0029 - Ich, das Gift und Mister X
Sie nicht, mich zu bluffen. Ich bin kein Trottel und an Ihren Antworten merke ich sofort, ob Sie mir etwas vormachen…«
»Lange Reden!« Ich schnitt dem Edelgangster die Ansprache ab. »Schießen Sie los!«
»Was hat euch Orlesville erzählt?«
»Ein paar interessante Sachen. Zum Beispiel hat er über einen Mann gesprochen, den Jones Trowe ausschalten sollte.«
In den Augenlöchem der Maske glitzerte es blitzartig auf… ich hatte also ins Schwarze getroffen.
»Erpresser können bei mir nicht landen!«, sagte Mister X langsam. »Dieser Crany hätte sich lieber um seine eigenen Angelegenheiten kümmern sollen. Jetzt weiter: Was hat euch Orlesville sonst noch verraten?«
»Er redete von ein paar Schnellbooten, einem Dakotaflugzeug und einem Wasserflugzeug und…«
»Er hat eine Dakota vergessen.«
»Es kam ihm wohl auf eine mehr oder weniger nicht an«, dämpfte ich den Stolz des Maskierten. »Die Dakotas sind ja auch nicht so wichtig wie das Wasserflugzeug, nicht wahr? Die große Schwierigkeit ist schließlich die schnelle Übernahme der Ware von dem Frachter und…«
»Es war doch verdammt gut, dass ich Trowe erledigte«, entfuhr es Harris.
»Halt’ den Mund, Mann!«, bellte ihn Mister X an. »Was hat Ihnen Keen gesagt, Cotton?«
»Zum Beispiel, dass Harris ihm befohlen hat, uns mit einer Tommy Gun umzubringen.«
»Weiter, weiter!«
»Über Poker-Di hat er auch geredet. Zum Beispiel über die Herzgeschichte, die Orlesville hatte.«
Mister X fuhr kaum merklich zusammen. Seine Augen waren sehr schmal geworden, und seine nächste Frage ließ etwas länger auf sich warten.
»Was hat er darüber gesagt?«
»Dass Poker-Di vergiftet wurde.«
»So? Hat er das gesagt?« Der Maskierte lachte gepresst. »Well, G-man, Bill Keen hatte recht, denn-Trowe selbst hat seinem alten Freund das Gift gebracht. Es war ursprünglich für Jones Trowe bestimmt, aber er gab es weiter. Was gibt es sonst noch, Cotton?«
»Nichts!«
Ich wusste, dass es lebensgefährlich war, dieses Wort auszusprechen, aber ich vertraute auf unseren guten Stern. Meine fast gemütlich gegebene Antwort verfehlte denn auch ihre Wirkung nicht und irritierten den Gangster so, wie ich es gewollt hatte.
»Ihr habt eure Kenntnisse natürlich schriftlich festgehalten, wie?«, kam es gedehnt hinter der Maske hervor.
»Natürlich - Wir haben auch darauf hingewiesen, dass vielleicht jetzt öfters irgendwelche Männer an einem schnellen Herzleiden sterben und dass man…«
»Wo liegen die Unterlagen darüber?«
»In meinem Schreibtisch im Office.«
»So?«
»Ja, so! Unsere Leute wissen außerdem auch, dass wir hier irgendwo im Hafen sind!« .
»Sie bluffen doch nur!«, sagte Mister X verächtlich. »Das ist doch gar nicht möglich.«
»Das ist aus zwei Gründen sehr wohl möglich!«, sagte ich grinsend. »Erstens wollten wir sowieso zum Hafen, und zweitens hat mich ein Cop erkannt, an dem wir fünf Minuten von hier vorbeigefahren sind. Sobald die offizielle Vermisstenmeldung an die Streife geht, wird sich der Beamte an die Begegnung erinnern. Da wir uns aber alle dreißig Minuten telefonisch bei der Zentrale zu melden haben, wird die Vermisstenmeldung inzwischen schon herausgegangen sein.«
Die Lippen des Mannes wurden schmal. An seinen Augen sah ich, dass er fieberhaft überlegte.
»Bringt sie auf das B-Boot, Charley!«, befahl er plötzlich. »Los, beeilt euch, wir können sie nicht fertig machen, ehe wir nicht ihre Unterlagen haben. Nehmt das Boot, das wird niemand kontrollieren.«
Hoppla! Irgendwo in meinem Kopf schnappte etwas ein. Diese Bemerkung würde ich mir ewig merken.
»Sie werden jetzt im Districtgebäude anrufen, Cotton!«, befahl Mister X. »Geben Sie die verabredete Meldung durch! Wenn Sie sich weigern, oder wenn mir ein Wort nicht gefällt, dann…«
Mit seiner elegant behandschuhten Rechten zog der Maskierte einen Browning und richtete ihn auf meine Gürtellinie. Charley Harris hielt die ganze Zeit einen Colt in der Faust, der auch schon auf mich zeigte.
Ich ging langsam zum Telefon. Mister X ging mit. Ich wählte die Nummer vom Hauptquartier, bekam die Vermittlung und ließ mich mit meinem Chef verbinden.
»Hallo, Chief, hier spricht Cotton«, sagte ich ruhig.
»Oh, hallo! Ist alles in Ordnung?«
»Bestens in Ordnung, Chief! Wir kommen gut voran mit der Hafensache. Ich kann nicht lange sprechen, wir haben gerade jemanden im Blickfeld, der… ich muss jetzt Schluss machen, Chief! So long!«
»So long, Cotton!«
Ich
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