissen. Oft sind sie sehr versteckt, und kaum einer ahnt etwas von ihrer Existenz. Doch wer die Märchen und Legenden der alten Völker genau studiert, wird oft Hinweise auf die jenseitige Welt finden.
    Zeitsprünge, transzendentale Tore – nicht diese Worte haben die Verfasser gewählt, nein, sie umschrieben sie, wollten nicht auf die anderen Reiche aufmerksam machen, denn sie wußten von den Gefahren, welche die Menschen dort erwarten. Ich befand mich nicht zum erstenmal in der Welt des Jenseitigen. Ich hatte bereits ›Ausflüge‹ dorthin unternommen, aber nie freiwillig. Unglückliche Umstände hatten mich dazu gezwungen, doch mit viel Glück hatte ich bisher die normale Welt wieder erreichen können. Würde es auch diesmal der Fall sein? Im Anfang war es immer schwer zu glauben, jedoch im Laufe der Jahre hatte sich bei mir ein Gefühl eingestellt, das man Optimismus nennt. Ja, ich war Optimist, denn sonst hätte ich schon längst den Glauben an die Welt, in der ich lebte, verloren.
    Das Grab des Höllenreiters war also ein Tor zur Dämonenwelt. Hatten es die Ureinwohner des Landes gekannt? Bestimmt, denn indianische Mythen und Sagen beinhalten oft sehr viel Wahrheit.
    Auch diesmal stellte sich das ein, was mich immer wieder wunderte. Ich konnte atmen. Trotz der anderen Luft, des anderen Himmels. Wahrscheinlich war dies bewußt so eingerichtet worden, damit die Menschen, die hierher verschleppt wurden, nicht sofort starben. Ich war fast sicher, daß ich irgendwann auf Menschen stoßen würde. Man las oft von plötzlich Verschwundenen, die entweder nie oder viel später auftauchten.
    Doch dann hatten sich diese Menschen verändert. Sie fanden sich in der normalen Welt nicht mehr zurecht, redeten wirr und wurden in entsprechende Anstalten gesteckt. Dort siechten sie bis an ihr Lebensende dahin. Niemand sprach mit ihnen, niemand glaubte ihnen. Ich ging weiter.
    Kein Windhauch regte sich. Kein Vogel zwitscherte, kein Lebewesen außer mir befand sich in der schrecklichen Weite des Landes.
    Doch am schlimmsten war die Stille. Sie war absolut.
    Ich vernahm meinen eigenen Herzschlag, wenn ich stehenblieb. Er hörte sich überlaut an.
    Automatisch setzte ich Schritt vor Schritt. Ich trat ein in die Weite des mir fremden Landes, hatte schon nach wenigen Minuten das Gefühl, Stunden unterwegs zu sein. Zeit spielte hier keine Rolle. In einer Welt, in der sich die Dimensionen verschoben, war der Begriff Zeit etwas völlig Fremdes. Es gab hier keine Relation mehr, keinen Bezugspunkt, an dem die Zeit gemessen werden konnte. Tag und Nacht, Sommer und

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