0029 - Die Rückkehr des Rächers
Gittern. Sie wissen ja, was auf Grabraub steht. Und Ihre beiden italienischen Kunden haben wir ebenfalls geschnappt. Was meinen Sie, wie die auspacken?« Der Oberst lachte. »Die lassen Sie über die Klinge springen, daß es sich gewaschen hat, nur um nicht in unseren Gefängnissen zu landen. Auf frischer Tat ertappt, nennt man so etwas. Haben Sie etwas dazu zu sagen?«
»Ich… Ich möchte mit einem Anwalt sprechen.«
Der Oberst winkte ab. »Später vielleicht. Denken Sie daran, wo wir hier sind und welche Befugnisse ich habe.«
Naida hob die Schultern.
Gamal ließ ihn noch einige Zeit schmoren und meinte dann: »Allerdings könnten Sie Ihre Lage verbessern, mein Freund.« Er sprach fast im Plauderton, und Naida horchte auf.
»Was… Was muß ich tun?«
»Auspacken, Naida. Nur auspacken«, lautete die Antwort. »Sie erzählen uns alles. Vor allen Dingen wollen wir wissen, wo die Fundstätten liegen.«
Naida schluckte. Dann hob er den Kopf. Der Schweiß rann über sein Gesicht, sein Blick flackerte. »Bekomme ich wirklich Straferleichterung?«
»Erst reden Sie.«
Ich hielt dem Hehler einen Aschenbecher hin, damit er seine Zigarette ausdrücken konnte.
Man sah es ihm an, wie er sich einen innerlichen Ruck gab. Mit leiser Stimme begann er zu sprechen.
»Vor etwa zwei Jahren fing alles an. Wir suchten neue Fundstätten, weil auf dem Gräberfeld von Sakkara und in den Pyramiden nichts mehr zu holen war. Aber jeder Ägypter weiß, daß es in der Wüste noch zahlreiche Totenstädte geben muß. Und die galt es zu finden. Wir gingen mit der Suche systematisch vor. Außerdem saß uns die Zeit im Nacken. Unsere Kunden wollten Nachschub. Wir bestachen einen Ägyptologen, der sich in der Geschichte des Landes ausgezeichnet auskannte. Er berichtete uns von dem Magier-Pharao Samenis und warnte uns gleichzeitig, denn über der Totenstadt des Pharaos sollte ein Fluch liegen. Wo sein Grab sich befand, konnte er uns auch nicht sagen, er wußte nur, daß es irgendwo in der Galala-Wüste zu finden war. Ich rüstete mehrere Expeditionen aus, und wir hatten Glück.«
»Wo genau befindet sich das Grab?« schaltete ich mich ein.
»Ausgangspunkt ist Atfih, die Stadt am Nil. Von dort aus müssen Sie in Richtung Osten ziehen. Ich habe eine Karte in meinem Safe. Auf ihr ist alles eingezeichnet.«
Jetzt fragte Oberst Gamal: »Was geschah, als Sie die Gräber gefunden hatten?«
»Wir brachen sie auf.«
Gamal lachte. »Einfach so? Ist nichts passiert?«
»Nein.«
»Aber als Sie in die Grabkammer eindrangen, haben Sie doch sicherlich Hindernisse überwinden müssen. Fallen, zum Beispiel.«
»Meine Leute haben nichts davon bemerkt. Sie drangen bis in die äußeren Grabkammern vor.«
»Und die Mumien? Wo haben Sie die gefunden?«
»Sie lagen in den Grabkammern. Aber meine Männer haben sich nicht getraut, sie anzufassen.«
»Warum nicht?«
Naida schluckte. »Sie lagen in gläsernen Särgen«, erwiderte er leise. Bill, Gamal und ich schauten uns an. Gläserne Särge in einer Pyramide? Unwahrscheinlich, aber wenn Naida dies behauptete, dann stimmte es wohl.
»Weiter!« forderte Gamal den Hehler auf. Das Verhör wurde in englischer Sprache geführt, so daß Bill und ich alles verstanden.
»Meine Leute nahmen nur das, was sich in den Kammern befand. Die Mumien ließen sie in Ruhe.«
»Was geschah mit Samenis?«
Naida hob die Schultern. »Ihn haben meine Leute nicht zu Gesicht bekommen.« Der Oberst schaute uns an. »Was halten Sie davon, meine Herren?«
»Ziemlich viel«, erwiderte ich, und mein Freund Bill Conolly nickte bestätigend. »Wir sollten uns die Karte ansehen«, schlug ich vor.
»Sie liegt im Panzerschrank. In der untersten Schublade«, erklärte uns der Hehler. Bill holte sie. Er übergab sie dem Oberst, der sie einsteckte. Gamal versuchte, noch einiges aus dem Hehler herauszubekommen, doch Naida wußte auf die Fragen keine Antwort. Er war nie in dem Gebiet gewesen.
Wenig später wurde er abgeführt.
Der Oberst, Bill und ich arbeiteten einen Schlachtplan aus. Es lag auf der Hand, daß wir dieser geheimnisvollen Totenstadt einen Besuch abstatten würden. Und zwar schon am nächsten Tag. Doch vorher wollten wir noch ein paar Stunden schlafen, um ausgeruht die beschwerliche Arbeit anpacken zu können.
Gamal versprach, sich um die organisatorischen Dinge zu kümmern. Ich wußte, daß wir ihm in dieser Hinsicht hundertprozentig vertrauen konnten.
Bill und ich aber fuhren zum Hotel.
***
Am nächsten Morgen
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