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0028 - Der kosmische Lockvogel

0028 - Der kosmische Lockvogel

Titel: 0028 - Der kosmische Lockvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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berechnen konnte. So etwas konnte eben nur ein denkendes, organisch lebendes Wesen veranstalten.
    Gleißende Glutströme schossen an der tanzenden K-9 vorbei. Wenn sie jetzt noch einen Treffer erhielt, dann war es blanker Zufall. Tifflor beobachtete nur noch Rous angespanntes Gesicht. Dabei nahm er sich vor, den Sergeanten gelegentlich darauf hinzuweisen, daß sein, Tiffs, Anflugsmanöver auf dem Mond dagegen noch sehr harmlos gewesen sei.
    Er verlor sich so lange in diese von der Sachlage abweichenden Überlegungen, bis plötzlich das helle Kreischen durch die Zelle zitterte. Ein unheimliches Rucken durchlief das K-Boot. Das Donnern der Triebwerke blieb zwar erhalten, aber dazu kam ein solcher Andruck auf, daß die Männer an die Zeiten der primitiven Raumfahrt erinnert wurden.
    Die Belastung stieg schlagartig auf drei, sechs und acht g an. In diesem Augenblick wurde dem Piloten die Manuellsteuerung von der Sicherheitsschaltung entzogen.
    Sämtliche Triebwerke wurden vom P-System abgeschaltet. Die freiwerdende Energie floß in die Andruck-Absorber. Der grausame Druck ließ sofort nach und verschwand ganz.
    Ächzend tauchte Deringhouse aus seinem Sessel auf. Einige Kadetten waren besinnungslos geworden. Als sich Tiffs blutgefüllte Augen wieder normalisierten, konnte er nur noch stöhnen. Das fremde Schiff hing dicht neben der hilflos gewordenen K-9.
    „Ein Zugstrahl, verdammt", schallte es durch die Helmgeräte. „Sie haben uns eingefangen. Rous, volle Schubkraft auf die Triebwerke. Raus aus dem Feld, oder wir sind erledigt."
    Der Sergeant schaltete verzweifelt, aber die Automatik reagierte nicht mehr darauf. Auf dem unbekannten Schiff schien es kluge Köpfe zu geben. Sie wußten anscheinend ganz genau, daß die Sicherheitsschaltung nur um die Stabilität des Andruck-Neutralisationsfeldes bemüht war. Wenn die Fremden ihren Zugstrahl dicht unterhalb der Höchstwertgrenze hielten, würden die Maschinen niemals anlaufen.
    Sonnenhelle Leuchterscheinungen zuckten über die Bildschirme, als sich die gleichartigen Abwehrfelder der beiden Schiffe berührten. Auf der K-9 schlugen die Sicherungsautomaten durch, was einwandfrei bewies, daß man in dem wesentlich größeren Raumer die stärkeren Maschinen hatte.
    Deringhouse zog im letzten Augenblick die Finger von den Feuerknöpfen zurück. Hätte er jetzt geschossen, wäre es um die Kaulquappe geschehen gewesen. Das Anpassungsmanöver des Fremden war großartig. Da drüben saßen erfahrene Piloten hinter den Kontrollen. Der lange Rumpf bedeckte bald sämtliche Bildschirme der Steuerbordseite. An Bord des kleinen Kugelbootes schrie fast jeder.
    Deringhouse raste persönlich zum Funkraum hinüber. Die K-9 hing immer noch im gewaltigen Zugstrahl des Unbekannten. An ein Entkommen war überhaupt nicht zu denken, wenn man auf der anderen Seite sorgsam aufpaßte.
    „Gegner nimmt Fahrt auf", brüllte jemand über Helmfunk. „Er schleppt uns mit. Sehr hohe Werte, Vorsicht!" Tiff sah, daß Deringhouse hastig in das Mikrofon des großen Telekoms sprach. Die Leuchtbalken der Richtstrahlantenne standen genau übereinander. Es war das Violettzeichen, wonach nur die Erde angestrahlt werden konnte.
    Dann kam wieder der steigende Andruck durch. Die Beschleunigung mußte etwas über fünfhundert Kilometer pro Sekundenquadrat liegen. Die Maschinen der K-9 liefen einfach nicht an. Rous schaltete wie ein Irrer. Die Katastrophenpositronik ließ sich nun einmal nicht beirren. Ihre Programmierung sah vor, das gefährdete Leben an Bord in erster Linie zu schützen. Also wurde jedes kümmerliche Watt aus den Stromreaktoren für die Absorber gebraucht. Die stromfressenden Nebenaggregate der Haupttriebwerke erhielten demnach keine Energie.
    Deringhouse konnte sich eben noch auf einen sofort in Liegestellung klappenden Sitz fallen lassen, ehe der Andruck gefährlich wurde. Tifflor schnappte mühevoll nach Luft. Weit vor ihm verzog sich Rous Gesicht zur Fratze. Es waren die typischen Verformungserscheinungen der Muskulatur.
    Tiff schätzte den Andruck auf etwa zehn Gravos über Toleranzwert, als das wilde Tosen aus den eingeschalteten Strukturschaltern brach. Ein ungeheures Schiff mußte aus dem Hyperraum gekommen sein. Die noch laufenden Hyperkomtaster zeigten die schimmernde Riesenkugel eines Imperium-Schlachtschiffes. Die STARDUST II war da!
    Tiff hörte das röchelnde Lachen des Kommandanten. Da wußte der Kadett plötzlich, welches Spielchen Conrad Deringhouse gespielt hatte. Sein dicker Trumpf

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