0026 - Maringo, der Höllenreiter
Leben der beiden retten.
Er bahnte sich seinen Weg über die Fahrbahn. Wie er es schaffte, wußte er später selbst nicht mehr zu sagen. Auf jeden Fall erreichte er die Kinder noch vor dem wütenden Bullen.
Suko packte den Jungen links und das Mädchen rechts am Arm. Sofort warf er sich mit den Kindern zu Boden, deckte sie mit seinem eigenen Körper ab. Da war der Stier heran.
Er raste an Suko vorbei und über ihn hinweg. Der Chinese spürte die harten Tritte an Oberschenkel, Hüfte und Schulter. Die Kinder unter ihm schrien ihre Angst hinaus, sie wollten sich freistrampeln, doch Suko hielt sie fest. Wenn er die beiden retten wollte, dann mußte er dies tun. Mein Freund, blieb so lange liegen, bis die größte Panik vorbei war. Dann erhob er sich ächzend. Seine linke Seite schmerzte. Aber Suko hatte zwei Leben gerettet, die Freude darüber ließ ihn den Schmerz vergessen. Suko gelang es nicht, die Kleinen zu beruhigen. Er fand aber heraus, daß sie ganz in der Nähe wohnten. Er ließ die beiden laufen. Dann blickte er sich um.
Ein Wirbelsturm schien durch den kleinen Ort gefegt zu sein. Fast alle provisorisch aufgebauten Stände waren zusammengebrochen. Unter den Trümmern lagen Menschen. Einige waren verletzt. Aber auch auf der Fahrbahn lagen die Verletzten. Suko lief auf eine dunkelhaarige Frau zu, die sich nicht mehr rührte. Er hob ihren Kopf und atmete beruhigt auf, als er feststellte, daß sie noch lebte. Dann sah er sich weiter um.
Am Parkplatz war die Hölle los. Jeder wollte so rasch wie möglich weg, niemand nahm Rücksicht. Blech kreischte auf Blech, Reifen quietschten, Männer schrien oder fluchten. Keiner nahm mehr auf den anderen Rücksicht. Auch die Wagen mit den schweren Wohnanhängern wurden in Bewegung gesetzt. Es gab hier ebenfalls zahlreiche Unfälle. Und dann hörte Suko die Schüsse. Sie waren drüben am Rodeoplatz abgegeben worden. Der Chinese zögerte keine Sekunde, sondern rannte los…
***
Auf der Tribüne waren die Zuschauer inzwischen von ihren Sitzen hochgesprungen. Noch konnte niemand so recht sehen, was geschehen war. Zu dicht quirlten die Staubwolken durcheinander.
Big Josh Cannighan sah schon das Ende des Festes kommen. Er wollte retten, was noch zu retten war.
»Was ist denn da los?« brüllte er. »Sheriff, sieh mal nach!«
Winston Erskine stand auf. Er drängte sich durch die Reihen, vorbei an den verblüfften Zuschauern. Dann gellten die ersten Schreie auf. Blitzschnell breitete sich die Panik aus. Auch auf der Tribüne leerten sich die hinteren Reihen. Die Menschen verließen panikartig ihre Sitze. Jill sah den Höllenreiter hin und wieder aus den Staubschleiern auftauchen und bekam mit, wie er seine feurige Lanze nach unten warf. Auf einen Menschen.
»Brad!« Jill schrie den Namen, ihre Stimme kippte über.
Der alte Cannighan wurde durch den Schrei seiner Tochter alarmiert. Er drehte sich um und packte Jill bei den Schultern. »Was ist geschehen?« herrschte er sie an.
»Brad – er ist – mein Gott – sieh doch, der Reiter!«
Big Josh Cannighan preßte die Zähne zusammen, daß es knirschte. Auch er sah jetzt Maringo mit seiner feurigen Lanze. Der Rancher und seine Tochter mußten mit ansehen, wie ihr Vormann verglühte, und das Grauen weilte plötzlich als unsichtbarer Gast zwischen ihnen.
Der Bürgermeister wurde ohnmächtig. Er röchelte noch einmal und fiel dann zusammen. Schräg blieb er auf seinem Sitz hängen.
Scharf stieß Big Josh die Luft aus. Er und seine Tochter wollten wie die anderen Tribünengäste wegrennen, doch das weitere Geschehen nagelte sie auf ihren Plätzen fest.
»Da, der Sheriff!« schrie Jill. Sie deutete mit dem rechten Arm nach unten, und ihr Vater folgte der Richtung mit seinen Blicken.
Winston Erskine stolperte über die provisorische Treppe. Er hatte seinen Revolver gezogen, einen sechsschüssigen Remington. Ein Sonnenstrahl betupfte den Lauf und ließ das Metall aufblitzen.
In der linken Hand hielt der Sheriff sein Funksprechgeiät. Hastig sprach er in den Apparat hinein. Der Reiter hatte gewendet. Maringo stieß einen gellenden Siegesschrei aus, stieß seinem schwarzen Pferd die Fersen in die Flanken und ritt in Richtung der Tribüne. Der Sheriff riß die Balkentür auf, lief in den Innenraum der Rodeo-Arena und brüllte dem Reiter etwas zu.
»Mein Gott«, flüsterte Jill oben auf der Tribüne. »Erskine ist wahnsinnig…« Big Josh nickte nur.
Der Sheriff und der Höllenreiter starrten sich an. Der Dämon saß auf dem
Weitere Kostenlose Bücher