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0027 - Wir fingen den roten Delphin

0027 - Wir fingen den roten Delphin

Titel: 0027 - Wir fingen den roten Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir fingen den roten Delphin
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Kies.«
    »Sehen Sie, das wollte ich wissen. Sonst noch was?«
    »Leider nein.«
    »Lassen Sie im Hospital das Päckchen abholen, das dort für Miß Trancer im Postkasten lag! Lassen Sie es von einem Spezialisten für Sprengkörper öffnen! Man weiß nicht, was für eine Überraschung drin ist. Sollte es sich nur um Schokolade oder Pralinen handeln, würde ich es an Ihrer Stelle ins Labor schicken. Sie können auch ein Stückchen probeweise Ihrem Hund geben, wenn Sie ihn etwa loswerden wollen.«
    Er war ernst, als er erwiderte: »Ich werde mich hüten, Cotton! Was ich jetzt frage, klingt erbärmlich, denn es wäre meine Aufgabe, aber ich schaffe das nicht: Wann bringen Sie uns den Mörder?«
    Ich machte eine vage Handbewegung.
    »Spätestens morgen abend, denke ich. 36 Stunden müssen Sie mir schon noch Zeit lassen.«
    ***
    Es war eine Stunde vor Mittag, als ich wieder in unserem Bungalow ankam. Phil saß beleidigt in einer Ecke und tat so, als interessiere er sich für den Lokalanzeiger von Miami. Ich setzte mich ebenfalls schweigend in eine Ecke und tat so, als interessiere ich mich für überhaupt nichts.
    Natürlich konnte er es keine fünf Minuten aushalten. Dann legte er die Zeitung weg und räusperte sich.
    Ich hörte nichts.
    Er räusperte sich noch einmal.
    Ich schwieg wie eine marmorne Statue.
    »Ich hatte mal einen Freund«, fing Phil tiefsinnig an. »Der muß plötzlich verrückt geworden sein, der arme Kerl.«
    Ich sah ihn teilnahmsvoll an. »Ach nein? Was fehlte denn dem Burschen?«
    »Er litt an Größenwahn und wollte alles selber machen.«
    »Na, so was!« stieß ich kopfschüttelnd zwischen den Zähnen hervor. »Was ist denn aus ihm geworden?«
    »Da er alles verschwieg, explodierte er eines Tages an den Sachen, die er alle in sich hineingefressen hatte, statt sie mir zu erzählen!«
    »Fürchterlicher Tod!« sagte ich traurig.
    »Du hast wohl keine Angst, daß dir dasselbe passieren könnte, was?« fauchte er. »Was ist das für eine Art, plötzlich den Geheimnisvollen zu spielen?«
    Ich grinste. »Wieso? Du nimmst mir doch das Denken ab! Du müßtest besser wissen als ich, was ich getan habe! Da du der einzig denkende Mensch unter der Sonne bist!«
    »Jerry, das habe ich nicht gesagt!«
    Das melodische Gesumm unserer Klingel schlug an. Ich stand auf. So blieb mir eine Antwort erspart.
    An der Tür stand der Schwimmlehrer Tom Ryling.
    »Hallo, Jerry!« rief er fröhlich. »Darf ich reinkommen? Ich habe zwei Stunden Freizeit.«
    »Hallo, Tom! Sie dürfen immer reinkommen!«
    Wir hockten uns im Wohnzimmer rund um den nierenförmigen Tisch auf die weichen Schaumgummipolster der Sessel. Phil schleppte diensteifrig Whisky herbei, und wir tranken ein Gläschen.
    »Was macht das Leben?« fragte Tom. »Bei mir ist es mal wieder zum Auswachsen. Randy Jewis, der Theaterfritze, hat sich bei mir angemeldet! Er will schwimmen lernen! Dabei zetert er wie ein-Waschweib, wenn ich die Leine lockerlasse, an der er hängt. Lieber Himmel, womit habe ich das verdient? Wie konnte ich nur auf den Gedanken kommen, Schwimmlehrer zu werden! Ich hätte Schuhputzer, Feuerschlucker oder Affenzüchter werden sollen!«
    Wir lachten.
    »Und dann die Gespräche, die man mit den Leuten führen muß! Es gibt nur noch ein Thema: der geheimnisvolle Mörder! Miß Martens - dann Miß Trancer! Wer wird der nächste sein? Wenn es normale Menschen wären, würden sie sich einfach verdrücken, damit sie sicher sein können, nicht der nächste zu sein. Aber sie finden das ja so himmlisch aufregend, wenn in ihrer Umgebung Morde passieren!«
    »Es denkt also keiner daran abzureisen?« fragte ich.
    »Ach was! Die bleiben so lange, wie sie Lust haben.‘Das Geld geht ihnen ja nie aus, denn viele haben jährlich mehr Zinsen von ihrem Vermögen, als sie beim besten Willen ausgeben können, so daß nicht einmal ihr Kapital angetastet wird. Miami! Du lieber Gott! Früher sah ich die schönen Bilder in den Illustrierten mit viel Sonne, Stränd, Palmen und hübschen Frauen. Seit ich hier bin, sehe ich nur blasierte Menschen. Ich gäbe was drum, wenn ich aus diesem verdammten Brutofen wegkönnte.«
    Ich musterte ihn verstohlen. Das Schimpfen auf Miami und die Leute hier, überhaupt auf seine ganze Schwimmlehrerexistenz war man ja bei ihm gewöhnt, aber irgendwie hatte seine Stimme diesmal ernster geklungen.
    »Tom«, sagte ich, »ich will nicht neugierig sein, aber es kommt mir so vor, als hätten Sie irgendeinen Kummer. Können wir Ihnen helfen?«
    Er

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