0029 - Die Rückkehr des Rächers
mich. Müde hob Bill den Arm und winkte.
Ich grüßte zurück.
Dann kroch ich auf allen vieren los. Um aufzustehen, war ich einfach zu schwach.
Ich holte die Waffe der Mumie – eine Lanze – und zog sie mit durch den Sand. Mein Gesicht brannte noch immer wie ein wildes Feuer. Ich mußte schrecklich aussehen.
Aber Bill und Achmed Gamal erging es nicht anders. Ihre Haut war kochend rot und an einigen Stellen aufgerissen. Blutstropfen schimmerten dort wie winzige rote Perlen.
Bill reichte mir den Wasserkanister.
Ich trank und schluckte. Der Mund füllte sich mit der lauwarmen, aber doch so köstlichen Flüssigkeit.
Endlich konnte ich sprechen.
»Ich dachte, du hättest es nicht geschafft«, flüsterte Bill.
»Unkraut vergeht nicht.«
Gamal deutete auf die Lanze. »Was ist das?«
Ich erklärte es den beiden.
Sie bestaunten mich wie ein Weltwunder aus der Antike. »Dann hast du es tatsächlich geschafft, trotz des Sandsturms noch dieses verdammte Monster zu besiegen?« krächzte Bill.
Ich nickte.
»Jetzt sind noch drei Mumien übrig«, sagte der Oberst.
»Und Samenis.« Den Pharao vergaß ich nicht. Ich drehte den Kopf und schaute über das Tal.
Der Sandsturm hatte die Landschaft verändert. Von der Piper war kaum etwas zu sehen. Nur noch die Spitze der rechten Tragfläche ragte aus dem braungelben Berg. Auch die Felsen und riesigen Quader der Pyramide lagen unter dem Sand begraben.
Ich sah neue Dünen und Täler. Eine völlig veränderte Landschaft.
Gamal hob den Wasserkanister hoch und schüttelte ihn. Dem Geräusch des schwappenden Wassers nach zu urteilen war er nur noch halb voll.
»Das reicht höchstens für einen Tag«, erklärte er.
Bill Conolly rieb sein Gesicht mit einer Salbe aus der Bordapotheke ein. Wir taten es ihm nach.
Ich wandte mich an Gamal. »Besteht Aussicht auf Rettung? Ich meine, weiß Ihre Dienststelle, wo Sie sich befinden?«
»Gesagt habe ich es.«
»Dann stehen die Chancen fünfzig zu fünfzig, daß wir gefunden werden?«
»So rechnet nur ein Optimist.«
»Sie werden lachen, das ist er«, sagte Bill. »Sonst wäre er nicht mehr am Leben.«
Die Salbe kühlte mein Gesicht und betäubte die Schmerzen.
Ich suchte die Sonne. Sie neigte sich bereits dem Horizont entgegen. Trotzdem war dieser Kessel noch immer eine Bruthölle.
Bill sagte: »Nun sind wir wieder dort, wo wir schon einmal waren.«
»Nicht ganz«, erwiderte ich.
»Wieso?«
»Sieh mal zu dem hohen Felsen hin.«
Der ehemalige Reporter schaute in die von mir gewiesene Richtung. Auf dem höchsten Punkt der Felswand standen sie wie drei Denkmäler.
Die restlichen Mumien!
»Da sind sie also«, flüsterte der Oberst. Eine Gänsehaut rann über seinen Körper.
Die Mumien waren nicht allein. Jede von ihnen stand neben einem skelettierten Kamel. Sie starrten in das Tal, schwangen sich dann wie auf ein geheimes Kommando auf ihre Tiere und ritten an.
Sekunden später waren sie verschwunden. Es mußte einen geheimen Weg geben, der ins Tal führte.
»Damit ist klar, daß sie nicht vorhaben, uns wieder laufenzulassen«, sagte Bill und sah mich dabei an.
Ich gab meinem Freund recht. Wir hockten in diesem Kessel wie in einer Rattenfalle…
***
In Atfih, der eigentlichen Ausgangsbasis unserer Wüstenoperation, begann man sich verständlicherweise Sorgen zu machen. Achmed Gamal hatte die zuständigen Behörden dort informiert. Auf dem Feldflughafen wurde eine Landebahn freigehalten, und der Funker hockte in seiner Baracke in steter Bereitschaft. Der letzte Funkspruch war bereits seit einer halben Stunde überfällig. Der Funker dachte nach. Er war Soldat und daran gewohnt, seine Vorgesetzten zu informieren, wenn mal etwas nicht stimmte. Nur nicht auf eigene Faust handeln, so drückte man sich wenigstens vor der Verantwortung. Der Vorgesetzte hieß in diesem Fall Leutnant Al-chim. Auch er wußte mittlerweile, daß die Maschine überfällig war. Als der Funker sein Büro betrat, fragte Al-chim sofort: »Was Neues?«
»Nein!«
Der Leutnant sprang auf. »Geben Sie eine vernünftige Antwort!« schrie er. »Ich will Genaues wissen.«
Erschreckt zuckte der Funker zusammen. Dann rasselte er seine Meldung herunter. Al-chim hörte zu, zwirbelte dabei seinen Oberlippenbart und fluchte, während der Funker rückwärts ging. Mit auf dem Rücken gefalteten Händen wanderte der Leutnant im Büro auf und ab. »Dagegen müssen wir doch was unternehmen, zum Henker!«
»Ich… ich… kann’s noch mal versuchen«, schlug der Funker
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