0029 - Die Rückkehr des Rächers
trugen Maßanzüge – hielten alles im Blickfeld. Nichts entging ihnen. Sie stellen es allerdings so geschickt an, daß sich ein unbedarfter Gast nicht beobachtet fühlte.
Achmed Gamal übernahm die Bestellung. »Ich schlage vor, wir trinken die Spezialität des Hauses.«
»Und was ist das?« erkundigte sich Bill mißtrauisch. »Lassen Sie sich überraschen, Mr. Conolly.«
Bill hatte heute seinen Redetag. »Ich war mal in einem Lokal in Schottland«, hob er an, »und dort bestellte ich mir die Spezialität des Hauses. Ich bekam sie auch. Einen Krug gefüllt mit einer dunklen Flüssigkeit. Und wissen Sie, was in dem Krug war, Mr. Gamal?«
Ich trat Bill gegen das Schienbein, denn ich kannte die Geschichte schon, doch mein Freund reagierte nicht. Er redete munter weiter.
»Also ich probierte, nahm noch einen kräftigen Schluck und spie das Zeug sofort wieder aus. ›Schmeckt wie Jauche‹, rief ich. Da grinste der Wirt frech und meinte: ›Ist es ja auch!‹«
Es lachte keiner. Nur Achmed Gamal verzog das Gesicht und fragte: »Jauche, was ist das, bitte schön?«
Bevor Bill eine Abhandlung über das Thema loslassen konnte, wurden unsere Drinks gebracht. In einem kelchartigen Gefäß schillerte eine grüne Flüssigkeit.
Darin schwammen rote Früchte.
Wir probierten.
Und Teufel auch, das Zeug schmeckte gut. War erfrischend und belebend. Gamal lächelte. »Besser als das in Schottland?« fragte er.
»Viel besser.« Bill verdrehte die Augen.
Rasch wurden wir wieder ernst. Ich warf einen Blick auf meine Uhr. »Wann können wir denn dem guten Naida auf den Zahn fühlen?« erkundigte ich mich.
Achmed Gamal nahm einen Schluck. »Mal schauen.« Er winkte einen Mixer heran.
»Bitte?« Fragend hob der junge Mann die Augenbrauen.
»Wann ist Mr. Naida zu sprechen?« Achmed Gamal sprach höflicherweise englisch, und der Mixer antwortete in der gleichen Sprache.
»Sind Sie angemeldet?«
»Nein.«
»Dann wird es wohl kaum möglich sein.«
Ärgerlich runzelte Achmed Gamal die Stirn. Dann holte er seinen Ausweis hervor und präsentierte ihn dem jungen Mixer.
Der Knabe wurde blaß. Er redete in seiner Heimatsprache und entfernte sich.
Ich beugte mich zur Seite. »Was hat er gesagt?«
»Er will sehen, was sich machen läßt.«
Es ließ sich nicht viel machen. Statt des Chefs steuerte der Knabe vom Empfang die Bar an und erkundigte sich nach unseren Wünschen.
Der Oberst erklärte sie ihm.
»Mr. Naida steckt mitten in einer Besprechung«, lautete die Antwort. »Er kann und will nicht gestört werden. Sie müssen sich gedulden.«
Gamal wurde wütend. Er rutschte von seinem ledernen Barhocker, packte den Mann am Revers und zischte: »Wenn Naida seine dreckigen Geschäfte macht, ist mir das egal. Aber wenn ich mit ihm reden will, hat er für mich Zeit zu haben. Verstanden?«
Der Mann nickte eingeschüchtert.
Allerdings waren wir aufgefallen. Zwei Aufpasser gingen in Richtung Bar und hatten uns als Ziel anvisiert.
»Jetzt gibt’s Ärger«, stellte Bill besorgt fest.
»Halt dich zurück!« zischte ich.
Auch der Empfangschef hatte die Männer gesehen. Er drehte sich aus Gamals Griff und redete hastig auf die Männer ein.
»Jetzt erklärt er ihnen, wer ich bin«, flüsterte der Oberst mir zu. »Passen Sie mal auf.«
Die Gorillas wurden sofort ruhiger. Ihre Haltung entspannte sich, und sie brachten sogar so etwas wie ein Lächeln zustande.
»Nun?« fragte Gamal.
Der Empfangschef hob die Schultern. Er wischte sich den Schweiß aus der Stirn und sagte: »Okay, Gentlemen, wir können es jetzt versuchen. Aber mit Ihrem Wunsch haben Sie wahrscheinlich meine Karriere zerstört.«
Bill und ich glitten ebenfalls von den Hockern.
»Wenn Sie mir bitte folgen wollen«, sagte der Empfangsmensch höflich.
Soweit kam es nicht.
Im selben Augenblick fielen die Schüsse.
»Das war draußen!« schrie ich und rannte los…
***
Sie kamen, als es dunkel war. Nutzten geschickt die Finsternis aus und schlichen ihrem Ziel immer näher. Niemand hörte sie, niemand sah sie, denn sie waren selbst Geschöpfe der Nacht und kannten sämtliche Schliche und Tricks.
Menschen, die an ihnen vorbeigingen, ließen sie in Ruhe. Die Mumien wollten keine Panik und auch keinen Aufruhr.
Aber der Rachetrieb steckte in ihnen wie ein böser, alles vernichtender Keim.
Samenis hatte ihn den Mumien eingepflanzt.
Die Ruhe des Pharaos war durch Frevler gestört worden. Der Fluch hatte sich nicht so entwickeln können wie vorgesehen. Und das sollten
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