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0027 - Wir fingen den roten Delphin

0027 - Wir fingen den roten Delphin

Titel: 0027 - Wir fingen den roten Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir fingen den roten Delphin
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schwieg nachdenklich. Plötzlich raffte er sich auf und sagte: »Stimmt das, was über euch erzählt wird?«
    »Was wird denn von uns erzählt?«
    »Daß ihr in Wirklichkeit gar keine reichen Müßiggänger seid, sondern G-men vom FBI!«
    »Ja, das stimmt. Wir sind G-men.«
    »Aha.«
    Er nickte, als wollte er sagen: ich habe es mir doch gleich gedacht. Nach einer Weile, in der er schweigend seinen Gedanken nachgehangen hatte, sagte er: »Jemand will mich erpressen!«
    »Wieso?« fragte ich gespannt.
    »Ich habe doch einen kleinen Flirt mit der Frau von diesem Puritaner aus Wyoming. Der Kerl, der immer fischen fährt. Irgend jemand muß mich mit der Frau beobachtet haben. Und nicht nur beobachtet! Sogar fotografiert! Hier, lest den Wisch!«
    Er brachte einen Briefbogen aus seiner Rocktasche zum Vorschein, der wortwörtlich den gleichen Text trug wie die beiden Erpresserbriefe an Rosalee McCormick und an Miß Trancer. Nur eins war hier anders: die Summe des geforderten Geldes. Bei dem kleinen Schwimmlehrer Tom Ryling war der Erpresser bescheidener. Von Tom wurden nur 300 Dollar verlangt.
    »Hmmm«, brummte ich und musterte nachdenklich das Schreiben. Es war auf dem gleichen Papier geschrieben, das der Erpresser bisher immer benutzt hatte. Auch die Schreibmaschine war offenbar dieselbe. An der Echtheit des Briefes war nicht zu zweifeln.
    »Ist denn die Sache wirklich so gefährlich für Sie?« fragte ich.
    Tom machte eine matte Handbewegung.
    »Die Fotos sind gefährlich. Wenn er sie wirklich verteilen läßt, fliege ich hier fristlos raus. Und ich kriege nirgendwo mehr eine Stellung. Gerade in solchen Sachen nimmt man es sehr genau. Ein Schwimmlehrer, der mit verheirateten Frauen in seinen Kursen flirtet, ist für keine Stadt in Amerika tragbar. Sie wissen ja, welch ein gewichtiges Wort bei uns die Frauenvereine überall mitzureden haben.«
    »Stimmt«, mußte ich zugeben. »Dann weiß ich nur eine Möglichkeit, Tom: Sie müssen zahlen. Schon der Frau wegen, die Sie doch sicher nicht ins Gerede bringen wollen.«
    »Um Gottes willen!« stöhnte er. »Dieser Stockfisch von einem Puritaner wäre zu allem fähig, wenn er bei seiner Frau auch nur den harmlosesten Flirt vermuten würde.«
    Ich mußte gegen meinen Willen lachen. »Davon bin ich allerdings auch überzeugt. Aber sagen Sie, Tom, sind Sie eigentlich nie auf den Gedanken gekommen, daß mit diesem Supermoralprediger Canderley selbst einiges nicht in Ordnung sein könnte?«
    Ryling sah mich verblüfft an. »Nein. Wieso, Jerry? Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Ich frage mich, wie der Erpresser auf den ausgefallenen Decknamen ›Der rote Delphin‹ kommen konnte. Es muß praktisch ein Mann sein, der irgend etwas mit dem Meer oder mit Fischen zu tun hat, nicht? Na, und Canderley geht doch reichlich oft fischen.«
    Ryling sah mich so verdattert an, daß sein Gesicht beinahe komisch wirkte.
    »Ist das nicht ein bißchen weit hergeholt, Jerry?« schaltete sich Phil ein.
    »Sicher«, gab ich zu. »Andererseits wissen wir beide ziemlich zuverlässig, daß Canderley gar nicht Canderley heißt und daß seine Firma pleite ist. Trotzdem hat er das Geld zu einem immerhin recht teuren Aufenthalt in Miami. Könnte er sich dieses Geld nicht ständig durch Erpressungen beschaffen? Er behauptet, fischen zu gehen, läßt sich von einem Fischer abholen, damit es jeder sieht, während er sich ebensogut mit dem Fischer zur verabredeten Zeit am Lagerplatz des Bootes treffen könnte, nicht wahr?«
    »Stimmt!« rief Phil plötzlich aus. »Du meinst, er geht gar nicht fischen, sondern verwendet diese Zeit, um heimlich seine Fotos zu machen, mit denen er die Leute erpreßt!«
    »Eben! In gewissem Sinne kann man das ja auch ›fischen‹ nennen, denn er angelt mit seinen Erpressungen immerhin ganz hübsche Sümmchen zusammen. Wir wissen, daß Rosalee Martens und Miß Trancer erpreßt werden sollten. Wie viele aber wurden vorher schon erpreßt und haben womöglich ängstlich und brav bezahlt?«
    »Donnerwetter!« Tom staunte mit offenem Mund. »Darauf wäre ich nie gekommen. Na, ich sehe, ich werde anscheinend bald meine Ruhe kriegen. Wenn ihr schon so weit seid, wird es euch doch sicher nicht schwerfallen, den Lumpen bald zu überführen.«
    Ich sah nachdenklich auf meine Fußspitzen.
    »Ich habe dem Chef der Mordkommission versprochen, daß ich ihm morgen abend den Erpresser bringe«, sagte ich. »Und ich habe meine Versprechen bisher immer

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