0028 - Wir - in den Katakomben von Paris
daß ich Ihnen in einer Sache behilflich war, die einem wichtigen Mann dort nicht gefällt, bedeutet das für mich, daß mein Leben gefährdet ist.«
Phil sah mich an. »Ich glaube, wir bemühen Monsieur Venmarquet nicht länger«, sagte er zu mir.
»Auch um meine Gefährdung geht es nicht«, erklärte der Antiquitätenhändler. »Ebenso gefährdet sind Sie. Da mein alter Freund Leading mich gebeten hat, werde ich mich bemühen, Ihnen weiterzuhelfen, aber auch ich kann nicht garantieren, daß Ihnen bei Ihren Bemühungen nichts zustößt. Ich möchte mich vor unangenehmen polizeilichen Nachforschungen schützen. Sind Sie bereit, mir einen Revers zu unterschreiben, daß Sie auf eigene Gefahr handeln und daß ich für alle Zufälle, die Ihnen zustoßen, nicht zur Verantwortung gezogen werden kann?«
»Aber natürlich!« antworteten Phil und ich gleichzeitig.
Monsieur Venmarquet zog einen Bogen aus dem Schreibtisch und begann zu schreiben. Es waren nur ein paar Sätze, deren Inhalt besagte, daß die Unterzeichneten bestätigen, daß Monsieur Venmarquet in Paris sie ausdrücklich gewarnt habe und daher in keinem Falle verantwortlich gemacht werden könne. Wir unterschrieben.
»Danke«, sagte Monsieur Venmarquet. »Ich hoffe, Ihnen in Kürze eine Nachricht schicken zu können. Wahrscheinlich wird sich ein Algerier aus dem fünften Bezirk bei Ihnen melden. Geben Sie ihm etwas Geld. Sie erfahren alles Weitere von ihm.«
Die Unterredung war beendet.
Wir bedankten uns draußen bei Leading. Er hatte noch einiges zu besorgen. So fuhren wir zum Hafen zurück.
Als wir uns der ›Gundula‹ näherten, stand dort eine schwarze Limousine. Bei unserem Anblick wälzte sich Zakolkow heraus.
»Endlich, Freunde!« brüllte er. »Warte schon eine ganze Weile auf Sie. Habe Ihnen etwas Wichtiges zu sagen.«
»Kommen Sie an Bord. Wir werden noch etwas zu trinken für Sie finden!«
Als er nach zwei Stunden wieder ging, hatte er eine ganze Hasche Scotch allein getrunken und uns eine Menge Zeug vorgeschwafelt, von dem Einzelheiten weniger interessant waren als die Tatsache, daß der Russe überhaupt bemüht war, uns etwas zu erzählen.
Zakolkow war kaum fort, als ein Bote des Hafenamtes kam und mich ans Telefon bat.
»Wer war es?« fragte Phil, als ich zurückkam.
»Bower.«
»Hat er auch einen Tip für uns?«
»Genau das, und nun wollen wir sehen, was John F. Starp uns zu sagen hat. Ich wette, auch er kommt auf die Doon-Affäre zu sprechen.«
Ich hatte mich nicht getäuscht. Starp ließ sich zwar Zeit, aber als wir am späten Abend auf dem Achterdeck saßen, fing er an.
»Ich bedaure es in gewisser Weise, daß Sie sich auf die gleiche Wette wie Doon einließen.«
»Warum haben Sie dann mitgewettet?« fragte Phil.
»Weil ich mußte, Mr. Decker. Hätte ich Ihr Angebot nicht gehalten, so wäre das eine Bestätigung dafür gewesen, daß ich mir tatsächlich eine Schuld — selbstverständlich nur eine moralische — an Teddy Doons Tod beimesse. Andererseits bin ich natürlich entsetzt von dem Gedanken, diese Sektlaune eines Abends könnte nun noch zwei weitere Opfer fordern. Ich möchte Sie daher bitten, so vorsichtig wie nur möglich zu sein. Sollten Sie allerdings im Zuge Ihrer Nachforschungen auch die wahren Ursachen von Doons Tod aufdecken können, so würde ich mich freuen.«
»Und einen Tip haben Sie nicht für uns?«
Er trank von seinem Scotch, bevor er antwortete.
»Ich weiß nicht, ob mein Hinweis nützen kann, aber als sie heute von Ihrem Abenteuer sprachen, fiel mir eine seltsame Parallele zu einer Äußerung Teddys ein. Ungefähr vierzehn Tage vor seinem Tode erschien er völlig verschmutzt, aber strahlend hier an Bord und fragte mich, ob ich schon einmal die Katakomben von Paris besichtigt hätte. Ich bejahte, und er sagte ungefähr wörtlich: ›Tja, mein Lieber, aber nicht mit der Horde der Fremden, sondern du mußt unten bleiben, wenn die anderen hinausgehen. Ich garantiere für eine Sensation ganz eigener Art. Du verstehst: einzig lebendes Wesen unter den Resten einer riesigen Zahl von Toten. Und außerdem kann man Geld verdienen, wenn man gründlich genug ist. Deine tausend Dollar, zum Beispiel.‹ Auf mehr wollte er sich leider nicht einlassen.«
»Danke für den Hinweis, Mr. Starp«, sagte ich, »aber ich hoffe, Mister ›Y‹ zu finden, ohne ein paar Tage unter dem Pflaster von Paris verbringen zu müssen.«
Lange nach Mitternacht rauchten Phil und ich noch eine Zigarette auf dem winzigen Achterdeck der
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