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0028 - Wir - in den Katakomben von Paris

0028 - Wir - in den Katakomben von Paris

Titel: 0028 - Wir - in den Katakomben von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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die sich in der Nähe des Flusses befanden. Da in gewissen Abständen angeschrieben war, unter welchen Straßen die Katakomben verliefen, und da ich eine Karte von Paris bei mir hatte, wußte ich, in welcher Gegend des unterirdischen Systems ich zu suchen hatte. Es war das letzte Drittel des Ossariums, jenes Stück, in dem sich die Gänge zu einer Art Höhle weiteten.
    Ich weiß nicht, wie abgebrüht man sein muß, um eine solche Sache in völliger Finsternis und unter solchen Umständen durchzuführen. Ich glaube, ich schaffte es in erster Linie einfach deshalb, weil ich vor lauter Eifer überhaupt vergaß, wo ich mich befand. Ich tastete die Wände ab, ich zwängte mich hinter Knochenberge, ich kroch in niedrige Abzweiggänge.
    Meine Armbanduhr zeigte bereits fünf Uhr morgens, als ich endlich Erfolg hatte. Ich untersuchte eine niedrige, aber tiefgestapelte Reihe von Knochen und Schädeln, die nur wenig von der Wand abstand. Als ich dahinter die Felswand abtastete, fühlte ich den Rand eines Hohlraumes. Obwohl es sich auch nur um eine Nische handeln konnte, zog ich ein paar Gummihandschuhe an und begann, die Knochen fortzuräumen. Als ich genügend Platz geschaffen hatte, fand ich einen Stollen, aus dem mir ein kalter Luftzug entgegenströmte. Der Stollen war nur im Anfang mannshoch, verengte sich dann rasch zu einem sehr niedrigen Schlauch, so daß ich schießlich gezwungen war, auf dem Bauch zu kriechen. Sowohl der Boden wie die Decke waren nicht geglättet. Sie bestanden aus nacktem Fels. Ich kroch schätzungsweise dreißig Yard, dann mündete der Gang sehr plötzlich in einen Querschlag, der die gleiche Höhe und Breite zu haben schien wie die anderen Katakombengänge. Dieser Gang senkte sich nach links.
    Ich überlegte, ob ich es wagen könne, den Katakombengang zu erkunden. Ich wagte es, obwohl ich hier nicht so sicher war, daß niemand kam. Ich verzichtete auf das Licht und tastete mich an der Wand entlang. Ich brauchte gar nicht sehr lange zu gehen, dann roch ich Wasser, und nach einigen Schritten stand ich an der Seine. Ich konnte nur wenig von dem Fluß erkennen, denn unmittelbar vor meiner Nase ragte die Wand eines Lastkahnes hoch. Ich begriff, daß dieser Kahn wahrscheinlich ständig hier lag, um den Flußeingang zu dem Katakombengang zu decken. Irgendwann einmal, als die Katakomben errichtet wurden, mußte dieser Gang, in dem ich mich jetzt befand, angelegt worden sein mit der Absicht, ihn durch den Querschlag mit dem Grabensystem zu verbinden. Dieser Plan war aus irgendwelchen Gründen nicht durchgeführt worden, und dieser Gang hier war in Vergessenheit geraten. Er war ein Geheimnis der Bewohner des fünften Bezirkes geworden, die ihn für ihre dunklen Zwecke benutzten. Wir, die wir nun das Geheimnis kannten, konnten uns jetzt auf die Lauer legen, um Al Ejodem abzufangen. Nun, das blieb weiteren Überlegungen zu überlassen. Ich mußte erst hier wieder herauskommen.
    Die nächsten zwei Stunden arbeitete ich angestrengt, um die Knochen wieder so zu schichten, daß meine Entdeckung verborgen blieb. Es war nicht einfach, aber es gelang.
    Als am anderen Morgen die Besucher der Pariser Katakomben sehr beeindruckt von der Besichtigung wieder ans Tageslicht stiegen, befand sich ein Mann darunter, der sich offensichtlich an diesem Morgen noch nicht rasiert hatte. Dieser Mann war ich.
    ***
    »Ein Erfolg, ohne Zweifel, Mr. Cotton«, sagte Johann Landwehr, der Kriminalkommissar aus Deutschland, »aber vergessen Sie nicht, daß Interpol nicht hinter Al Ejodem, sondern der Zentrale her ist.« Wir saßen wieder in dem Hinterzimmer des chinesischen Restaurants. »Wenn wir Al Ejodem fassen, bringt uns das unserer eigentlichen Aufgabe näher? Thompson war der Ansicht, aber der Führungsausschuß ist nicht sicher, ob das stimmt.«
    »Ich wüßte, wie wir herausfinden können, ob Verbindung zwischen dem von Jerry entdeckten Gang, Al Ejodem und der Rauschgiftzentrale besteht«, sagte Phil.
    »Ja, auf eine sehr einfache Weisel« ergänzte ich.
    »Und wie?« fragte Landwehr.
    »Wir erzählen jedem der fünf einzelnen, daß wir das Geheimnis von Al Ejodem entdeckt haben. Wir sind in den Augen der fünf Leute ja noch Amateure. Niemand außer uns kennt es. Versucht man, uns zu beseitigen, dann wissen wir, daß wir es dem Richtigen erzählt haben.«
    »Und wenn die Beseitigung gelingt?« erkundigte sich Landwehr.
    »Wir nennen Ihnen vorher die Namen. Dann wissen Sie es. Ich denke, wir geben jedem eine Woche. In dieser Zeit

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