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0029 - Die Rückkehr des Rächers

0029 - Die Rückkehr des Rächers

Titel: 0029 - Die Rückkehr des Rächers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dicker durch unsere Adern fließen ließ.
    Wie die berühmte Ruhe vor dem Sturm, dachte ich.
    »Ich seh’ mich mal etwas um«, sagte ich zu den anderen. »Ich will wenigstens den Eingang zur Pyramide finden.«
    »Bleiben Sie hier!« rief Gamal.
    Ich lächelte. »Warum?«
    Gamal schnüffelte. »Riechen Sie nichts, Sinclair? Etwas liegt in der Luft. Es wird zu allem Unglück noch einen Sturm geben. Haben Sie schon einmal in einem Sandsturm gesteckt?«
    »Nein.«
    »Dann danken Sie Ihrem Gott. In ein paar Minuten wird es losgehen. Sie merken kaum etwas. Plötzlich, von einem Augenblick zum anderen, ist er da.«
    »Aber eine kurze Strecke werde ich bestimmt schaffen.« Mein Lächeln fiel optimistisch aus, doch im nächsten Augenblick erstarb es mir buchstäblich auf den Lippen.
    Das Heulen und Tosen kam wie der Blitz aus heiterem Himmel. Und dann befanden wir uns mitten in einer Hölle…
    ***
    Im Nu sahen wir die Hand nicht mehr vor Augen. Obwohl sich meine Gefährten nur wenige Schritte von mir entfernt befanden, erkannte ich nicht einmal ihre Umrisse.
    Eine Bö packte mich und warf mich um.
    Ich schaffte es nicht, mich dagegenzustemmen, die Beine wurden mir weggerissen, und ich fiel zu Boden. Tonnenweise wurde Sand in den Talkessel geschüttet. Es heulte, pfiff und jaulte um mich herum. Meine Hand fuhr in die Hosentasche, zerrte das Taschentuch hervor, und ich preßte mir den Stoff gegen den Mund. Normal atmen konnte ich kaum. Der feinkörnige Sand hätte mir Mund und Nase gefüllt und mich an den Rand des Erstickungstods gebracht.
    Es war grausam, unbeschreiblich.
    Gekrümmt lag ich am Boden. Der Sturm zerrte an meiner Kleidung und überhäufte mich mit Sand. Die Körner, die mit großer Gewalt gegen mich geschleudert wurden, bissen und kratzten. Sie peinigten mich wie blutgierige Insekten.
    Die ersten Minuten gingen vorüber. Irgendwann wurde mir bewußt, daß ich hier nicht liegenbleiben konnte. Der Sand würde mich zuschütten.
    Ich mußte zu meinen Freunden.
    Mühsam wühlte ich mich aus dem schweren Sandberg, preßte mit der linken Hand weiterhin das Tuch gegen den Mund und kroch – nur auf meinen rechten Arm gestützt – in Richtung Felswand. Wenigstens nahm ich an, daß dort meine Gefährten lagen.
    Sehen konnte ich nichts. Nicht nur der feinkörnige Sandvorhang beeinträchtigte die Sicht, auch war es finster geworden. Die Sonne, das Tal, die Pyramide – alles lag hinter einem grauen Vorhang.
    Wieder traf mich eine mörderische Bö. Sie kam direkt von vorn, peitschte mir ins Gesicht und drückte mich zu Boden. Ich wälzte mich um die eigene Achse, krümmte den Körper wie ein Fragezeichen und bot dem Sturm so wenig Widerstand wie möglich. Trotz des Taschentuchs war mir Sand in den Rachen gedrungen. Ich hustete, keuchte und spuckte. Mir wurde übel.
    Luft, verdammt, warum bekam ich denn keine Luft? Ich sehnte mich nach frischer Luft, doch was jetzt in meine Lungen drang, war trockene Backofenwärme, die meine Atemwege malträtierte und mich an den Rand der Verzweiflung trieb.
    Ich hatte einiges über Sandstürme gelesen. Aber daß ich selbst mal in einem stecken würde, daran hatte ich nicht im Traum gedacht. Dieser Sandsturm war die reinste Hölle, und ich hatte plötzlich Angst, ihn nicht zu überleben.
    Ich kroch weiter, ließ mich nicht unterkriegen, sammelte sämtliche Kräfte und kämpfte gegen die mörderische Natur an. Irgendwie kam ich von der Stelle. Ich wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war, meinte aber, meine Gefährten längst erreicht zu haben.
    Doch das war nicht der Fall.
    War ich vielleicht in eine falsche Richtung gekrochen? Hatte ich mich von der Felswand entfernt?
    Ich wußte es nicht. Um mich herum tobte die Hölle. Das Jaulen und Pfeifen hatte noch zugenommen. Nach meiner Ansicht war der Sandschleier dichter geworden.
    Ich wagte es nicht, meine Augen zu öffnen. Im Nu hätte ich sie voller Sand gehabt.
    Verzweifelt kroch ich weiter. Ich mußte doch irgendwo Schutz finden. Herrgott, ich mußte es…
    Mein Gesicht brannte. Ich hatte das Gefühl, die Haut würde in Fetzen herabhängen und der Sand dabei gegen das rohe Fleisch klatschen.
    Ich vergaß alles.
    Meinen Auftrag, die Pyramide, die Mumien, den Magier-Pharao. Ich wollte nur eins.
    In dieser verdammten Hölle überleben!
    Am schlimmsten war das Gefühl der Hilflosigkeit. Dieses Ausgeliefertsein, dieses Sich-nicht-wehren-können gegen die Kräfte der Natur. Wieder einmal erlebte ich, wie hilflos ein Mensch sein kann.
    Diese

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